Rezension zu "Gefährliche Nähe" von Joanna Briscoe
Eine Künstlerkolonie im Südengland der 70er Jahre: Dora, Lehrerin an einer alternativen Schule, einen kreativen Ehemann an ihrer Seite, hat hier ihren Lebenstraum verwirklicht. Ihre Tochter Cecilia hingegen möchte vor dieser Freizügigkeitskultur am liebsten davonlaufen. Nichts wünscht sie sich sehnlicher, als die Töpfer- und Kletterkurse gegen klare Regeln und klassische Uniformen einzutauschen. Als der Englischlehrer James Dahl, Absolvent einer Eliteuniversität, an ihre Schule kommt, verbreitet er erstmals eine Aura der klassischen Bildung und Eleganz in Cecilias Welt. Dora nimmt das Schwärmen ihrer Tochter nicht ernst, sie ist selbst viel zu sehr mit ihrer eigenen Gefühlswelt beschäftigt: Nach Jahren einer erfüllten Ehe fühlt sie sich ausgerechnet zu Dahls weltläufiger, charismatischer Frau hingezogen. Sie bemerkt nicht, dass die Schwärmerei ihrer Tochter mehr und mehr Grenzen überschreitet.
Meine Zusammenfassung & eigene Meinung:
Zu Beginn bleibt das Buch etwas farblos, wie ich finde, doch später ändert sich dies. Die Geschichte an sich finde ich sehr schön, da es keine gewöhnliche Liebesgeschichte ist und dies macht es spannend für den Leser. Die Idee der verbotenen Liebe konnte ich gut nachvollziehen und ich konnte mich meistens gut in die Protagonistin Cecilia hineinversetzen auch wenn sie manchmal etwas "blass" beschrieben wurde, was es. Spontanität und Entscheidungen nach Gefühl machen ihr Angst, doch sie tut es in Hinsicht auf James Dahl trotzdem. Sie ist eine starke und schwache Person zu gleich und genauso ist sie einem sympathisch und unsympathisch. Der Lehrer James Dahl war sehr gut beschrieben, die Autorin hat es geschafft ihn in Worte zu packen, sodass ich ein sehr deutliches Profil von ihm im Kopf hatte, doch trotzdem muss man ihn erst mal durchblicken bevor man urteilt. Er war mir sehr symphatisch. Doch kamen sehr wenig Handlungen und Momente zwischen James und Cecilia vor, was ich sehr schade finde, gerade bei dem Wichtigkeitsgrad der beiden Personen.
Die zusätzliche Idee der Autorin, von der großen Leidenschaft, die sich zwischen Cecilias Mutter Dora und James Frau Elisabeth entwickelt finde ich super, da es mal was ganz anderes ist. Doch kommen auch zwischen diesen zwei tollen Charakteren leider zu wenige Szenen vor und wenn dann immer sehr kurze Momente, die sehr schnell wieder vorbei sind. Dies machte es mir sehr schwer, diese beiden Frauen, auf die ich sehr neugierig war besser kennenzulernen. Was mir etwas gefehlt hat, war ein Stück Liebe. Man wusste natürlich das es eine Liebe oder Leidenschaft zwischen den Figuren gibt, jedoch wusste man es nur, weil die Autorin es erwähnt hat. Es hätte der gesamten Geschichte das gewisse Etwas gegeben, wenn man es gespürt hätte das es zwischen den Figuren kribbelt. Die Schauplätze im Buch sind super beschrieben, sodass man gut informiert ist und es sich bildlich gut vorstellen kann.
Fazit:
Es ist eine sehr interessante Geschichte aber leider auch mit sehr viel ungenutztem potenzial. Ich fand das Buch dennoch gut aber es hätte noch viel besser sein können mit etwas mehr Liebe zum Detail. Ich empfehle dieses Buch jedem, der mal Lust hat, etwas anderes zu lesen.