Cover des Buches The Casual Vacancy (ISBN: 9780316228541)
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Rezension zu The Casual Vacancy von Joanne K. Rowling

Ein Brodeln unter der Oberfläche - "The Casual Vacancy"

von November vor 10 Jahren

Kurzmeinung: Völlig anders. Ohne Frage - aber ausgezeichnet!

Rezension

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Novembervor 10 Jahren
Wie wohl so manch anderer Leser schlug ich mit gemischten Gefühlen Rowlings "The Casual Vacancy" auf. Einerseits war ich neugierig, wie sie sich außerhalb der Jugendliteratur machen würde, andererseits war ich skeptisch aufgrund so zahlreich polarisierender Rezensionen. Schon nach den ersten paar Seiten wurde mir Folgendes klar: Diese Frau ist eine hervorragende Schriftstellerin! Ihr Schreibstil bereitet mir absolutes Lesevergnügen und spricht mich auf allen Ebenen an. Rowling möchte ich mittlerweile nur noch im Original lesen, denn sie ist eine grandiose Erzählerin und ich möchte nicht riskieren, mit einer Übersetzung Abstriche in der Qualität machen zu müssen. Der bereits viel diskutierte Gebrauch derber Worte war anfangs wirklich etwas befremdlich, weil man so etwas nicht von ihr gewohnt war. Aber wer möchte schon in eine Schublade gesteckt werden? Abgesehen davon, macht es ihre Charaktere authentisch und greifbarer.

Nachdem völlig unerwartet ein Platz im Gemeinderat der pittoresken Kleinstadt Pagford frei wird, beginnt ein Kampf um das unbesetzte Amt, der so manche schmutzigen Geheimnisse und Einstellungen ansässiger Familien zum Vorschein bringt. In nicht allzu langer Zeit bröckeln die perfekten Fassaden unter der Last schwelender Antipathie, Selbstbezogenheit und folgenschwerer Vernachlässigung. Feindseligkeiten aller Art bahnen sich ihren Weg ans Tageslicht.

Zugegeben, dieses Buch beherbergt eine Menge trauriger, gewalttätiger und intriganter Ereignisse - doch es hat mindestens ebenso viel schwarzen Humor und Herz zu bieten. Es ist kein linearer Plot, der den Lesern erwartet. Vielmehr lässt sich die Geschichte mit einem Gemälde vergleichen, auf dem man nach und nach immer mehr Details, kleine Risse und übermalte Motive auszumachen vermag, die einem auf den ersten Blick entgehen. Rowling gibt uns eine Palette an Perspektiven, die dazu beitragen, ein vielschichtiges Bild der Kleinstadtgemeinde zu zeichnen. Sie gewährt Einblicke in die unterschiedlichsten Gedankenwelten von Alt und Jung, sowie Mittelklasse-Bürgern und Sozialhilfeempfängern, Familienoberhäuptern und hormongesteuerten Individuen. Für meinen Teil kann ich sagen, dass ich "The Casual Vacancy" als gelungen und lesenswert einstufe. Nicht viele können ein vermeintlich einschläferndes Gemeindeleben so eindrucksvoll wortgewandt und ungeschminkt präsentieren.
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