„Literaturwerkstatt- kreativ“ stellt vor
„Fahrräder für Utrecht“ von Jochen BaierHaukes Großvater Heinrich liegt im Sterben und erzählt seinem Enkelsohn von seiner Zeit während des 2. Weltkrieges in den Niederlanden und wie sehr er sein damaliges Handeln und seine Entscheidungen bereut. Er war damals unter anderem für die Registrierung der verhafteten Juden verantwortlich und für die Beschlagnahmung der Fahrrädern, die später dann zu Panzern eingeschmolzen wurden. Außerdem erfährt Hauke, dass sein Opa während dieser Zeit - mit Linda einer Niederländerin - ein Verhältnis hatte, diese aber sitzen ließ, als er erfuhr, dass sie schwanger ist.
Nachdem der Großvater nun gestorben ist, möchte Hauke die Schuld seines Opas wieder gut machen und organisiert mit Lars und Safi eine Fahrradtour. Sie startet im Sauerland, weiter durchs Ruhrgebiet bis nach Utrecht. Der Slogan dieser Aktion lautet: „Wir geben den Holländern ihre Fahrräder zurück“. Dieser Fahrradtour schließen sich immer mehr Teilnehmer an und so kommen sehr interessante Begegnungen aber auch bewegende Gespräche zustande.
Ein Roadtrip der ganz besonderen Art !!!
Fazit:
Aufmerksam geworden bin ich auf dieses Buch durch den Titel und das dazu passende sehr ansprechende Cover. Da ich selber familiäre Verbindungen in die Niederlande habe und auch viele Sommer auf einem Niederländischen Campingplatz verbrachte, war das Thema für mich sehr interessant. Zudem erlebte ich noch in den 80er Jahren Anfeindungen einiger, vor allem älterer Niederländer.
Jochen Baier hat eine absolut interessante Idee kreiert, in dem er – sozusagen - durch ein Roadmovie den Niederländern ihre Fahrrad zurückbringt. Er lässt die Frage wieder aufleben, die eine ganze Generation von Kindern in Deutschland nach dem 2. Weltkrieg ihren Vätern gestellt hatte: „Vater was hast Du im Krieg gemacht“ ? Das Thema regt natürlich zum Nachdenken an und konfrontiert einen mit der deutschen Nazi-Vergangenheit. Dabei schafft der Autor es gekonnt, Vergangenheit und Gegenwart auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Das eigentliche Thema, „Wiedergutmachung einer alten Schuld“ wird vom Autor sehr gut aufgegriffen und - im Großen und Ganzen - ohne erhobenen Zeigefinger – sehr treffend dargestellt.
Der Roman ist leicht und flüssig zu lesen, an manchen Stellen ein kleines bisschen langatmig, das wird jedoch durch den humorvollen Erzählstil des Autors wieder wettgemacht. Die Hauptcharaktere sind allesamt gut herausgearbeitet und vor allem sehr positiv dargestellt.
Jochen Baier ist sein Debütroman ausgesprochen gut gelungen, wobei es - aus meiner Sicht - schon noch Luft nach oben gibt !!!
Autor:
Prof. Dr. Jochen Baier, Jahrgang 1969, arbeitet als Professor für Englische Literatur, Landeskunde und Didaktik an der Pädagogischen Hochschule in Schwäbisch Gmünd. Neben William Shakespeare und Tennessee Williams gehören die Themen Körpersprache und E-Learning zu seinen Schwerpunkten. Freiberuflich arbeitet er zudem als Coach und Supervisor. Jochen Baier lebt in Köln.
LangenMüller Verlag (10. Juli 2017) / Roman / Klappenbroschur /
336 Seiten / 24,00 Euro / ISBN: 978-3-7844-3422-3
https://literaturwerkstattkreativblog.wordpress.com/2018/04/08/fahrraeder-fuer-utrecht/
Besten Dank an den "Langen Müller Verlag" für das Rezensionsexemplar.