Cover des Buches Ein feiges Attentat (ISBN: 9783886273683)
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Rezension zu Ein feiges Attentat von Jochen Bender

Wer schoss wirklich?

von mabuerele vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Spannender Krimi, der Vergangenheit und Gegenwart verbindet.

Rezension

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mabuerelevor 9 Jahren

Kriminalhauptkommissarin Anita Schenk und Kriminaltechniker Karl-Heinz Campes aus Stuttgart werden zum Polizeipräsidenten bestellt. Anwesend ist auch der Innenminister. Zuerst werden die Ermittlungserfolge gelobt, dann erhalten sie einen neuen Auftrag. Der Mord an Dr. Harald Brugger im Herbst 1977 ist bisher nicht vollständig aufgeklärt, obwohl drei Mitglieder der RAF dafür inhaftiert wurden. Nun soll der Fall neu aufgerollt werden. Anita hätte den Fall am liebsten abgelehnt, aber sie hat keine Chance. Die Zusammenarbeit mit der Politik ist eigentlich nicht ihr Gebiet.

Der Autor hat einen komplexen Kriminalroman geschrieben. Gleich zu Beginn werden die unterschiedlichen Handlungsorte und die wichtigsten Protagonisten vorgestellt. Außerdem gibt es eine Rückblende in das Jahr 1977. Das Attentat wird detailgenau dargestellt. Als Leser glaubte ich, über den Mörder das Wichtigste zu wissen.

Anita Schenk ist eine ehrgeizige Polizistin. Trotzdem ist sie Mensch geblieben. Sie setzt sich für die Mitglieder ihres Teams ein. So hatte sie auch dafür gesorgt, dass Berger, den man für den Tod zweier Serben verantwortlich machte, kurzfristig den Dienst quittieren durfte. Doch die Vergangenheit holt Berger ein.

Nach und nach werden die verschiedenen Handlungsstränge zusammengeführt. Dabei zeigt es sich, dass die Vorgänge von 1977 bei weitem nicht so klar sind, wie es scheint. Akten des Verfassungsschutzes werden unterschlagen und tauchen wieder auf. Plötzlich gibt es eine völlig neue Spur. Ein Mord in Esslingen tangiert die Ermittlungen.

Das Buch ist spannend geschrieben. Es verlangt ein konzentriertes Lesen, um die unterschiedlichen Handlungsstränge nicht aus den Augen zu verlieren. Der Handlungsverlauf wird zügig geschildert. Es wird deutlich, dass viele nicht mit offenen Karten spielen. Sie möchten über ihre Vergangenheit den Mantel des Schweigens breiten. Rache ist ein starkes Motiv, das sich durch das gesamte Buch zieht.

Der Autor hat es geschickt verstanden, durch manche kurze Episoden Einblicke in die Psyche seiner Protagonisten zu geben. Erst am Ende wird klar, welche Rolle manch Handelnder im großen Verwirrspiel innehatte.

Die Geschichte hat durchaus Parallelen in der Gegenwart. Entsprechende Anspielungen auf den NSU-Prozess sind deshalb gewollt. Es geht um die Strukturen des Verfassungsschutzes und mögliche Fehlentwicklungen.

Das Cover passt zur Handlung.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es war eine gekonnte Kombination aus fesselnden Krimi und politischen Verstrickungen. Sein und Schein waren bis zum Schluss schwer auseinanderzuhalten. Recht und Gerechtigkeit sind manchmal zwei Seiten einer Medaille.

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