LESE - Distanz: 7 Episoden bis zum Attentat.
von karatekadd
Kurzmeinung: Lesedistanz: Sieben Episoden. Neue Geschäftsidee für E-Books? Spannender Thriller mit Techno - Bestandteilen und wenigen Ungereimtheiten.
Rezension
Es gibt doch immer wieder erstaunliche Versuche auf dem Buchmarkt. Zum Beispiel beim E-Book. Ein Jochen FRECH hat da gleich einen Mehrteiler angeboten. Wenn der geneigte Leser aber denkt, es handele sich hier um eine Reihe mit Bänden von mehreren 100 Seiten, dann hat ser Leser oder die Leserin sich geirrt.
Die Episode 1 gab es schon mal gratis. TÖDLICHE DISTANZ – DIE VERSCHWÖRUNG. Teil 1 der E-Book-Reihe. Einhundert63 Seiten.
Wir lernen eine Gruppe von Milliardären kennen, welche sich „Wahre Freunde von Amerika“ nennen. Und einen Elitesoldaten des britischen Special Air Service (SAS) auf einem illegalen Kampfeinsatz in Kuwait / Irak im Jahre 1991.
Erstere versuchen, das PHANTOM, den meistgesuchten Profikiller der Welt zu erreichen und mit einem Auftrag zu versehen. Es geht gegen die neugewählte Präsidentin der Vereinigten Staaten.
Und dann ist da noch Linda Pieroth, eine Kriminaloberkommissarin, die immer tiefer in den sich entwickelnden Schlamassel reintauchen muss. Wobei sie von ihrem Freund Max unterstützt wird.
Zur ersten Episode lässt sich erst mal nur sagen, dass der Autor, eine ehemaliger SEK – Beamter, der wohl heute in der Einsatzplanung einer Polizeidirektion beschäftigt ist, vor allem ein Buch gelesen haben muss, nämlich BRAVO TWO ZERO von ►Andy McNab, (► Film) welcher eine ähnlichen Einsatz im Golfkrieg I erlebte und ebenfalls in Gefangenschaft geriet.
Auf jeden Fall ist die erste Episode schon mal so spannend, dass ich mich gezwungen fühlte, Episode 2 und 3 für jeweils 2,99 € in der Onlinebuchhandlung, die ich meist benutze, zu erwerben und auf meinen Reader herunter zu laden. Also, sechs mal 2,99 sind fast 18 €uronen, für ein E-Book ist das ganz schön fett, finde ich, aber die Geschäftsidee scheint zu klappen. Zumindest bei mir.
Was nun brachte Episode 2? Die brachte, was sie im Titel versprach, einen KOLLATERALSCHADEN. Das heißt bekanntlich, es müssen ein paar Leute über die Klinge springen. Vor allem deshalb, weil der Killer namens Virgil DURANT (nein, der ist nicht mit Andreas FRANZ´ Julia liiert) für einen Distanzschuss ein besonderes Waffensystem bracht, mit dem er mindestens 2000m weit genauestens schießen kann. Mit einer irrsinnigen Munition übrigens, die zufällig der bereits genannten, zurzeit suspendierten Polizistin währen eines Arbeitseinsatzes auf einem Sportschießstand (!) auffällt. Episode 2 hat übrigens 140 Seiten, falls diese Information jemanden interessiert.
Auch Episode 3 hat es in sich. Allerdings fängt der Profikiller an, Fehler zu machen. Dies ist ungewöhnlich, denn bisher ist er wie gesagt ein Phantom. Seine Fährte, DIE FÄHRTE DES WOLFS nimmt Linda Pieroth auf.
In Episode 4 geht es um eine GEFÄHRLICHE BEDROHUNG, denn die „Wahren Freunde Amerikas“ haben sich wohl gehörig überschätzt. Inzwischen spielt auch der israelische MOSSAD mit. Und der Killer weiß plötzlich, dass ihm da eine deutsche Polizistin immer mehr auf die Pelle rückt.
DIE GEHEIME ALLIANZ, so heißt Episode 5. Die Geschichte wird blutiger, Killer und Verfolger rücken sich näher. Ständig droht ein „blutiges Schachmatt“…
Virgil Durant hat ein Beweisstück liegen lassen bzw. verloren. Es ist DER BLAUE SCHMETTERLING. So hat der Autor die sechste Episode benannt. Der exotische Falter weist auf französisch – Guayana hin. Das ermittelt KOK´in Linda Pieroth, immer noch suspendiert auf eigene Faust in der Schweiz. Dort hat sie auch herausbekommen, was für ein Waffensystem zum Munitionsfund gehört.
Ein G20 Gipfel steht bevor. KEHL ist der Schauplatz und die Brücke über den Rhein. Wie weit kann man einen solchen exponierten Platz schützen gegen einen Schützen, der 2500 m überbrücken will? Doch Lisa muss weiter auf eigene Faust handeln.
Zwangläufig heiß Episode 7 DAS ATTENTAT. Wieviele Fehler macht Virgil Durant alias Liam noch? Kann Linda Pieroth, unterstützt vom Computergenie Max, dessen Kommunikationsexperten Thierry und dem israelischen „Schläfer“ Aaron Roth den Attentäter stoppen?
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Interessant: Zu Beginn jeder Episode wird vor einem CIA – Untersuchungsausschuss, welcher in Straßburg (?) tagt, eine Person zum Hergang des Attentats befragt. Vierundzwanzig Monate nach dem Attentat ist Linda Pieroth geladen. Man bewundert sie, denn ohne sie wäre die weltweit (?) beliebte Jillian „Kiki“ Blair nur noch eine tote Expräsidentin der USA gewesen.
Dadurch verrät der Autor durchaus immer ein Stück der Handlung im Voraus, aber dies tut der Spannung keinen Abbruch, eher ist das Gegenteil der Fall.
Zwei Dinge haben mir nicht gefallen: Der Attentäter, in dem man schnell den britischen SAS – Mann vom Anfang erkennt, macht zu viele Fehler. Außerdem hat er einen psychischen Knacks. Er steigert sich viel zu sehr in diesen seinen letzten (?) Auftrag hinein, dies hat er vorher noch nie gemacht. Allerdings haben die Gefangenschaft und die Folterungen im Irak wohl doch Spuren hinterlassen. Vermutlich war aber genau dies die Absicht des Autors, der Showdown betrifft auch das Leben des Attentäters selbst.
Jochen Frech hat auch in einer anderen Hinsicht etwas über die Strenge geschlagen. Die Suspendierung der Kriminaloberkommissarin Pieroth beruht auf ihrem Schusswaffeneinsatz „gegen“ eine Schreckschusspistole zu Beginn des Romans, die sie nicht als solche erkannte. Jeder Polizist weiß, dass dies nahezu unmöglich ist und daher ist auch die staatsanwaltschaftliche Überprüfung in den seltensten Fällen so langwierig. Die Unterstützung der eigenen Kollegen ist im Roman unter aller Kanone und auch dies kann ich mir in dem hier geschilderten Extrem nicht so richtig vorstellen.
Was hat mir gefallen? Spannend war´s, kurzweilig, ein Techno-Thriller könnte man sagen. Viel Technik, Waffentechnik, Kommunikationstechnik, Ballistik und und und…
Linda Pieroth zieht am Ende die Uniform aus und gibt Dienstwaffe und Dienstmarke ab. Aha, keine Fortsetzung. Vermutlich jedenfalls.
Es hat sich aber voll gelohnt.
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Jochen Frech
Jochen Frech, geboren 1967, war fünf Jahre lang Angehöriger eines Spezialeinsatzkommandos der Polizei und stand mit internationalen Anti-Terror-Spezialisten, Soldaten des britischen Special Air Service und Angehörigen des israelischen Geheimdienstes Mossad in Kontakt. Nach einem anschließenden Studium an der Polizeihochschule war er als Fachlehrer und Leiter der Sportbildungsstätte der Polizei des Landes Baden-Württemberg tätig; heute arbeitet er in der Führungsgruppe einer Bereitschaftspolizeidirektion und widmet sich, wann immer es ihm sein Dienst erlaubt, dem Schreiben von Kriminalromanen und Thrillern.
Aha, daher die Detailkenntnis in manchen Dingen…
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Hier noch der Link zur Rezension auf LITTERAE-ARTESQUE