Cover des Buches Krieg (ISBN: 9783827011695)
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Rezension zu Krieg von Jochen Rausch

Ein Bild der Zerrissenheit: schnörkellos und doch poetisch

von JulesBarrois vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Kein einfaches Buch, aber ein Buch mit Tiefgang, das zum Denken anregt und nicht einfach mal zwischendurch gelesen werden sollte.

Rezension

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JulesBarroisvor 9 Jahren

Der Lehrer Arnold Steins hat alles verloren, was ihm wichtig war. Er gibt sein bisheriges Leben, das keines mehr für ihn ist, auf und zieht in eine einsame Berghütte. Hier lebt er mit seinem Hund und versucht mit den Trümmern seines Lebens zu überleben. Als er aber merkt, dass ein Unbekannter in seine selbst erwählte Einsamkeit einzudringen versucht und ihm das Letzte zu nehmen droht, was ihm geblieben ist, sein Hund, seine Hütte und sein Leben, beginnt er zu kämpfen, mit allen Kräften, die ihm geblieben sind.

Krieg ist das Thema dieses Romans: Krieg in Afghanistan. Krieg gegen sich selbst? Krieg gegen eine andere Person. Dafür hat Jochen Rausch zwei Erzählebenen geschaffen: Im Mittelpunkt eines Erzählstranges steht Chris, der junge Mann, der sich als Soldat verpflichtet und nach Afghanistan geht. Rund um Arnold den Vater von Chris, baut der Autor die zweite Erzählebene oder besser gesagt, den zweiten Kriegsschauplatz auf.

Die vielfältigen Möglichkeiten der Interpretation machen dieses Buch zu etwas Besonderem. Jeder Leser wird viele und andere Auslegungen finden, warum, wieso und weshalb Arnold Steins so reagiert, wie er reagiert. Es gibt Einblick in die Schicksale Betroffener und ihr unterschiedliches Umgehen mit der Situation.

Das Buch beginnt mit zwei unabhängigen Handlungssträngen, mit denen der Autor im weiteren Verlauf arbeitet und „spielt“. Langsam breitet sich die Handlung immer mehr aus, ohne dass der Autor zu viel Preis gibt. Durch diese durchdachte Handlung und durch den Schreibstil hat der Autor einen unglaublichen und ungewöhnlichen Roman erschaffen.

Der Sprachstil dieses Buches ist knapp und präzise, stakkatoartig und gehetzt. Und doch ist er poetisch. Hier sitzt jeder Satz. Es braucht keine Schnörkel und Umschreibungen, um die Situationen zu beschreiben, denn auch der Krieg ist schnörkellos und brutal und erstickt jegliches Gefühl, um zu überleben. Gleichzeitig schreibt Jochen Rausch unglaublich intensiv, spannend und düster, nicht immer einfach, aber dennoch sehr angenehm und gut zu lesen. Immer mehr gibt er von seinem Helden preis und dennoch bleibt vieles ungewiss.

Ein bedeutender und wichtiger Roman, weil er auf einzigartige Weise Einblick in das Seelenleben des Soldaten und der daheimgebliebenen Eltern gibt.

Kein einfaches Buch, aber ein Buch mit Tiefgang, das zum Denken anregt und nicht einfach mal zwischendurch gelesen werden sollte.

Und hier geht es direkt zum Buch auf der Seite des Berlin-Verlages:

http://www.berlinverlag.de/buecher/krieg-isbn-978-3-8333-0988-5

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