Jochen Schwarzer

 4,2 Sterne bei 4.294 Bewertungen
Autor*in von Duddits, Dreamcatcher.

Lebenslauf

Jochen Schwarzer, geboren 1967 in Nienburg/Weser, lebt als Übersetzer englischsprachiger Literatur in Berlin. Zu den von ihm übersetzten Autoren zählen Stephen King, Redmond O'Hanlon, Patrick Rothfuss und Hunter S. Thompson.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Jochen Schwarzer

Neue Rezensionen zu Jochen Schwarzer

Cover des Buches Die Furcht des Weisen 1 (ISBN: 9783608938166)
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Rezension zu "Die Furcht des Weisen 1" von Patrick Rothfuss

Dukeoferus
Sprachgewaltige Fantasy mit Tiefe und Feingefühl

Noch nie habe ich ein schöneres Buch gelesen. Patrick Rothfuss erschafft mit poetischer Sprache, fein gezeichneten Charakteren und tiefgründiger Handlung ein Werk, das sich weniger wie ein Fantasy-Roman liest, sondern vielmehr wie ein musikalisches Kunststück aus Worten.

Die Geschichte setzt Kvothes Erzählung fort – ein junger Mann, der trotz widrigster Umstände seinen Weg an der Universität sucht, Magie studiert und sich mutig den Herausforderungen seiner Welt stellt. Die Handlung ist dabei ruhig, fast meditativ, doch zugleich von einer unterschwelligen Spannung durchzogen, die einen nicht loslässt.

Besonders beeindruckt hat mich die Tiefe der Figuren. Kvothe ist kein klassischer Held, sondern ein vielschichtiger, oft zerrissener Charakter mit Fehlern und Stärken. Auch Nebenfiguren wie Denna, Sim oder Elodin wirken lebendig und einzigartig. Ihre Gedanken, Zweifel und Wünsche konnte ich gut nachvollziehen, was die Geschichte umso bewegender machte.

Was mir besonders gefiel, war der Stil: Rothfuss’ Sprache ist kunstvoll, teils lyrisch, oft nachdenklich und zugleich wunderbar präzise. Man merkt, wie viel Liebe zum Detail in jeder Zeile steckt. Obwohl es wenig klassische „Action“ gibt, war ich von der ersten bis zur letzten Seite gebannt.

Gelernt habe ich aus dem Buch vor allem, wie mächtig Worte sein können – nicht nur im Roman selbst, sondern auch in der Art, wie die Geschichte erzählt wird. Und wie wichtig es ist, Fragen zu stellen, anstatt vorschnell zu urteilen.

Ich würde das Buch allen empfehlen, die sprachlich anspruchsvolle Fantasy lieben, aber auch jenen, die sich für Geschichten über Identität, Verlust, Wissen und Sehnsucht begeistern. Wer sich Zeit nimmt, wird reich belohnt.

Cover des Buches Duddits - Dreamcatcher (ISBN: 9783453441880)
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Rezension zu "Duddits - Dreamcatcher" von Stephen King

NiWa
Odeur des Grauens

Vier Freunde ziehen sich zum jährlichen gemeinsamen Jagdtrip in die Wälder zurück. Dabei ahnen sie nicht, dass der Ausflug ein bizarres Ende finden wird.

Stephen King gilt als Meister des Schreckens und ersinnt aus kleinsten Details des Alltäglichen Horror-Romane, die treffen und in die Tiefe gehen. Da ich mich quer durch seine Werke lese, war es früher oder später an der Zeit, „Duddits“ zu lesen.

Die vier Freunde ziehen sich in die Wälder zurück, wo sie sich jedes Jahr im Herbst eine Auszeit zum Jagen und Entspannen nehmen. Sie bewohnen eine Hütte, die sie bereits seit Kindheitstagen gut kennen und genießen es voll und ganz, sie selbst zu sein.

Nun wird es schwierig, ohne Spoiler in der Handlung weiterzuerzählen. Ich verrate, dass King auf der Grenze zwischen Horror- und Science-Fiction-Roman balanciert und dabei das Thema Freundschaft in den Mittelpunkt rückt.

Die Geschichte dreht sich um die Freunde und deren Kindheit sowie einen weiteren Freund, der damals äußerst wichtig für sie gewesen ist. Duddits ist nicht nur der Titel des Werks, sondern der Name eines Jungen, der sie tief beeindruckt und geprägt hat. Verbunden sind sie durch spezielle Fähigkeiten, welche im Handlungsverlauf von großer Wichtigkeit sind. Dazu schweift King in Rückblenden in die Vergangenheit der Freunde ab, indem er diese sich daran erinnern lässt.

Besonders die Rückblenden haben mir gefallen, weil dadurch die emotionale Verbindung zu den Figuren gestärkt wird, und ich ihre Entscheidungen besser nachvollziehen konnte.

In der Gegenwart kommt es zu einer Bedrohung, die sich auf äußerst skurrile Weise bemerkbar macht. Im Nachwort erzählt King, dass er sich wunderte, weil bisher niemand einen Horror-Roman über Ausscheidungen geschrieben hat. Jemand musste eben den Anfang machen.

Dabei zeigt King anhand von Handlung und Figuren, dass die Monster nicht immer von Außen kommen, sondern oftmals in unserem Inneren sind. Was aber die Themen Loyalität und Opferbereitschaft nicht im Hintergrund verschwinden lässt.

Spannend empfand ich den Anfang auf jeden Fall, obwohl relativ früh die Luft raus ist. King löst, meinem Geschmack nach, die Ursache zu früh auf. Dies ermöglichte zwar einen weiteren Gegenwartsstrang, welcher auf dem Gut-gegen-Böse-Prinzip beruht, hat allerdings das vage Grauen verscheucht und damit das subtile Schauervergnügen vertrieben.

Nach der Auflösung geht die Handlung in einen verworrenen und gleichzeitig harten Part über, der sich erst im letzten Viertel wieder fängt, und in ein atemloses Wettrennen ins Finale übergeht.

Zudem bietet King diesmal enormes Ekelpotential, wenn das Blut spritzt und einem ein wahrhaft abscheulicher Geruch in die Nase steigt.

Für mich war es nicht der beste King-Roman, trotzdem ich bin froh, dass ich „Duddits“ gelesen habe, weil es eine weitere Seite seines Könnens präsentiert. Ich schwärme für seine Werke, die eher einzelne Figuren und filigranes Schaudern in den Mittelpunkt rücken, und weniger, wenn er Action in den Vordergrund stellt.
Jedenfalls liegt es an jedem selbst, sich ein Bild von „Duddits“ zu machen und dem besonderen Jungen in diesem olfaktorisch denkwürdigen Werk einen Besuch abzustatten.

Cover des Buches Der Leuchtturm an der Schwelle der Zeit (ISBN: 9783608987638)
S

Rezension zu "Der Leuchtturm an der Schwelle der Zeit" von Natasha Pulley

Sanne54
Große Erzählkunst

Das Buch beginnt damit das Protagonist Joe am Gare du Roi inLondres steht, also in einer franzöisch geprägten alternativen Welt um ca. 1900. Er erinnert sich an nichts mehr, doch damit ist er nicht alleine. Die Ärzte bezeichnen das als eine Form der Epilepsie und es gibt einige Patienten. In den kommenden 2 Jahren werden seine Erinnerungen auch nie weiter zurückreichen als bis zu seinem Eintreffen am Bahnhof. Seine Arbeit als Schweißer in einer Firma, die mechanische Elemente für den Bau von Leuchttürmen herstellt, bringt ihn an einen für ihn persönlich vielversprechenden Auftrag: Auf den äußeren Hebriden steht ein Leuchtturm, der ausgerechnet zu Beginn des Winters außer Betrieb und ohne Leuchtturmwärter ist. Genau den Leuchtturm kennt Joe von einer Ansichtskarte, die ihm nach 93 Jahren zugestellt wurde. Sie wurde von einer M. geschickt und in der Tat glaubt sich Joe als einziges aus seiner Vergangenheit vor seinem Eintreffen am Gare du Roi an eine Frau namens Madeleine zu erinnern. Er hat aber weder ein Gesicht vor Augen noch kann er sich daran erinnern, wie sie zu ihm steht. 

Tatsächlich entpuppt sich ein Steintor auf dem Weg zum Leuchtturm als Portal durch die Zeit, da aber auch die Erinnerung löscht, und in der Tat landet Joe ehe er sich versieht in einer Vergangenheit knapp 90 Jahre vor unserer Zeit, in der Zeit der brutalen Seeschlachten des dritten napoleonischen Kriegs. Dort hat man natürlich großes Interesse an einem Maschinenbauer, der eine fast ein Jahrhundert fortgeschrittenere Technik zur Kriegsführung beitragen kann. Joe ist nach wie vor auf der Suche nach seiner Vergangenheit und hat Angst, dass sein Einfluss auf die Vergangenheit vielleicht dazu führt, dass er niemals zu seiner geliebten Tochter Lily zurückkehren kann, weil sie dann vielleicht nie geboren wird.

Pulley schafft es auch in diesem Buch, die Vergangenheit so behutsam zu verändern, dass sich vor historischer Kulisse eine fantasievolle alternative Vergangenheit entwickelt. Stellenweise fühlte sich die Lektüre wie das Lesen eines Jules Verne-Romans an, allerdings sind die vorliegenden Beschreibungen (historisch korrekt) deutlich brutaler! Auf mehreren Zeitebenen entfaltet sich Stück für Stück das Geheimnis des "Zeitreisenden" Joe entlang der Frage, ob und wie Informationen aus der Zukunft und Manipulationen an der Vergangenheit Einfluss auf unsere eigene Gegenwart haben können. Im Mittelpunkt stehen dabei die historischen Ereignisse der Schlacht bzw. der Seeblokade vor Trafalgar. Die Autorin lässt als Nebenfiguren auch reale Persönlichkeiten auftreten. Im Mittelpunkt stehen aber die gut ausgearbeiteten, fiktiven Figuren.
Die Autorin lässt sich Zeit beim Erzählen, Details sind ihr wichtig, auch das erinnert an die großen Erzähler fantastischer Abenteuerromane à la Verne. Ich denke, das ist kein Buch, dass man nebenbei lesen kann und sollte, sonst könnte es zum frustrierenden Erlebnis werden. 

Wer sich gerne entführen lässt und mit den brutalen Schlachtszenen zurecht kommt, der ist mit Natasha Pully allerdings sicher gut beraten.

Gespräche aus der Community

"Sein Leben lief ab gleich einem Uhrwerk. Bis er dem Uhrmacher begegnete."
Seid ihr bereit für eine neue Leserunde im House of Fantasy, in der sich alles um einen Roman dreht, der eine fantastische Geschichte im viktorianischen London erzählt? Im Mittelpunkt stehen eine außergewöhnliche Uhr und ein unmöglich aufzuklärender Bombenanschlag auf Scotland Yard. Magisch, spannend und mitreißend: "Der Uhrmacher in der Filigree Street" erwartet euch schon!

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