Rezension zu "Die Erzählung" von Gérard Genette
Vorenweg: Genette hat mit seinem Beitrag zur Erzähltheorie mein Leseverhalten grundlegend geändert. Er hat mir eine spannende Welt voll narrativer Crashs und sich in sich selbst spiegelnden Geschichten offenbart und so meine Begeisterung für die Literatur noch einmal so richtig entfacht.
Vor einigen Tagen konnte ich nun endlich "Die Erzählung" in mein heimisches Bücherregal einsortieren und die Zeit der ewig langen Bibliothekswartelisten für abgelaufen erklären. Ich arbeite jetzt seit mehreren Jahren vorwiegend mit dem Genette und kann nur gutes berichten. "Die Erzählung" ist eben so verständlich und eingängig wie Lämmerts "Bauformen des Erzählens", dabei aber deutlich systematischer und gründlicher, ohne sich zu sehr im Detail zu verlieren. Gerard Genette bietet hier eine aüßerst praktikable Theorie des Erzählens. Seine Kategorien der Ordnung, Dauer und Frequenz erweisen sich bei der Analyse literarischer Werke als sehr nützlich und helfen insbesondere bei der Aufschlüssung moderner und postmoderner Romane. Nicht nur was für Literaturwissenschaftler, sondern für jeden Leser, der sich nicht nur für das "was", sondern auch für das "wie" der Fiktion interessiert. Wärmste Empfehlung!