Cover des Buches Bis ans Ende der Geschichte (ISBN: 9783328100515)
SillyTs avatar
Rezension zu Bis ans Ende der Geschichte von Jodi Picoult

Dieses Buch geht ganz ganz tief

von SillyT vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Dieses Buch hat mich berührt und läßt mich auch so schnell nicht wieder los

Rezension

SillyTs avatar
SillyTvor 7 Jahren
Die fünfundzwanzigjährige Sage hat einen schweren Schicksalschlag erlitten, als ihre Mutter und sie selber bei einem Autounfall verunglücken. Sage hat es überlebt, mit sichtbaren und unsichtbaren Narben, doch ihre Mutter verstarb. Bei einer Trauergruppe lernt sie den fünfundneunzigjährigen Josef kennen und die Beiden freunden sich, trotz des großen Altersunterschiedes an. Doch Josef hat ein Geheimnis, dass er Sage anvertraut, im zweiten Weltkrieg war er bei der SS und in Auschwitz im Konzentrationslager. Sage ist schockiert, denn es gibt Parallelen zu ihrer eigenen Familie, denn ihre Großmutter Minka war eine der Überlebenden. Sage ist zwiegespalten, wie soll sie mit ihren Informationen umgehen? Zumal Josef sie um etwas bittet, dass sie ihm nicht erfüllen kann.
Meine Meinung:
Dieses Buch fängt sehr ruhig und wenig spektakulär an, aber da Jodi Picoult einfach über einen fantastischen Schreibstil verfügt, ist man schnell in der Geschichte gefangen. Die Autorin greift hier unbestreitbar ein Thema auf, das schon sehr oft erzählt wurde, das aber niemals vergessen werden darf. Dabei erzählt sie mit ihrer eigenen, sehr berührenden Art aus verschiedenen Perspektiven. Wir erfahren von Sage, Josef, Minka und Leo jeweils deren eigene Sichten auf die Ereignisse des zweiten Weltkrieges. Ganz unvoreingenommen erläutert sie, wie es in jedem Einzelnen aussah und wie es zu welcher Handlung kam. Unterteilt wird ihre Geschichte in drei Abschnitten, der erste gibt die Geschichte Sages und Josefs Kennenlernen in der Gegenwart wieder und wir können verfolgen, wie diese beiden so unterschiedlichen Menschen zueinander finden. Aber auch Sages Großmutter Minka kommt zu Wort und auch Leo, der US Agent erläutert als Aussenstehender seine Sicht. Dieses Buch beinhaltet unglaublich viele Themen, die jedes für sich schon einen Roman ausmachen könnte, dabei erzählt Picoult aber so geschickt, dass alles perfekt zueinander passt. Einzelne Erzählstränge haben ihre Auswirkungen auf das Große und Ganze der Geschichte. Dabei kreiste ständig eine ganz bestimmte Frage in meinem Kopf, wie hätte ich reagiert, was hätte ich getan? Alles, was die Autorin hier erzählt, ist perfekt recherchiert und auch wenn es eine fiktive Geschichte ist, so klingt es beim Lesen, als wäre die Autorin Augenzeugin gewesen. Genau das ist es auch, was mich extrem berührt hat und vor allem in dem Bereich, in dem Minka ihre Geschichte erzählt, liefen bei mir fast ständig die Tränen und ich musste das Buch häufiger aus der Hand legen, um darüber nachzudenken und mich wieder zu fassen, um überhaupt weiterlesen zu können.

Picoults Hauptcharaktere sind völlig unterschiedlich und doch strahlt jeder für sich eine große Portion Glaubhaftigkeit aus. Da wäre zum einen Sage, eine junge Frau, die sehr introvertiert ist, die mit sich selbst und auch mit ihrem Leben hadert und sich oft ganz anders wahrnimmt als ihr Gegenüber. Sie kämpft mit Selbstvorwürfen und als Josef ihr erzählt, wer er wirklich ist, steckt sie in einem tiefen Zwiespalt. Dann ist da Josef, dieser nette und freundliche alte Mann, der einst ein Lehrer war und mit dem sie schnell Freundschaft verbindet. Man kann sich gar nicht vorstellen, dass dieser Mensch das begangen hat, von dem er erzählt. Beeindruckend, wie Picoult erläutert, wie er überhaupt dazu gemacht wurde und man bringt beinahe Verständnis für den Mann auf. Natürlich nur bis zu einem gewissen Punkt, doch es klingt durchweg glaubhaft. Minka konnte mich mit ihrer Geschichte am meisten berühren, ihre Geschichte ist bekannt, doch das wie es erzählt wird, wird dem Leser so nahe gebracht, dass er glauben kann, dass es sich hierbei wirklich um einen Augenzeugenbericht handelt. Dann ist da noch Leo, der bei einer US Behörde arbeitet und unter anderem ehemalige Kriegsverbrecher unter die Lupe nimmt und gegebenenfalls verhaftet. Er hat ein wenig Abstand zu dem Ganzen und gibt der ganzen Geschichte dann noch einmal eine Draufsicht. Alle Personen haben aber eines gemeinsam, sie wirken absolut authentisch und glaubwürdig.

Alles in allem möcht ich gar nicht mehr über dieses Buch sagen, denn man muss es schon selber gelesen haben, um sich ein Bild über die wirklich ausgezeichnete Erzählkunst der Autorin machen. Sie hat hier ein Thema aufgegriffen, dass berührt und dabei hat sie so viel Gefühl in ihre Geschichte gebracht, dass es für mich lebendig wurde. Ein Thema, das mich gefangen genommen hat und mit ihren Worten hat die Autorin mich tief berührt.
Mein Fazit:
Anhand des Klappentextes wusste ich so gar nicht, wohin mich diese Geschichte führt und da ich wenig Rezensionen lese, bevor ich das Buch selbst gelesen habe, war ich umso überraschter, wohin mich dieses Buch mitnimmt. Ein Buch das eine perfekte Wiedergabe der damaligen Ereignisse ist und das durch seine durchweg authentischen Charaktere fesselt und berührt. Gefühlvoller Schreibstil und perfektes recherchieren runden die Geschichte ab und lassen mich tief betroffen und berührt, aber auch nachdenklich zurück. Gerade in unserer heutigen Zeit macht es Angst, wenn man liest, wie es dazu kam und umso trauriger macht es, dass die Menschen nie aus der Geschichte lernen. Ich könnte noch ewig über dieses Buch erzählen, hoffe aber auch, nicht zuviel vorweggenommen zu haben. Von mir gibt es auch für dieses Buch eine Leseempfehlung.
Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks