Cover des Buches Kleine große Schritte (ISBN: 9783570102374)
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Rezension zu Kleine große Schritte von Jodi Picoult

Kleine große Dinge

von Connys_Buecherwelt vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Bewegendes Buch über Rassismus und Diskriminierung, das noch lange nachklingt.

Rezension

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Connys_Buecherweltvor 6 Jahren
"Dir ist es bestimmt, kleine große Dinge zu tun ... Genau wie Dr. King das gesagt hat." (S. 222)

Als der neugeborene Davis Bauer nach einem Routineeingriff stirbt, ist die Schuldige schnell gefunden: Ruth Jefferson, eine afroamerikanische Hebamme und Säuglingsschwester. Ihr war es untersagt, das Baby anzufassen, und daher zögerte sie trotz des Notfalls. Ruth wird des Mordes und der fahrlässigen Tötung angeklagt und es beginnt ein nervenaufreibender Prozess, der aufzeigt, dass Rassismus in der modernen westlichen Welt auch heute noch alltäglich ist.

"Kleine große Schritte" stammt aus der Feder von Jodi Picoult. "Die Spuren meiner Mutter" konnte mich bereits begeistern und so freute ich mich schon auf ihren neuen Roman.

Diesmal wagt sich die amerikanische Bestsellerautorin an ein hochbrisantes Thema: Rassismus in der heutigen Zeit. Es geht um Vorurteile, Hass, Rache, Ungerechtigkeit und Diskriminierung - verpackt in einer bewegenden, einfühlsam und klug erzählten Geschichte, die mich zum Nachdenken brachte.

Die 44jährige Ruth hat sofort alle Sympathien auf ihrer Seite und man hofft, bangt und fühlt mit ihr mit. Ihren Job erledigen oder gegen Anweisung ihrer Vorgesetzten verstoßen: die erfahrene Krankenschwester musste eine schwierige Entscheidung treffen. Wäre der kleine Davis vielleicht noch am Leben, wenn sie nicht gezögert hätte? Ruth bekommt Hilfe durch die weiße Anwältin Kennedy McQuarris, die mich ebenfalls überzeugte. Zwei starke und gegensätzliche Frauen, denen ein anstrengender Prozess bevorsteht und auch so manche Zerreißprobe. Denn beide halten eine jeweils andere Vorgehensweise für richtig.

Ihr Gegner ist Turk Bauer, der Vater des toten Babys. Ein Skinhead und Rechtsextremist der schlimmsten Sorte, der gemeinsam mit seiner gleichgesinnten Frau Brittany Gerechtigkeit fordert. Der Tod ihres Sohnes ist zwar tragisch, dennoch konnte ich kaum Verständnis für die Eltern aufbringen. Ihre fragwürdigen Ansichten sind nur schwer zu verkraften und die entsprechenden Passagen damit auch keine leichte Kost.

Das Ganze ist gut geschrieben und liest sich angenehm flüssig. Ruth, Turk und Kennedy fungieren dabei abwechselnd als Ich-Erzähler im Präsens. Anhand eingeschobener Rückblenden im Präteritum erfahren wir nach und nach mehr über die Vergangenheit der jeweiligen Figuren. Mit manchen Übergängen und Bezeichnungen hatte ich allerdings ein paar Probleme. Dennoch konnte ich das Buch bald nicht mehr aus der Hand legen. Wie sehr die Hautfarbe das Leben bestimmen kann, das wird dem Leser hier mit zum Teil erschreckenden Szenen deutlich vor Augen geführt. Die Spannung steigt und es gibt einige überraschende Wendungen - bis zum absoluten Höhepunkt: Kennedys Abschlussplädoyer. Eine denkwürdige Rede vor den Geschworenen, in der sie dazu aufruft, die eigenen Privilegien als Weiße auch mal zu hinterfragen und die Wahrnehmung dafür zu schärfen. Was sie bei mir auf alle Fälle erreicht hat. Ein 6 Jahre später-Epilog rundet die Geschichte schließlich hoffnungsvoll und gelungen ab.

Insgesamt kann ich daher "Kleine große Schritte" sehr empfehlen. Eine bewegender und wichtiger Roman, der noch lange nachklingt. Ich freue mich schon auf die Verfilmung mit Julia Roberts und Viola Davis in den Hauptrollen! Sehr gute 4 Sterne von mir.
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