Cover des Buches Heldenklingen (ISBN: 9783453525238)
ChristineElinors avatar
Rezension zu Heldenklingen von Joe Abercrombie

Rezension zu "Heldenklingen" von Joe Abercrombie

von ChristineElinor vor 11 Jahren

Rezension

ChristineElinors avatar
ChristineElinorvor 11 Jahren
Joe Abercrombie – Heldenklingen (The heroes) 3/5 Zweischneidige Sache Zum Autor: Vorneweg - Abercrombie ist einer der wenigen Autoren, die ich blind kaufe, wenn sie was Neues veröffentlichen. Noch. Ich schätze ihn seiner genauen Beobachtungsgabe und seines eigenwilligen Umgangs mit klassischen Elementen der Fantasy wegen. Sein Zynismus ist wunderbar erheiternd und sichert, dass die düstere Story doch angenehm" zu lesen ist, also nicht zu einem zu dick aufgetragenen Apell wird, wie man ihn von anderen Autoren aus Print und Film kennt und fürchtet. Auch sprachlich schätze ich ihn seines knappen und doch bildhaften Stils sehr, zumindest in der englischen Fassung (die deutsche kann ich nicht beurteilen). Zum Buch: Die Idee, einen Antikriegs-Roman im Fantasy-Setting zu schreiben ist nicht neu, aber grundsätzlich gut. Abercrombies Figuren hielt ich auch für sehr geeignet und so las ich fröhlich los. Zum Plot: Ich fand mich in einer Schlacht mit einigen alten Bekannten wieder, bei der die Unionstruppen unter bekannt schlechter Führung auf Black Dows Nordmänner treffen, etwa 8 Jahre nach der First-Law-Triologie. Es geht um einen Hügel und eine Brücke, die eigentlich keiner wirklich braucht, aber auch nicht dem anderen lassen will. Und aus diesem Szenario bastelt Abercrombie düster aus Schlamm und Blut und zerplatzten Träumen sein Schlachtengemälde. Es geht hier nicht um High Fantasy mit blank polierten Klingen - das erwartet man von diesem Autor ja auch nicht. Aber dass es eigentlich gar nicht um Fantasy geht, das enttäuscht dann schon. Es könnte jederzeit auch eine historische Schlacht beschrieben werden, wie man sie bei B. Cornwell liest. Scharf beobachtet, zynisch kommentiert, in all dem Irrsinn, der Sinnlosigkeit und der Grausamkeit, die eben Krieg ausmacht. Zu den Figuren: Da zeigt sich jetzt die unangenehme Rückhand... Die Charakterentwicklung der Figuren bleibt hinter dem sonstigen Werk Abercrombies zurück. Die alten Bekannten werden nicht signifikant weiterentwickelt, was neue Leser nicht abschrecken dürfte, alte aber enttäuschen könnte. Die neu eingeführten Figuren sind charakterlich gewohnt plausibel entwickelt, aber weniger originell als man es vielleicht gewohnt ist. Die allermeisten kommen nicht über den Status von Nebenfiguren hinaus, was auch an ihrer Vielzahl liegen könnte. Es ist kein Zufall, dass dem Buch ein Personenregister beigefügt wurde. Viele dieser Nebenstränge sind zwar gewohnt unterhaltsam zu lesen, aber belanglos für den Plot. Dadurch wirkt das Buch insgesamt etwas geschwätzig, was in einem seltsamen Kontrast zu den sehr, sehr plastischen Kampfszenen steht und den Leser immer zu von mir als unangenehm empfundenen Rhythmuswechseln zwingt. Die Längen stehen in befremdlichen Kontrast zu den Kampfszenen und auch wenn viele vielleicht wissen, dass Krieg zu 9 Teilen aus Warten und 1 Teil aus Sterben besteht, muss man das dann doch nicht exakt ins Buch übertragen. Fazit: Ein Buch, das man lesen kann, aber nicht muss. Ein Buch, das Fantasyfreunde enttäuschen dürfte, aber Skeptiker ans Genre heranführen könnte. Schnell gelesen, ein paar Mal geschluckt, ein paar Mal geschmunzelt. Genauso schnell vergessen.
Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks