Joe Barrett

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Cover des Buches This Side of Brightness (ISBN: B00NTQ65ZQ)
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Rezension zu "This Side of Brightness" von Colum McCann

Von Chancenlosigkeit und Rassismus.
wandabluevor 4 Jahren

Mit meinem ersten Roman von Colum McCann bin ich nicht gleich warm geworden. Vielleicht war es einfach zu kalt in New York. Oder ich habe doch zu wenig verstanden, weil das Hörbuch im Original viel Slang drauf hatte. Aber allmählich nahmen mich Atmosphäre und Geschichte gefangen. 

 

Zwei Erzählstränge. Walker, ein sogenannter Sanddog, gräbt Anfang des 20. Jahrhunderts mit anderen armen Schluckern, die nirgendwo anders Arbeit finden, die Tunnel für die Untergrundbahn in New York City. Das ist harte Arbeit, kein Tageslicht, schlechte Luft und gefährlich noch dazu. Tatsächlich gibt es bald ein Unglück. 

 

Das Gute an dieser Arbeit ist, dass unten, im Schwarz des Untergrunds alle Katzen grau sind, das heißt, die Hautfarbe spielt keine Rolle. Es spielt aber eine Rolle, ob man sich aufeinander verlassen kann. Wenn Walker, unser Held, ans Tageslicht kommt und nach Hause geht, sieht das Leben allerdings frustrierend anders aus. Dann wird er mit dem in den USA überall auch heute, aber damals völlig ungefilterten Rassismus konfrontiert. Das kann einem Mann schon an die Nerven gehen. Und er kann sie auch einmal verlieren. 

 

Trotzdem verliebt Walker sich in die Tochter eines weißen Kumpels, der beim Tunnelunglück ums Leben kam und hat den Mumm, sie zu heiraten. Es ist dem Paar Glück vergönnt, trotz der Missgunst vieler. Aber dann kommt der Krieg und nimmt ihnen ein Kind. 

 Dieser Strang hat mir sehr gut gefallen. Walker ist zärtlich, lebensklug und wird ein Leben lang loyal zu seiner Familie halten, sie beraten, sich beherrschen, dennoch kann er nicht verhindern, dass sie an den harten Verhältnissen zerbricht und vor die Hunde geht. Und das ist schwer ertragbar.

Es gibt eine Schlüsselszene als Eleanor, Walkers Frau, den ältesten Sohn, Clarence an ihrer Arbeitsstelle, verleugnet. Sie hat dort nie zugegeben, dass sie mit einem Farbigen verheiratet ist und nicht damit gerechnet, dass ihr Söhnchen dort jemals aufkreuzt. Da möchte einem zusammen mit der Mutter das Herz brechen. 

 

Ein anderer Strang spielt später, nach dem Zweiten Weltkrieg, in den Aufbaujahren. Treefrog (Laubfrosch) war ein Skyworker, er arbeitete mit daran, die atemberaubenden Hochhäuser zu bauen. Dort auf der Arbeit, war er wer. Seine Schwindelfreiheit brachte ihm Anerkennung ein. Aber immer noch werden Schwarze diskriminiert. Und Treefrog, traumatisiert, hält nicht stand. 

 

Treefrog erzählt seine Story vom Ende her, er ist gescheitert und lebt unter den Tunneln, wo die Obdachlosen und Gesetzlosen leben. Allmählich erfährt man, wie er dorthin gelangt ist. Und dann erkennt die geneigte Leserschaft, wer Treefrog in Wirklichkeit ist. Wie traurig, wie absolut traurig. Zum Glück hat Treefrog wenigstens eine Katze bei sich „im Nest.“ Castor hat uns dort getröstet. Aber Treefrog ist einsam und denkt an alles, was er verloren hat. 

 

Manches Mal bei der Lektüre bekommt man Gänsehaut. Das darf doch nicht wahr sein. So viel Talent, Mut und Charakter – und nur, weil man schwarz ist, erlebt man Misserfolg über Misserfolg. Insofern geht einem der Roman ans Herz. Andererseits ist es ein dusterer Roman. Drückt aufs Gemüt. Dann wieder so gut geschrieben. 

 

Fazit: This Side of Brightness ist kein Märchenbuch, die schwarzen Menschen sind keine Helden, sie haben Schwächen und tun böse Dinge. Aber wo liegen die Gründe dafür?

 

Kategorie: Anspruchsvolle Literatur
Verlag: Audible, 2011

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