Rezension zu "Rosinante oder Die Liebe zum Meer" von Joe Coomer
Rosinante oder auf engl. "Strandraub für einen schiffbrüchigen Gott" ist einer meiner Lieblingsromane. Gefühlt sind die drei weiblichen Hauptpersonen Chloe (17), Charlotte (ca. 35) und Grace (75) den ganzen Roman auf der Flucht, um an der kanadischen Küste die Insel
Prince Edward Island den fiktiven Schauplatz des Romans "Anne auf Green Gables" zu erreichen. Beim zweiten Lesen stellte ich erschrocken fest, dass diese turbulente Reise nur einen kleinen Teil des Romans ausmacht und sich die Handlung rund um die drei Frauen und ihre Holzyacht, die sie zu ihrem Zuhause gemacht haben, sehr, sehr langsam entwickelt. Dabei läßt sich der Autor Joe Coomer sehr viel Zeit, um die Eigenheiten und Schicksale der drei Frauen, die sich zufällig zusammen gerauft haben, zu unterwickeln.
Grace ist die Besitzerin der Yacht, mit der sie früher zusammen mit ihrem Mann, die Ostküste der USA und Kanadas abfuhr. Aber sie ist auch eine gegabte Malerin von Trompe-l’œil -Kunstwerken mit der sie den Handlungsort Portsmouth, New Hampshire, überzieht, manchmal nicht immer zum Vergnügen ihrer Mitmenchen, manchmal auftragsmäßig. Chloe arbeitet in einem Andeckenladen, hat einen gewöhnungsbedürftigen Freund und ist übergewichtig. Charlotte ist Archäologin, die nach dem Tod ihres Mannes, vor deren Eltern an die Küste flieht und an einer neuen und überraschenden Ausgrabung beteiligt ist. Es könnte Friede, Freude, Pancake sein, wenn nicht ein Schlaganfall, ein Gewalttäter und übergriffige Schwiegereltern versucht hätten, die Yacht zu stürmen. Die drei Frauen stechen in See, verfolgt von den Küstenwachen zweier Länder, aber kann eine Flucht nach Green Gables sie vor der Vergangenheit bewahren. Was sagt der schiffbrüchige Gott, der tatsächlich auftritt, dazu?
Nein, es gibt kein richtiges Happy End, aber es endet auch nicht hoffnungslos. Und selbst ein verliebter Archäologe muß ggf, noch nicht gleich aufgeben. Ich werde das Buch behalten und evt. irgendwann noch einmal lesen, zumindest eine Stelle darin. Danke an den Autor für dieses Stück Lebensfreude, Melancholie und Hoffnung.