Rezension zu "Der entscheidende Moment" von Joe McNally
Ich habe bis jetzt zwei Bücher von Joe McNally gelesen und war von beiden sehr angetan. Mit gefällt der Stil, wie Joe McNally schreibt und wie er an seine Aufträge herangeht. Darum habe ichmal geguckt, welche Bücher es noch von Joe McNally gibt und bin mit dem Buch "Der entscheidende Moment" fündig geworden.
Die Idee zum Buch war, wenn man den Worten von Scott Kelby Glauben schenken mag, ziemlich einfach. Joe hat in einem Vortrag ein paar Bilder aus seinem Werdegang bei Magazinen wie Sports Illustrated oder Life gezeigt und die Geschichte dahinter erzählt. Der Vortrag muss so fesselnd gewesen sein, dass Scott Kelby und Dave Moser Joe McNally davon überzeugt haben, dies in einem Buch zu veröffentlichen.
Genau so kann man sich das Buch auch vorstellen.
Das Buch ist gespickt mit vielen herausragenden Bildern aus den unterschiedlichsten Bereichen. Von starken Portraits von Berühmtheiten der Sport und Filmszene bis hin zu Themen die die Welt bewegten wie 9/11.
Immer eines Formatfüllend auf einer Seite und auf der gegenüberliegenden Seite die Story, wie der Auftrag entstanden ist. Dabei nimmt Joe McNally kein Blatt vor dem Mund und verrät auch, was bei dem Job so alles schief gegangen ist und wie schmal der Grat zwischen Erfolg und Misserfolg sein kann.
Dass gute Vorbereitung alles ist, einem aber auch nicht immer weiter hilft, erfährt man in dem Buch ebenso, wie den hohen Stellenwert, denn die richtigen Kontakte für einen Fotografen in der Branche ausmachen.
Joe McNally verheimlicht aber auch nicht, dass es eine Kehrseite gibt. Bei einigen Bildern schreibt er, dass seine Töchter nicht selten darunter leiden mussten, dass er die Welt im Auftrag der namhaften Magazine bereist und die Worte die er dafür findet wiegen schwer.
"Ich weinte um Sie, um mich, vor allem aber, weil der Ruf meiner ersten großen Magazin-Story stärker war, als der Ruf meiner Vaterschaft."
Harte, treffende Worte, die sich wohl jeder selber ausmalen kann - und das ist nur ein Beispiel.
Ich bin kein Joe McNally, ich bereise nicht die ganze Welt und bin wochenlang unterwegs, aber auch ich muss feststellen, dass ich nur recht selten Zeit für Familie und Freunde finde.
Viel zu oft muss ich sagen "Sorry ich kann nicht - ich muss arbeiten!"
Zeit, dass mal zu überdenken. Dumm nur, dass ich dafür ein Buch lesen muss, um das zu sehen.
Fazit:
Ich habe noch kein Buch gelesen, dass mich so beschäftigt hat. In keinem Buch habe ich die Höhen und Tiefen des Berufs als Fotograf so vereint gesehen und das hat mich zum Nachdenken gebracht. Ich werde die Kamera mit Sicherheit nicht an den Nagel hängen (niemals nicht), aber ich sehen meinen Beruf und meine Berufung nun schon auch aus einem anderen Blickwinkel.
Es sind sehr intime Einblicke in das Leben eines erfolgreichen Fotografen, der die ganze Welt gesehen und einige Preise für seine Bilder erhalten hat.
Mit jedem Bild erfährt der Leser mehr darüber das nicht alles Gold ist, was glänzt und das auch das gewisse Quäntchen Glück nicht fehlen darf.