Rezension zu Die Wälder am Fluss von Joe R. Lansdale
Rezension zu "Die Wälder am Fluss" von Joe R. Lansdale
von Archibald Pynchon-Light
Rezension
Archibald Pynchon-Lightvor 13 Jahren
Der elfjährige Harry Crane lebt während der großen Depression in den dichten Wäldern am Ufer des Sabine River in Texas. Sein Vater ist Friseur und Constable des kleinen Dorfes und wird mit einem besonders brutalen Mord an einer schwarzen Frau konfrontiert. Als kurz darauf auch weiße Frauen ermodet werden, breitet sich Panik in der kleinen Südstaatengemeinde aus, die schnell in Lynchjustiz ausartet. Es beginnt die Hetzjagd auf einen mysteriösen Serienmörder. Zusammen mit seiner kleinen Schwester „Tom“ kommt Harry auf die Spur des unheimlichen Ziegenmannes. Das Buch beschreibt eine archaische Welt aus Gewalt und Rassismus, in der die Familie des jungen Helden täglich um ihr Überleben kämpfen muss, aber trotzdem nie ihre Herzlichkeit, ihre Humanität und ihren Optimismus verliert. Es beschreibt das Aufwachsen in schweren Zeiten und das Ende einer fast unbeschwerten Kindheit. Wunderschöne Szenen vom Heranwachsen in unberührter Natur wechseln mit drastischem Realismus der Rassentrennung in den Südstaaten. Harry erlebt am eigenen Leib, wie viel Mut und Opferbereitschaft es verlangt, in einer erzkonservativen Gesellschaft eine liberale Haltung zu vertreten. Dies allein hätte für ein spannendes Buch gereicht, aber da es gibt noch die immer häufiger werdenden Auftritte des geheimnisvollen Ziegenmannes, die so unerwartet hereinbrechen, dass man erschrocken vor dem Buch zurückzuckt. Joe Lansdale ist einer der bekanntesten Genreschreiber Amerikas, hat unzählige Krimi- und Horrorgeschichten verfasst, von denen einige verfilmt wurden. „Die Wälder am Fluss“ ist sein Meisterwerk. Eine Mischung aus Huckleberry Finn und Stand by me von Stephen King. Es wurde mit dem Edgar Award ausgezeichnet und ist sowohl als Buch als auch in der Hörbuchfassung unbedingt zu empfehlen.