Cover des Buches Ein feiner dunkler Riss (ISBN: 9783518464977)
anywayss avatar
Rezension zu Ein feiner dunkler Riss von Joe R. Lansdale

Ein feiner dunkler Riss

von anyways vor 8 Jahren

Rezension

anywayss avatar
anywaysvor 8 Jahren

Ausgerechnet Dewmont! In diesem verschlafenen Kaff in East Texas, im Sommer 1958, übernimmt der Vater der 16 jährigen Callie und des 13 jährigen Stan ein Autokino. Umkreisen Callie schon nach kurzer Zeit die Jungs, wie Satelliten, findet Stan so gar keinen Anschluss an die Kinder, ihm graut schon richtig vor dem Schulanfang. Außer in Richard, ein Junge der mehr oder weniger vor seinem gewalttätigen Vater flüchtet, hat er einen Freund und natürlich steht ihm sein treuer Hund Nub zur Seite.
Es ist ein sehr heißer, schwüler Sommer und mit ihm kommt das Ende der Kindheit, Stück für Stück. Erst muss Stan verkraften, das weder Weihnachtsmann noch Osterhasen je existiert haben, dann wird er auch noch, für seine Begriffe recht rüde, „aufgeklärt“, aber das ist erst der Anfang von diesen schicksalhaften Sommerferien. Zum Glück hat er etwas Ablenkung, durch die Entdeckung einer Schatulle, in einem verfallenem Haus, das auf dem Grundstück des Autokinos steht. Die daraus folgernde Geister- und Gruselgeschichte, über zwei junge Mädchen die in Newmont vor einigen Jahren , recht grausig, den Tod fanden, versprechen eine gehörige Portion Nervenkitzel. Seine Neugier teilt er mit dem Schwarzen Buster, früher Sheriff in einem Indianerreservat, heute Filmvorführer bei Stans Vater. Beide spielen Sherlock Holmes, und kommen dem Mörder dabei sehr nahe.

Joe R. Landsdale beschreibt eindrücklich die Szenerie einer texanischen Kleinstadt, geprägt von Rassendiskriminierung den Schwarzen gegenüber, von gewaltbereiten Männern, egal welcher Ethnie sie angehören, und von einem Hauch Aufbruchsstimmung, einer kleinen Ahnung vom Umdenken der weißen Bevölkerung und von der Bürgerrechtsbewegung, die erst ein paar Jahre später Verbote von Rassendiskriminierungen durchsetzen wird. Er erzählt seine Geschichte mitreißend, ohne erhobenen Zeigefinger aber auch ohne zu beschönigen.
Es ist erfrischend wie er den Jungen Stan „erwachsen“ werden lässt, seine Empörung ob der Ungeheuerlichkeiten, die das Erwachsenenleben so mit sich bringt, alles Veränderungen, gegen die er sich sträubt, die er am besten nicht näher hinterfragt. Bei einer älteren Schwester, die zudem auch noch viel reifer als er selber ist, gar nicht so einfach. Ein Portrait, über das man schmunzelt und sich an die eigene Kindheit erinnert, und den damit verbundenen Schwierigkeiten in der Welt der Erwachsenen.
Joe R. Landsdale zählt für mich zu den interessantesten Autoren. Seine Geschichten sind nie laut, oder übertrieben, sie sind eher leise und nachhaltig, dabei aber unverkennbar. Sollte man sich aber jetzt dem Glauben befinden, gar keinen Krimi in den Händen zu halten, so täuscht man sich gewaltig.

Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks