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Rezension zu "Sarajevo" von Joe Sacco
‚Früher kamen wir hier alle miteinander aus. Ich glaube, wir alle haben den Krieg verloren.‘ (Seite 137)
Joe Sacco trifft in Sarajevo auf Neven, der ihn unter seine Fittiche nimmt und ihm von seinen Erlebnissen im Bosnienkrieg erzählt. Sacco macht zudem Bekanntschaft mit weiteren Personen in Sarajevo und berichtet in seiner Graphic Novel von der Ausgangssituation in Jugoslawien, vom Ausbruch und dem Verlauf des Krieges, von verschiedenen paramilitärischen Einheiten und Konfliktparteien, von Kriegsverbrechen und Verlusten, von erlebten und verübten Gräueltaten, vom Ende des Krieges und seinen Folgen.
Ich kenne mehrere Graphic Novels von Sacco und bin jedes Mal begeistert von seinem zeichnerischen Können, seiner Beobachtungsgabe, der Relevanz der von ihm bearbeiteten Themen und der Eindringlichkeit der Texte.
Auch ‚Sarajevo‘ ist dabei keine Ausnahme, auch wenn ich diesmal ein paar Schwierigkeiten hatte, mich in die Graphic Novel einzulesen, und bei der Geschichte über Neven der Funke nicht ganz übergesprungen ist. Diese Geschichte ist mit Abstand die längste im Buch, doch ich persönlich empfand die zweite der drei Geschichten, diejenige, die sich um den Musiker Soba dreht, am gelungensten.
Saccos Zeichnungen sind düster und unheilschwanger, veranschaulichen so perfekt den Inhalt seiner Graphic Novel und bieten einen ebenso authentischen wie deprimierenden Einblick in den Bosnienkrieg.
Inhalt und mein Eindruck:
Im Bosnienkrieg war Gorazde neben Srebrenica und Zepa eine der drei ostbosnischen Enklaven. Als britische und ukrainische Friedenstruppen aus der Stadt abziehen, rechnet man mit dem Schlimmsten.
Joe Sacco erzählt am Beispiel der Stadt Gorazde vom aufkommenden Rassismus und Nationalismus im Ex-Jugoslawien der 1990er Jahre. Dabei beschreibt er die Geschichte der Region vom 2. Weltkrieg bis zu den Kriegen in den 1990er Jahren und berichtet eindringlich vom Leben in der umkämpften Stadt Gorazde, von Freunden und Nachbarn, die plötzlich zu Feinden werden, von Hunger und Armut, von Vergewaltigungen und Erschießungen. Joe Sacco ist dabei nicht zimperlich, verharmlost nichts und zeigt explizit die Gräuel und Schrecken des Krieges.
'Bosnien' ist nach 'Gaza' und 'Palästina' meine dritte Graphic Novel von Joe Sacco, und wie bei den beiden Vorgängern bin ich sehr begeistert von den hervorragenden Zeichnungen, von den spannenden und berührenden Geschichten einzelner Zeugen und davon, dass man hier auf anschauliche Art und Weise Wissen vermittelt bekommt.
Mein Resümee:
Wer sich für die Region und für die Kriege der 1990er Jahre interessiert, sollte 'Bosnien' auf jeden Fall lesen. Hier bekommt man sehr gute Einblicke in die Konflikte und Kriege der Region sowie interessante Fakten zu Hintergründen und dem Alltag in Bosnien.
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