Rezension zu "Miteinander: Das verborgene Zusammenleben in unserer heimischen Tier- und Pflanzenwelt" von Johann Brandstetter
Das Buch kommt wie auch das erste der Autoren völlig ohne Hochglanzfotografien aus, sondern lebt von den ausgezeichneten farbigen Illustrationen von J. Brandstetter. Die Texte kennzeichnen die Autorin Elke Zippel als hervorragende Kennerin unserer heimischen Natur und ihrer Tier- und Pflanzenwelt, einschließlich zahlreicher ökologischer Zusammenhänge. Das Buch ist gegliedert in fünf Kapitel zu verschiedenen Lebensraumkomplexen. Das erste Kapitel widmet sich unserer Agrarlandschaft und einigen ihrer Bewohner. Dabei werden einige Arten vorgestellt, die vor allem weniger intensiv genutzte Agrarlebensräume benötigen und in dauerhaft „vergifteten“ Industrieäckern keinen Platz mehr haben. Mit dem Acker-Stiefmütterchen und dem Kleinen Perlmutterfalter sind es Arten, die eng miteinander in ihrem Lebenszyklus verbunden sind – Miteinander, der Titel des Buches, der sich wie ein roter Faden durch das ganze Buch zieht. Und natürlich gehört neben der Vorstellung heimischer Arten und ihrer Lebenszyklen auch ein Exkurs zu Neubürgern unter den Pflanzen in unserer Kulturlandschaft, die diese teilweise auch schon seit Jahrhunderten mit prägen. Das zweite Kapitel ist den „Hotspots unserer Kulturlandschaft“, den heimischen Trockenrasen und artenreicher Feuchtwiesen gewidmet. Auch hier gibt es wieder interessante Ausflüge ins „Miteinander“, z.B. des Ölkäfers mit Erdhummeln oder Bienen, die mit Pollen und Nektar die Nahrungsgrundlage für die Ölkäferlarven liefern. Ein Ausflug in das Reich der klassischen „Täuschblumen“, den Orchideen, ist ebenfalls ausgezeichnet gelungen, über Blüten, die täuschend ähnlich wie Insekten aussehen und somit Partner vortäuschen, aber nur auf Bestäubung aus sind. Auch die wiesenbrütenden Vogelarten und die Schmetterlinge bekommen ihren Platz in Text und Bild. Ein weiteres Kapitel stellt uns die Lebewelt der Gewässer und der sie begleitenden Feuchtwälder mit Blicken unter und über die Wasserfläche vor. Fantastische Bildstudien von Kranichen, dem Pirol beim Nestbau oder der Jagd des Eisvogels zeigen einmal mehr J. Brandstetters meisterliches Können und die Texte sind wie dafür geschaffen, dies noch zu unterstreichen. Filigrane Schönheiten der Moore finden ebenso Platz wie die Unterwasserwelt der Fische, Libellen, Wasserkäfer und Krebse. Sehr schön ist auch das folgende Kapitel über den Wald gelungen, u.a. auch mit tollen Illustrationen zu den Pilzen des Waldes unter dem Titel „Weder Tier noch Pflanze“ und natürlich den herrlichen Abbildungen und textlichen Ausführungen zu den mit den Pilzen „verbundenen“ saprophytischen Pflanzen des Waldes, aber auch den parasitisch lebenden Arten. Schön, dass immer wieder auch den Orchideenarten reichlich Raum gegeben wird. Auch das abschließende Kapitel zu den Hochgebirgen fasziniert in Bild und Text. Ein rundum gelungenes Sachbuch mit unterhaltsam vermitteltem, exaktem Fachwissen, welches ohne Einschränkungen zu empfehlen ist und seinen Preis unbedingt wert ist.
Dr. Frank Zimmermann