Rezension zu "Unsere Geschichte" von Joachim Whaley
Ein Brite (Kevin Whaley) und ein Franzose (Johann Chapoutot) beschreiben in diesem Doppelband (Deutschland von 800 bis 1806/Deutschland von 1806 bis heute) auf gut 300 Seiten die deutsche Geschichte. Geht das überhaupt in diesem knappen Rahmen? Ich kenne Detailstudien zum mittelalterlichen Traufrecht, die umfangreicher sind. Es geht so halbwegs. Neues erfährt der historisch vorgebildete Leser nicht, es handelt sich eher um dahingeworfene Appetithäppchen, die Lust auf eine intensivere Beschäftigung mit einzelnen Epochen machen, aber als erste Übersicht ist der Doppelband ganz ordentlich. Interessant ist vor allem der "fremde" Blick auf die deutsche Geschichte. Wo wir selbst eher eine kritische Sichtweise auf die eigene Geschichte haben, ist der der beiden Historiker gewissermaßen unbefangener und würdigt somit auch Leistungen, die in heimischen Darstellungen vielleicht untergehen, ohne damit solchen Apologeten wie Gauland und anderen das Wort zu reden. Und selbst dem Wiedererwachen des Nationalismus in Gestalt der AfD steht der Franzose Chapoutot gelassen gegenüber, ist er doch einerseits weltweiter Trend (dem sich auch Teile der Deutschen eben leider nicht verschließen), andererseits gegenüber der gefestigten Demokratie eben doch (hoffentlich für ewig) Außenseitermeinung.