Johann Christoph Maass

Lebenslauf

Johann Christoph Maass, geboren 1973, war Schlagzeuger, bevor er Literaturwissenschaften studierte. Er arbeitet als freier Übersetzer in Berlin. Zuletzt hat er Bücher von Jonathan Lethem, Howard Jacobson, Antonio Ruiz Camacho und Tom Perrotta übertragen. 

Quelle: Verlag / vlb

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Neue Rezensionen zu Johann Christoph Maass

Cover des Buches Die Jahre ohne uns (ISBN: 9783832181130)
Dr_Ms avatar

Rezension zu "Die Jahre ohne uns" von Barney Norris

Warum einfach und geradlinig, wenn es auch kompliziert und gewunden geht?
Dr_Mvor 3 Jahren

Klingt die Ankündigung nicht viel versprechend? "Durch Zufall treffen sie sich, in einer Hotelbar in einer kleinen englischen Stadt: ein Mann und eine Frau in ihren Sechzigern, zwei Fremde, die einander ihre Geschichten erzählen."

Wieder einmal bin ich auf so etwas hereingefallen. Leider weiß ich wirklich nicht, was sich Barney Norris bei diesem Roman gedacht hat. Warum, so habe ich mich gefragt, macht er aus dieser Situation eine solch verworrene und komplizierte Geschichte, statt sie einfach und geradlinig zu erzählen?

Die Frau wollte "einmal ein Meisterwerk in die Welt hineinweben", "eine Enzyklopädie aller Worte, in die ich mich jemals verliebt habe". Das hat offenbar nicht geklappt, und deshalb macht das jetzt der Autor für sie. Was für eine selbstverliebte Idee - manchmal wird das seitenlang vorexerziert und stört den sowieso schon zähen Lesefluss. Nach 70 Seiten hat man es überstanden und ist nicht viel schlauer als zu Beginn. Dann beginnt der zweite Teil mit der Geschichte des Mannes. Noch komplizierter, länger und seltsam surreal. Im dritten Teil erwartet den Leser dann die Auflösung des Rätsels. Beide kommen zufällig zusammen und kennen sich in Wirklichkeit. Man ahnte es schon.

Ja, manchmal ist das Leben kompliziert. Und manchmal passen zwei Menschen einfach nicht zusammen. Dann geht eine Beziehung in die Brüche, und wenn es dumm kommt, findet man keine neue Liebe. Und ja, selbst wenn man sich tief liebt, kann man sich gegenseitig verletzen. Das muss eine Liebe aushalten. Und wenn sie tief genug ist, kann sie das auch.

Wer nun erwartet, in diesem Buch eine Geschichte zu lesen, die mitreißt, berührt oder wenigstens irgendwelche neuen Erkenntnisse oder wenigstens ein paar Denkanstöße zutage fördert, wird enttäuscht werden. Auch wenn hinten steht, dass "diese traumgleiche, gewundene Geschichte eine wahre Freude ist". Ich habe das ganz anders empfunden, nämlich als langatmiges Herumreden um den heißen Brei ohne wirklichen Erkenntnisgewinn.

Warum erkennt man das Glück oft erst im Nachhinein? Das wird auch hinten auf dem Umschlag dieses Buches gefragt. Wer so fragt, weiß nicht, was Glück ist, sondern verwechselt es mit einen Zustand, in dem er sich besser gefühlt hat als zum Zeitpunkt dieser Frage.

Als ich das Buch erstmals in den Händen hielt, habe ich sofort nach dem Alter des Autors geschaut. Und siehe da – er ist nur halb so alt wie seine beiden Protagonisten. Woher will er also wissen, wie es sich anfühlt, wenn man in den Sechzigern auf sein bisheriges Leben zurückschaut, mit der Gewissheit, dass langsam die Zeit knapp wird. Tatsächlich hat Norris keine Ahnung davon. Und so liest sich auch sein Buch. Mir war es keine Freude, sondern eher ein "gewundene" Qual in leicht depressiver Stimmung.

Für mich war dieses Buch wieder einmal ein Beispiel dafür, dass ein Autor eigentlich keine Ahnung von der Lage und dem inneren Zustand seiner Figuren hat, aber dennoch ein Buch darüber verfasst und seine Ahnungslosigkeit dabei hinter einer "traumgleich gewundenen Geschichte" versteckt. Das ist sicher auch eine Kunst, aber eben nicht die, die man erwartet.

Cover des Buches Die Jahre ohne uns (ISBN: 9783832181130)
liesmal50s avatar

Rezension zu "Die Jahre ohne uns" von Barney Norris

Weit entfernt und doch so nah
liesmal50vor 3 Jahren

Ich habe das Cover gesehen und dabei sind mir direkt die Beine der Frau aufgefallen, die zu einer älteren Frau gehören. Die beiden Menschen scheinen auf den ersten Blick auf einer Bank zu sitzen und sich viel zu erzählen zu haben. Allein dieses schlicht gehaltene Bild macht mich unglaublich neugierig. Es besticht durch Einfachheit und ist dadurch auf jeden Fall ganz anders als die meisten anderen Buchcover. Ob die Geschichte ebenso ist?

Der Autor Barney Norris beantwortet meine Fragen in dem Buch "Die Jahre ohne uns", das erschienen ist im Verlag Dumont.

Tatsächlich sitzen die beiden älteren Menschen, eine Frau und ein Mann,  zusammen – an einer Hotelbar. Der Zufall hat sie an diesem Ort zusammengeführt. Habe ich an dieser Stelle noch mit einer leicht-lockeren Unterhaltung gerechnet und mir sogar schon insgeheim den weiteren Verlauf vorgestellt,  so wurde ich schnell eines Besseren belehrt. In den beiden ersten Teilen, die fast den gesamten Raum des Buches einnehmen, lässt der Autor in einer ganz eigenen Sprachgestaltung die Frau und dann den Mann ihr bisheriges Leben erzählen. Das geschieht auf eine Art und Weise, wie ich sie so weder erwartet noch jemals gelesen hatte, und an die ich mich erst gewöhnen musste. Aber das Lesen hat sich gelohnt, denn spätestens in der zweiten Hälfte mochte (m)ich das Buch nicht mehr loslassen.

Fasziniert hat mich die Frau, deren Gedanken häufig bei ihrem Vater sind, der sie verlassen hatte, als sie noch ein kleines Kind war, die aber auch ihr Leben lang davon geträumt hat, eine Enzyklopädie zu schreiben: „Ich habe immer gedacht, dass ich einmal ein Meisterwerk in die Welt hineinweben würde, eine Enzyklopädie aller Worte, in die ich mich jemals verliebt habe…“ – Unerfüllte Träume, die sie begleiten.

Fantastisch und an vielen Stellen dennoch sehr realistisch klingt die Geschichte des Mannes, der als Schauspieler gearbeitet hat, aber auch „im richtigen Leben“ immer wieder in neue und ganz verschiedene Situationen gerät, die an die Rollen eines Schauspielers erinnern lassen. – Er bleibt immer auf der Suche. Hier sind Realität und Fiktion gut miteinander verwoben.

Ein besonderes Buch mit einem Hang zum Träumen und den Wünschen, die Frau und der Mann – tatsächlich werden keine Namen genannt – mögen ihrer Einsamkeit entfliehen.

Cover des Buches Die Jahre ohne uns (ISBN: 9783832181130)
peggys avatar

Rezension zu "Die Jahre ohne uns" von Barney Norris

Ohje
peggyvor 3 Jahren

Durch Zufall treffen sie sich, in einer Hotelbar in einer kleinen englischen Stadt: ein Mann und eine Frau in ihren Sechzigern, zwei Fremde, die einander ihre Geschichten erzählen. Sie ist einsam, ihr Leben ist voller unerfüllter Träume, ihre Tage verlaufen stets gleich, einzig bei der Arbeit im Garten findet sie zu sich. Er ist ehemaliger Schauspieler, und seine Geschichte ist die einer endlosen Suche nach jemandem, den er verloren hat. Seit Jahrzehnten führt er ein haltloses Leben im Dazwischen: Wann immer er eine Tür öffnet, droht er, in eine neue Existenz hineinkatapultiert zu werden. Hunderte Leben hat er berührt, niemand ist ihm geblieben. Doch diese Begegnung wird sie beide verändern – und einen Neuanfang bedeuten.
Meinung
Wieso schreibt man bitte so eine umständlich geschilderte Geschichte. Wenn man es hätte auch gerade heraus, einfach und schlicht machen kann. Es war zäh und langatmig.
Im zweiten Teil der geschichte wird es komplizierter, länger und seltsam surreal. Im dritten Teil erwartet den Leser dann die Auflösung des Rätsels. Beide kommen zufällig zusammen und kennen sich in Wirklichkeit.
Nur der Kürze des Buches ist es zu verdanken das ich es nicht irgendwo im zweiten Teil abbrach. Länger hätte ich es auch nicht ertragen. Der letzte Abschnitt und die Auflösung waren etwas besser. Wer bis dahin durchgehalten hat, soll schließlich auch belohnt werden. Für mich war es nichts. Schade.

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