Cover des Buches Die natürliche Tochter (ISBN: 9783150001141)
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Rezension zu Die natürliche Tochter von Johann Wolfgang von Goethe

Rezension zu "Die natürliche Tochter" von Johann Wolfgang von Goethe

von Heike110566 vor 14 Jahren

Rezension

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Heike110566vor 14 Jahren
Das Drama "Die natürliche Tochter" wurde 1803 in Weimar uraufgeführt und erschien noch im selben Jahr in gedruckter Form. Es ist ein Trauerspiel um eine Intrige bei Hofe. Eugenie ist die uneheliche Tochter des Herzogs und der kürzlich veratorbenen Fürstin. Bislang lebte sie, die inzwischen zu einer schönen Frau herangewachsen ist, im Verborgenen. Nun, nach dem Tod der Mutter, möchte der Herzog sich öffentlich zu ihr bekennen und ihr die Ehren zukommen lassen, die ihr standesgemäß zustehen. Bei einer Jagd öffnet sich der Herzog dem König gegenüber. Kurz darauf hat Eugenie, die auch an der Jagd teilnimmt, einen Reitunfall. Nachdem sie sich erholt hat, stellt der Herzog Eugenie dem König vor. Dieser verspricht, unter der Bedingung, dass die Sache bis dahin geheim bleiben soll, dass er auf dem nächsten Königsfest ihr die Ehren zuteil werden lässt. Während der Zeit des Wartens entspinnt sich um Eugenie eine Intrige. Jemand hohes bei Hofe will, dass des Herzogs Tochter verschwindet. Der Sekretär versucht die Hofmeisterin, die Eugenies Erzieherin war, zu überreden, die ihr Anvertraute zu entführen. Als sie nicht einwilligt, droht der Sekretär offen mit der Ermordung der jungen Frau. - Der Entführungsplan nimmt seinen Lauf. Die Hofmeisterin führt Eugenie in eine Hafenstadt an der Grenze des Reiches. Dem Herzog wird gesagt, dass seine Tochter bei einem neuerlichen Reitunfall ums Leben gekommen ist und die Hofmeisterin, wegen Pflichtvernachlässigung, untergetaucht sei. Eugenie soll das Land jedoch unter Aufsicht der Hofmeisterin verlassen. Als einzigen Ausweg bietet sie ihrem Ziehkind an, dass es einen bürgerlichen Mann heiratet und das sofort. Sie solle ihrem Standesstreben auf diesem Wege abschwören und in den niederen Bürgerstand hinabgestoßen werden. Eugenie lehnt ab, hält Ausschau nach einem anderen Ausweg. Aber weder die Menschen im Hafen, noch der Gouveneur oder die Äbstissin wollen ihr helfen. Die Hofmeisterin besitzt einen Geleitbrief, unterzeichnet vom König, und niemand mag sich dem widersetzen. Da begegnet sie einen Mönch, dem sie von sich erzählt und ihre Wahlmöglichkeiten zwischen niederer Ehe und Verbannung nennt. Der Mönch rät ihr die Verbannung anzunehmen und sich dort ein neues Leben aufzubauen. Aber ... Das Drama spielt in einem nicht näher bezeichneten Königreich. Die Figuren tragen keine Namen, einzige Ausnahme ist Eugenie, sondern werden nur mit ihren Titeln aufgeführt: König, Herzog, Graf, Sekretär, Hofmeisterin usw. - Goethe hat hier also keinen bestimmten Einzelfall dargestellt, nicht induvidualisiert, sondern allgemeine Zustände aufgezeigt. Allgemeine Zustände, die sich auf höchster Staatsebene abspielen und die inneren Kämpfe im Hofstaat und dem absolutistischen Staatssystem aufzeigen. Es ist nicht an einen Fall gebunden, was dargestellt ist, sondern zeichnet diese Systeme allgemein aus. Stilistisch greift der Dichter auf Mittel des klassischen griechisch-antiken Theaters zurück. Sehr oft benutzt er in diesem Drama die Stichomythie. Diese einzeilige Wechselrede zwischen den Dialogpartnern wirkt vorwärtstreibend, dynamisch. Und sie wirkt sehr oft hier auch dramatisierend. Die Ausdrucksweise (Sprache) selber mutet sehr gestelzt an. Leicht zu lesen ist das Stück sicher dadurch nicht. Andererseits führt diese gewählte sprachstilistische Form aber auch zu schönen sprachlichen Bildern. Insgesamt als Fazit: Es gehört nicht zu den besten Dramen Goethes, aber es ist ein gutes, unterhaltsames Stück.
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