Cover des Buches Hosianna! (ISBN: 9783499269271)
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Rezension zu Hosianna! von Johanna Alba

Ermittlungen mit Gottes Beistand

von Cappuccino-Mama vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Ein Papst, der mein Herz erobert hat. Er ermittelt mit seiner Pressesprecherin und seinem Privatsekretär und beweist jede Menge Spürsinn.

Rezension

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Cappuccino-Mamavor 9 Jahren

Ja, ich gestehe: Ich bin nicht katholisch, kein Freund des Zölibats und einen Stellvertreter Jesu Christi auf Erden bräuchte ich nicht. Aber ich liebe den Papst! Allerdings spreche ich hier von Papst Petrus II., leider ist er nur ein fiktiver Protagonist – schade eigentlich...


Das Cover:

Ja, sie vielen mir schon mehrfach ins Auge, diese orangefarbenen Cover – auf einem fährt der Papst eine Vespa, auf dem anderen vergnügt er sich beim Himmel- und Hölle-Hüpfspiel. Doch beim dritten Band der Papst-Krimis unterscheidet sich das Cover von dem der beiden vorherigen Krimis. Normalerweise mag ich es, wenn Cover einer Buchserie einen Wiedererkennungswert besitzen, doch dieses Cover gefällt mir sogar besser als die orangefarbenen Cover der beiden Vorgängerbücher – es wirkt einfach viel lebendiger, und heiterer. Lediglich der geschwungene Schriftzug des Buchtitels blieb erhalten.

Der Hintergrund des glänzenden Covers ist in einem hübschen rosa Farbton. Auf dem Cover sieht man den beleibten Papst, wie er über der Schulter einen Weihnachtsbaum trägt. Ihm folgt ein roter getigerter Kater der, ganz nach Katzenmanier, mit seiner Vorderpfote nach den Fransen des umgebundenen, schalähnlichen Gürtels angelt. Der Papst wirkt sehr beschwingt, freudig, er strahlt über das ganze Gesicht, was ihn auch sofort sehr sympathisch erscheinen lässt. Witzig fand ich das rot-gelbe Rentiergeweih auf dem Kopf des Katers – dies entsprang zwar der Phantasie des Illustrators, passt aber hervorragend zu einem Buch mit ungewöhnlicher Handlung.


Die Handlung:

Weihnachten naht mit großen Schritten. Auch in Rom herrscht Hektik, aber vor allem auch Vorfreude auf die besinnlichen Tage. Papst Petrus II. Würde sich gerne mit den Vorbereitungen auf das Fest befassen, jedoch warten einige wichtige Pflichttermine auf ihn.

Doch dann stehen plötzlich die beiden Schwestern des Papstes samt Kater und Gepäck vor der Tür, um im Vatikan einzuziehen. Schwester Immaculata ist alles andere als begeistert. Doch Maria und Marta weigern sich hartnäckig, in den heimischen Palazzo zurückzukehren, denn ein junger spanischer Priester, der ebenfalls im Palazzo wohnte, verschwand unter mysteriösen Umständen – ist er etwa einem Verbrechen zum Opfer gefallen, oder handelt es sich sogar um einen übersinnlichen Spuk?

So beginnt Petrus erneut, seine Spürnase einzusetzen, um nun auch diesen Fall zu lösen. Die hübsche Giulia und sein Sekretär, der Franziskanermönch Francesco stehen ihm hierbei hilfreich zur Seite, denn wozu sollte man auch die Polizei einschalten, wenn man in der Lage ist, den Fall auf eigene Faust zu lösen?...


Meine Meinung:

Es war meine erste persönliche Begegnung mit dem Papst – und das, obwohl ich, wie bereits erwähnt, nicht katholisch bin! Nein, natürlich bin ich dem Papst „nur“ im Buch begegnet. Und obwohl ich die beiden vorherigen Papst-Krimis nicht gelesen hatte, gelang mir der Einstieg ins Geschehen auch ohne Vorkenntnisse hervorragend. Die Personen aus dem Umfeld des Papstes werden in ihrer „Funktion“ vorgestellt, so dass man sich ein gutes Bild von ihnen machen kann. Dennoch gehen die Beschreibungen nicht zu sehr ins Detail, denn das würde vermutlich diejenigen unter den Lesern langweilen, die die beiden vorherigen Bände bereits kennen.

Papst Petrus II. ist ein Mann mit sehr menschlichen Zügen: Er liebt gutes Essen (was sich an seiner Figur auch bemerkbar macht – die Kalorien haben unübersehbar ihre Spuren hinterlassen), schaut sich für sein Leben gerne Fußballspiele an (dazu gehört dann natürlich auch das ein oder andere Bier), er fährt gerne Vespa, mischt sich inkognito unter das Volk und er ermittelt für sein Leben gerne. Mit viel Spürsinn nimmt er so auch diesmal die Ermittlungen auf – stets an seiner Seite hat er Giulia, seine hübsche Pressesprecherin, sowie seinen Privatsekretär Francesco, einen äußerst attraktiven Mönch.

Dieses Jahr hat sich Papst Petrus II. vorgenommen, endlich mal die alte Weihnachtskrippe aufzubauen, ein altes Familienerbstück, an dem viele Erinnerungen hängen. Wie habe ich mich amüsiert, als Petrus der Krippe ein würdiges Umfeld verlieh und die Krippe sich über einen großen Teil seines riesigen Arbeitszimmers erstreckte – da wurden Brücken gemauert, Flüsse angelegt, „Bäume gepflanzt“ - eine große Herausforderung für den Papst, auf den viele Pflichten warteten, und zudem noch ein Kriminalfall, den es zu klären galt. Und dann fehlt auch noch das Wichtigste an der Krippe: Das Jesuskind ist spurlos verschwunden (genauso wie der spanische Priester). Aber bereits als der Papst die staubigen Schachteln vom Dachboden holte und den Inhalt auf dem Fußboden des Arbeitszimmers ausbreitete, kippte Immaculata angesichts des herrschenden Chaos beinahe schon aus den (Gesundheits-)Latschen.

Schwester Immaculata („Die Unbefleckte“) ist die Haushälterin des Papstes. Doch so richtig steht die gestrenge Frau nicht hinter ihrem Dienstherrn – Immaculata ist in der Tat päpstlicher als der Papst! Und so gefällt es ihr gar nicht, wie er sein Leben führt. Statt Genügsamkeit isst der Papst für sein Leben gerne - und mitunter gerne auch reichlich – sehr zum Leidwesen der gestrengen Haushälterin, die ihn lieber auf Diät setzen würde. Entbehrung, so lautet Immaculatas Forderung – statt des heißgeliebten Kaffees könnte sich Petrus doch auch mit einer Tasse Tee begnügen! Und überhaupt fehlt es diesem Papst gehörig an Ernsthaftigkeit – am aller-aller-schlimmsten aber findet Immaculata eines: Petrus hat Humor – und der ist im Vatikan völlig fehl am Platze.

Ich habe mich köstlich amüsiert über die strenge Haushälterin, die ja so genügsam lebt, weil ihr das „alte Zeug“ (gemeint sind damit die Möbel und sonstige Einrichtungsgegenstände von Petrus' Vorgängern) vollkommen reicht. Die Spuren der Haushälterin sind in der ganzen Wohnung des Papstes hinterlassen – beispielsweise stramm gestopfte Kissen mit (religiösen) Stickereien, ob nun die Dornenkrone oder ein Tannenzweig (der wiederum an die Dornenkrone erinnert). Eindeutig hat Immaculata im Haushalt die Hosen an, sonst müsste Petrus wohl kaum die leeren Bierflaschen vor ihr verstecken.

Maria und Marta, die beiden Schwestern des Papstes sind ebenfalls an christlichen Dingen interessiert. In ihrer Wohnung hängen daher auch Bilder von Heiligen – stets attraktive Männer mit sehr spärlicher Kleidung. Immaculata ist empört! Doch dann gibt es da ja noch die „heiligen Kräuter“ konserviert in Alkohol, die Immaculata dann doch etwas lockerer werden lassen – mit verheerenden Folgen.

Doch dann ziehen kurz vor Weihnachten die beiden Schwestern des Papstes auch noch im Vatikan ein und verwöhnen ihren Angelo (so heißt ihr Bruder mit bürgerlichem Namen) sehr gerne mit ihren Koch- und Backkünsten. Dass sich die beiden älteren Damen in ihrer (!) Küche austoben, gefällt Immaculata überhaupt nicht. Und auf keinen Fall will sich die treue Seele den Kochlöffel von den beiden Papstschwestern aus der Hand nehmen lassen!

Eine meiner Lieblings“personen“ war Monsignore. Nein, es handelt sich um keinen Bewohner des Vatikans, sondern vielmehr um einen vollkommen „weltlichen“ Protagonisten. Monsignore ist der Kater von Petrus' Schwestern, der den kulinarischen Gelüsten ebensowenig abgeneigt ist wie der Papst selbst. Doch wer (abgesehen von Immaculata) kann einem bettelnden Katzenblick schon widerstehen?

Leider ist die Anwesenheit eines Katers bei Ermittlungen am Tatort etwas unpraktisch, denn im Spurenverwischen ist er ebenso ein Meister, wie es auch Maria und Marta sind, die am Tatort Reinigungsarbeiten durchführen. Aber Monsignore wartet letztendlich nur auf seinen großen Auftritt als Retter in der Not.

Giulia – bei ihrem Anblick werden Männerträume wahr. Die junge Comtessa ist eine der schönsten Frauen in der „ewigen Stadt“. Sie hat lange schwarze, gelockte Haare und eine atemberaubende Figur, verfügt zudem noch über Intelligenz und ist alles andere als oberflächlich. Da gerät selbst Francesco, der sich dem Zölibat verschrieben hat, in Versuchung.

Francesco und Giulia - es waren zwei Königskinder, die hatten einander so lieb. Sie konnten zusammen nicht finden (der Tiber war viel zu tief)... - ja, so ist es bei Francesco und Giulia auch. Francesco, der sein Leben der Kirche widmet – samt allen Nachteilen, wie der Ehelosigkeit, der er sich als tiefgläubiger Franziskanermönch verschrieben hat.

Wäre da nicht sein Mönchshabit – mit dem braunen Wuschelhaar, der Sonnenbrille, mit der durchtrainierten Figur und dem Dreitagebart hätte man den großen und schlanken Francesco für einen „ragazzo“ aus dem Latin-Lover-Bilderbuch halten können (so die Beschreibung aus dem Buch). Kein Wunder, dass sein Anblick und seine sympathische Ausstrahlung Giulias Herz höher schlagen lässt. Wie sehr würde man den beiden eine gemeinsame Zukunft wünschen. Andererseits würde das wohl das Aus für das hervorragende Ermittler-Team bedeuten, was natürlich sehr schade wäre.

Nicolas ist der französische Verlobte von Giulia – sehr zum Leidwesen von Francesco, der sehr viel für die junge Frau empfindet. Doch ich fand Nicolas weder sympathisch, noch fand ich, dass er zu Giulia passt, da er so ganz anders als sie ist, was ihre Vorstellungen betrifft. Giulia lebt eher bescheiden auf 80 qm, für ihren Verlobten ist das schlicht und einfach unvorstellbar.

Und dann ist da noch die Hausgemeinschaft des Palazzos, in dem Maria und Marta leben. Man vertraut sich, pflegt eine gute Nachbarschaft – und doch scheint jeder der Bewohner etwas zu verbergen. Die bunte Hausgemeinschaft besteht aus den folgenden Personen:

Eve ist eine Schriftstellerin mit Hang zu seichten Texten. So befasst sie sich auch mit den Borgia, einem aus Spanien stammenden Adelsgeschlecht. Doch wozu braucht eine Autorin überhaupt ein Schwert?

Lucia ist eine junge Studentin, die in einem Buchladen jobbt, der ein etwas eigenwilliges Sortiment führt. Auf mich wirkte die junge Frau unnahbar und etwas unfreundlich. Hatte sie etwa ein Verhältnis mit dem jungen Priester – irgendetwas verschweigt Lucia auf jeden Fall.

Batholomeo ist ein Barista, der sein Hobby zum Beruf gemacht hat. In seiner Wohnung hat er sich aus seiner Sammlung von Kaffeemaschinen ein regelrechtes Museum errichtet. Petrus, der Kaffeeliebhaber verbindet das Angenehme mit dem Nützlichen und genießt gerne ein oder mehrere Tassen des Heißgetränks bei Bartholomeo – natürlich stets mit gespitzten Ohren und mit, durch viel Koffein, hellwachem Verstand.

Und dann ist da noch letztendlich Jean, der junge Priester aus Spanien, der ebenfalls im Palazzo lebte, aber nun spurlos verschwunden ist. Petrus hatte den jungen Mann nie persönlich kennengelernt, doch seine Schwestern loben die Art des jungen Priesters, den sie stets gerne mit ihren Backkünsten verwöhnt hatten.

Die Handlung beginnt 16 Tage vor Weihnachten. Unterteilt ist das Buch in Kapitel, deren Überschrift meist als eine Art Countdown gestaltet ist: „Noch .. Tage bis Weihnachten“. Das Buch endet mit dem Kapitel „6. Januar – Tag der Befana“. (Die Befana ist dem Volksglauben nach eine Hexe, die auf der Suche nach dem Jesuskind in der Nacht vom 5. auf den 6. Januar von Haus zu Haus fliegt und Geschenke bringt oder straft.) Die einzelnen Kapitel sind nochmals unterteilt, denn es wird aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt.

Sehr gut gefiel mir das Lokalkolorit. So wurden italienische Begriffe, Redensarten und Sätze verwendet, die kursiv hervorgehoben wurden – eventuell hätte man hierzu im Anhang des Buches ein Glossar einfügen können. Die beschriebenen Sehenswürdigkeiten fand ich sehr interessant, ich habe den ein oder anderen Handlungsort dank Internet genauer unter die Lupe genommen. Hervorragend fand ich als Fan von Stadtplänen in Büchern mit Lokalkolorit, dass sich auf der Innenseite des vorderen Buchdeckels ein wundervoll gestalteter Ausschnitt des Stadtplans befand, samt einiger zunächst rätselhaft wirkenden Abbildungen, die man aber während des Lesens der Handlung zuordnen konnte.

Von diesem Autoren-Ehepaar hatte ich bislang noch kein Buch gelesen. Die beiden Autoren sind Historiker, was sich an der ein oder anderen Stelle des Buches auch bemerkbar macht, z.B. wenn es um die Borgia geht. Doch der Schreibstil ist alles andere als trocken: Locker, beschwingt und mit einem tollen Wortwitz verleihen sie ihren Charakteren einen ganz eigenen Charme – angefangen vom lebensfrohen Papst, über die spröde Haushälterin Immaculata bis hin zu den mütterlichen Schwestern, der liebreizenden Giulia, den Seelenqualen leidenden Francesco und nicht zuletzt den Kater Monsignore, der vom Wesen her doch tatsächlich etwas dem Papst ähnelt – ein echter Genießer, der den kulinarischen Genüssen nicht widerstehen kann.

Die Autoren führen den Leser durch die Straßen und Gassen von Rom, präsentieren den Schildkrötenbrunnen, den Campo de' Fiori, besuchen mit Francesco den Bambino Gesù. Das Wissen der Autoren kommt nicht von ungefähr – Johanna Alba, die unter anderem auch eine zeitlang in Rom studiert hat, lebte damals in einer Künstler-WG gleich hinter dem Vatikan. Jan Chorin ist ein auf europäische Religions-und Geistesgeschichte spezialisierter Historiker. In ihren Papstkrimis haben sie wohl eines der ungewöhnlichsten Ermittler-Teams ins Leben gerufen – noch dazu ein äußerst sympathisches Trio. Mein Herz hat dieser Papst auf jeden Fall erobert. Und ich denke, das war nicht mein letzter Papstkrimi, den ich gelesen habe.


Fazit:

Auf ein HALLELUJA! und ein GLORIA! Folgt nun ein weihnachtliches HOSIANNA!

Endlich darf auch ich einmal einen Papst kennenlernen, wie man ihn sich wünscht – trotz seines Glaubens ist er dennoch weltoffen und tolerant, führt mitunter auch ein Leben außerhalb des Vatikans. Herrlich, wie er sich (meist) unerkannt unter das Volk mischt, sich seinen Spürsinn zunutzen macht und Kriminalfälle löst. Immaculata, eine äußerst strenge Haushälterin, die nicht so begeistert von der Lebensart des Papstes ist, sowie die hübsche und zudem äußerst kluge Pressesprecherin Guilia und der attraktive Privatsekretär Francesco - jeder von ihnen bereichert die Handlung ungemein auf seine ganz eigene Art und Weise - nicht zu vergessen die Schwestern des Papstes und Kater Monsignore.

Es ist kein „blutiger“ und „actiongeladener“ Krimi, den die Autoren geschrieben haben, aber das würde auch gar nicht so recht in die besinnliche Weihnachtszeit passen. Vielmehr konnte mich hier die humorvolle Handlung fesseln, aber auch das mitermitteln, denn leicht war der Fall nicht zu lösen. Mir hat dieses Buch die stressige Weihnachtszeit sehr versüßt und ich möchte es daher auch gerne weiterempfehlen, denn bekanntlich ist nach Weihnachten zugleich vor Weihnachten – das nächste Weihnachtsfest kommt bestimmt, passend dazu möchte ich diesem himmlischen Buch 5 (Weihnachts-)Sterne verleihen.

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