Das Werk von Johanna Gerhard hat den Selfpublishing-Buchpreis gewonnen. Deswegen wurde ich neugierig. Ich wurde aber schon vorher darauf aufmerksam und zwar weil "Feuerfunken" theoretisch auch den Namen "Der Klang von Feuerblau" tragen könnte und es würde passen - egal, wie ausgefallen der Titel scheint. 😄
Meine Meinung: Sture Charaktere finde ich immer sehr anstrengend. Umso glücklicher bin ich über die Wendungen des Buchs. Das Ende ist super, vor allem weil gleich drei Stränge/Beziehungen nicht so kitschig zu Ende gehen, wie man befürchten könnte. Stattdessen konzentriert sich die Auflösung auf das Wesentliche.
Und der Stil ist sehr schön. :) Ich habe keine Synästhesie, aber Ahnung davon, wie durch Musik und Text Bilder im Kopf erzeugt werden. Das gelingt Johanna.
Oh, und ich fand die Idee mit dem Geist eigentlich super! :D In meinem Headcanon ist das nun so. 😌
Klare Empfehlung 💙🔥🎼
Johanna Gerhard
Lebenslauf
Johanna Gerhard, geboren 1988, lebt mit Mann, Sohn und Kater in Lüneburg. Ursprünglich hat sie Wirtschaftsrecht studiert und einige Jahre im Personalwesen und Projektmanagement gearbeitet. Danach hat sie sich entschieden, ihre Leidenschaft zum Beruf zu machen.
Mit einem Abschluss im Studienfach Literarisches Schreiben und Kulturjournalismus und einer Zertifizierung zur Freien Lektorin (ADM) arbeitet sie mittlerweile freiberuflich als Autorin, Lektorin und Story Coach. Unter dem Pseudonym Jaycee Falconer hat sie bereits an der Audible exklusiven Hörbuchreihe „Arkenhall" mitgeschrieben. Mit ihrem Roman „Der Klang von Feuerblau“ hat sie den Selfpublishing-Buchpreis 2022 gewonnen.
Alle Bücher von Johanna Gerhard
Der Klang von Feuerblau
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INHALT:
Katherine "Kit" Camino, Tochter eines berühmten Musikers, verdammt das Instrument ihres Herzens, das Cembalo, aus ihrem Leben. Grund dafür sind traumatische Erlebnisse mit ihrem Vater und Lehrer nach einem schweren Unfall. Sie hadert unumwerflich mit dem Zweifel an seiner Liebe, erst Recht, nachdem sie glaubt, dass er an der Trennung von ihrer großen Liebe Stephan Schuld sei. Als er verstirbt und ihr das Familienanwesen vererbt, beginnt eine Zeit der Aufarbeitung. Dort trifft sie ihren alten Freund aus Kindheitstagen Raffael wieder, der ihr eine große Hilfe in dieser schweren Phase ist und so manches mal Augen und Herz öffnet. Katherine schafft es, sich mit ihrer Familie auszusöhnen, dem Vater zu vergeben und das Cembalo wieder zu lieben.
PLAYLIST:
Die Autorin legt dem Buch eine Playlist bei, die man parallel hören kann und die einen stellenweise wirklich in die richtige Stimmung bringt. Die Idee finde ich fantastisch. Leider war mir die Vorgehensweise nicht schlüssig, sodass ich die Autorin anschrieb und erfragte, wie die Playlist denn zu "nutzen" sei. Schnell antwortete sie mir, dass es dafür keine Vorgabe gäbe. Die Playlist ist optional und das Thema unterstützend.
MEINE GEFÜHLE:
Ich kann Katherines Versuch, die Gefühle nach dem Tod ihres Vaters nicht zuzulassen, verstehen. In meiner Jugend hatte ich ebenfalls große Zwistigkeiten mit meinem Vater (obwohl ich ein Papa-Kind war) und ich war mir damals sicher, wenn er mal sterben würde, wäre es mir egal. Glücklicherweise hat sich unser Verhältnis nachdem ich ausgezogen war, um 180° gewandelt und es wäre eine Tragödie, wenn ich keine Stunde mehr mit ihm verbringen könnte. Im Nachhinein betrachtet, verdanke ich aber viel meiner Mutter, die immer versucht hat, zwischen uns zu vermitteln. Heute verstehe ich deshalb die Haltung meines Vaters zu einigen Dingen was mich in meiner Jugend betrifft sehr gut. Umso bedrückender empfand ich den Umstand im Buch, dass Katherines Mutter gar keine Rolle spielte und sich aus der Vater-Tochter-Beziehung komplett raushielt. Ich wünsche jedem Kind einen Erwachsenen, auf den es sich verlassen kann.
Als Katherine in Winters Weiher ihren Freund aus der Kindheit Raffael wiedertrifft, kommt endlich etwas Freude in die Geschichte. Katherine erlebt schöne Kindheitserinnerungen, sogar welche mit ihrem Vater. Das erlebe ich richtig erleichternd. Später kommt es auch mit Raffael zu Reibereien, weil er Dinge über Katherines Vater zu wissen scheint und einen gewissen unsichtbaren Bezug zu ihm zu haben scheint.
Als Stephan, der ehemalige Verlobte von Katherine, plötzlich wieder auftaucht, erwischt es mich eiskalt. Damit hatte ich gar nicht gerechnet und konnte auch überhaupt nicht einordnen, ob das jetzt gut oder schlecht ist. Die Trennung vor einem Jahr erschien mir etwas suspekt. Katherine ging davon aus, dass ihr Vater ursächlich für die Trennung von ihrer großen Liebe verantwortlich sei. Ich bin aber der Meinung, dass ein erwachsener Mann in der Lage sein sollte, seine Liebe zu verteidigen und dafür gewisse Opfer zu bringen. Stattdessen trennt der sich einfach so von Katherine? Da stimmt doch was nicht. Als Stephan wieder auftaucht, frage ich mich aber zum ersten Mal wirklich, was da eigentlich vorgefallen war. Naja und wie immer mal zwischen den Zeilen anklang, hatte der Vater Recht und Stephan wollte nur den berühmten Namen der Familie für die eigene Karriere nutzen. Wie schäbig. Fast schon dankbar ist man in diesem Moment dem Vater und einen ereilen so die ersten Ahnungen, dass der Vater einen enormen Leidensdruck gehabt haben muss.
Was Raffael betrifft erwartet man irgendwie die ganze Zeit eine neue Liebe für Katherine. Stattdessen ist er ein wirklich guter Freund (und das fühlt sich auch total richtig an) und der Problemlöser irgendwie. Er vermittelt zwischen dem toten Vater und Katherine und ist maßgeblich verantwortlich für die Vergebung, die Katherine schließlich leisten kann...ihrem Vater UND ihrer Mutter gegenüber.
FAZIT:
Insgesamt entwickelt sich das Buch für mich von einem seeeehr bedrückenden, atemraubenden hin zu einem liebevoll, versöhnlichen Buch. Das gefällt mir sehr gut. Am Anfang wollte ich das Buch oft einfach weglegen, weil es mir so schwer auf der Brust lag und ich musste lange Lesepausen zwischendrin machen. Jetzt bin ich aber glücklich, es zu Ende gelesen zu haben und auch ich habe mich versöhnt...mit Feuerblau.
Das Cover ist mir schon oft in den sozialen Netzwerken begegnet und ich finde es einfach ein totaler Hingucker, das gleich meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. Bei der Lovelybooks-Leserunde hatte ich dann das Glück, mitlesen zu dürfen.
Meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht und ich konnte schnell abtauchen in Kits Welt. Wenn sie früher Cembalo gespielt hat, färbte sich der Raum um sie in eine bunte Welt, die Welt ihres Vaters, die sie zwischenzeitlich meidet. Denn zu tief sitzen die Erinnerungen an ihn und das Instrument. Doch dann verstirbt er plötzlich und hinterlässt ihr den Ort ihrer Kindheit: Winters Weiher. Auch wenn sich Kit es zunächst nicht eingestehen möchte, wühlt sie der Tod ihres Vaters auf und sie hofft, dort endlich zur Ruhe zu kommen und mit der Vergangenheit abschließen zu können. Doch das ist alles andere als leicht und so muss sie sich ihrem früheren Leben stellen, damit sie neu durchstarten kann…
Die Geschichte ist sehr berührend und ich konnte gut verstehen und nachvollziehen, warum Kit der Tod ihres Vaters so mitnimmt. Ich habe mich ab und an dabei ertappt, dass ich mich gefragt habe, was ich wohl in ihrer Situation gemacht hätte. Denn nach und nach erfährt man, was zwischen ihr und ihrem Vater, einem berühmten Komponisten, vorgefallen ist und zum Bruch geführt hat. Aber auch die Gegenwart ist für Kit nicht einfach, denn durch ihr Verhalten stehen die Freundschaften zu ihrer besten Freundin Maja und ihrem Jugendfreud Raffael, der in Winters Weiher wohnt, auf der Kippe. Es war sehr emotional mit Kit durch ihr Leben zu wandeln, vor allem das Ende hat mich sehr berührt. Auch um mich haben die Farben beim Lesen getanzt und ich konnte mir sehr gut vorstellen, wie Kit als Synästhetin beim Musizieren eine Farbexplosion erlebt hat. Eine Geschichte, bei der die Protagonistin zu sich selbst findet und vergeben muss – und die zum Nachdenken anregt. Mir hat das Buch sehr gut gefallen und wird noch lange in mir nachhallen.
Gespräche aus der Community
Ein herrschaftliches Landhaus, ein altes Cembalo, und eine Frau, die Farben sieht, wenn sie Musik hört …
Wenn du gern gefühlvolle Geschichten liest, lade ich dich ein, dich um ein Exemplar von "Der Klang von Feuerblau" zu bewerben - dem Siegertitel des Selfpublishing-Buchpreis 2022.
Verlost werden 10 Printexemplare und 10 eBooks.
Hallihallo,
tut mir leid für die späte Rückmeldung. Ich hab gar nicht mitbekommen, dass hier noch was passiert ist. Ich freue mich auf jeden Fall sehr, dass dir mein Buch gefallen hat, und vielen lieben Dank für deine ausführliche Rezension! ❤️
Zusätzliche Informationen
Johanna Gerhard wurde am 16. Mai 1988 geboren.
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