Ein düsterer Mittelteil voller Andeutungen und innerer Spannungen
Die Sterne sind gefallen – und was bleibt, ist Nacht.
Band 2 knüpft direkt an den Auftakt an: düster, geladen, voller unausgesprochener Wahrheiten. The Night is Defying fühlt sich an wie ein Innehalten zwischen kosmischen Fronten – langsamer, introvertierter, aber nicht bedeutungslos. Die explosive Spannung zwischen Astraea und Nyte bleibt bestehen, doch statt Antworten gibt es vor allem innere Zerrissenheit, politische Verstrickungen und eine Welt, die droht, sich selbst zu verschlingen.
Der Stil bleibt unverkennbar – Chloe C. Peñaranda schreibt mit einer lyrischen Dichte, die Szenen oft eher spürbar als greifbar macht. Manche Abschnitte sind atmosphärisch großartig, andere verlieren sich in Gedankenfluten und wiederholten Zweifeln. Das hat etwas Hypnotisches, wirkt aber gerade im Mittelteil bremsend. Für mich war das ein ständiges Wechselspiel zwischen Eintauchen und Abwarten.
Was mich aber wirklich bei der Stange hält, ist die Welt selbst: komplex, dunkel, von Göttern, Vampiren und alten Bündnissen durchzogen. Man hat das Gefühl, in etwas Größeres hineinzulesen – auch wenn nicht alles sofort greifbar wird. Astraea entwickelt langsam mehr Kontur, bleibt aber oft Beobachterin. Nyte dagegen gewinnt an Tiefe: seine Motive, sein Schmerz, seine Loyalität machen ihn greifbarer als im ersten Band.
The Night is Defying ist kein Höhepunkt, sondern das, was viele zweite Bände sind: eine Phase des Sortierens, des inneren Stellung-Beziehens. Es gibt keine großen Enthüllungen, dafür viele kleine Verschiebungen, Blicke hinter Masken – leise Vorbereitungen auf das, was kommt. Ich hoffe, Band 3 nutzt dieses Fundament – und lässt endlich das Licht auf das fallen, was hier so lange im Dunkeln blieb.
