Johanna Schwering

 4,2 Sterne bei 121 Bewertungen

Lebenslauf

Johanna Schwering, 1981 geboren, hat Lateinamerikanistik und Komparatistik studiert und lebt als freie Lektorin und Übersetzerin in Berlin. Sie übersetzte u. a. Gedichte von Maricela Guerrero und Prosa von Alia Trabucco Zerán und Valeria Luiselli. Für ihre Übersetzung von Aurora Venturinis ›Die Cousinen‹ erhielt sie 2023 den Preis der Leipziger Buchmesse.

Quelle: Verlag / vlb

Neue Bücher

Cover des Buches Lilianas unvergänglicher Sommer (ISBN: 9783608966749)

Lilianas unvergänglicher Sommer

Erscheint am 12.07.2025 als Gebundenes Buch bei Klett-Cotta.

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Neue Rezensionen zu Johanna Schwering

Eine Geschichte über verpasste Chancen, eine große Liebe und einen Neuanfang

Inhalt:

Victor hat eine besondere Beziehung zur Zeit: Wenn er unglücklich ist, überspringt er Sekunden, Minuten oder gar Stunden und befindet sich unvermittelt in der nahen Zukunft. Umgekehrt reist er in die Vergangenheit zurück, wenn er besonders glücklich ist und erlebt diese Momente erneut.

Vor 20 Jahren hat ein solcher Zeitsprung verhindert, dass er die Kontaktdaten seiner ersten großen Liebe Amanda erhielt, die mit ihren Eltern ins Ausland umzog. Einige Zeit später erfuhr Victor dann, dass Amanda bei einem Attentat ums Leben gekommen war. Seither lebt Victor relativ zurückgezogen auf einem Weingut nahe Brasilia. Den Verlust von Amanda hat er nie ganz verwunden. Zuweilen hängt er der Vergangenheit nach und es beschäftigt ihn die Frage was hätte sein können, wenn sie nicht gestorben wäre.

Auf einem Klassentreffen erfährt Victor nun, dass es damals eine Verwechselung gegeben hat und nicht Amanda, sondern ein anderes Mädchen gestorben ist. Werden die beiden nach all den Jahren doch noch eine gemeinsame Zukunft haben oder stehen Victors Zeitsprünge dem gemeinsamen Glück erneut im Wege?

„There are two paths you can go by but in the long run there’s still time to change the road you’re on.“ [Led Zeppelin, Stairway to Heaven] (S. 229)

Meine Meinung:

Ich habe schon so einige Bücher und Filme gelesen bzw. gesehen in denen es um Zeitreisen geht. Die Idee, dass Emotionen Zeitsprünge auslösen und man je nachdem ob man traurig oder glücklich ist in die Zukunft bzw. in die Vergangenheit springt, ist mir so aber noch nicht untergekommen. Diese Grundidee gefällt mir richtig gut und hat meine Interesse geweckt.

Die Geschichte ist eine emotionale Reise. Es gibt schöne und herzerwärmende Momente, aber auch ein paar wirklich traurige und dramatische. Besonders Amandas unglückliche Beziehung hat einem sehr mitleiden lassen und man hat es Amanda sehr gewünscht, dass sie den Mut hat sich aus der Situation zu befreien. Sehr berührend ist auch die Szene in der Amanda nicht zugeben will wie unglücklich sie ist und in der sie bestimmte Dinge verschweigt, die sie Victor näherbringen würden, weil sie glaubt es sei für sie beide besser so. Spannend und dramatisch wird es als Victor ein Unglück widerfährt und er sich die Frage stellt, ob es eventuell möglich ist den Lauf der Dinge zu ändern bzw. bestimmte Geschehnisse zu verhindern, indem er sich nach der Rückkehr in die Vergangenheit anders verhält bzw. anders handelt.

Man kann sich richtig gut in Amanda und Victor hineinversetzten. Beide haben sehr liebenswerte Charakterzüge durch die man sie schnell ins Herz schließt. An Amanda hat mir zudem ihre Liebe zu Büchern gefallen und ihre Angewohnheit wahllos ein Buch aus dem Regal zu ziehen und den ersten Satz als „literarischen Glückskeks“ zu lesen. Die Geschichte hat weitgehend ein vergleichsweise ruhiges Erzähltempo. Das hat mir aber nichts ausgemacht. Da man Amanda und Victor gernhat, liest man schon allein deshalb weiter, weil einem das Schicksal der beiden nicht gleichgültig und man auf ein gutes Ende und auf eine gemeinsame Zukunft für die beiden hofft. Außerdem gibt es einige sehr sympathische Nebenfiguren, die Geschichte bereichern.

Das Weingut in der Nähe von Brasilia wird als Handlungsschauplatz toll in Szene gesetzt. Es hat mir gefallen, dass dieses Buch in Argentinien und Brasilien spielt. Das hat für Abwechslung gesorgt, denn sonst spielen Liebesromane meistens in Amerika oder Europa.

Die Geschichte wird in kurzen Kapiteln erzählt und die Geschehnisse werden abwechselnd aus der Sicht von Amanda und Victor geschildert. Das sorgt für Abwechslung und es gibt dadurch Stellen an denen man die gleiche Szene erst aus der Sicht von Victor und dann aus der von Amanda erlebt. Dadurch erfährt man z. B. was dem anderen verschwiegen wird und was die Worte des einen im anderen auslösen. Der Schreibstil ist angenehm und das Buch liest sich flüssig.

Die Zeitsprünge stellen zwar einen wichtigen Bestandteil der Handlung dar, stehen aber nicht so sehr im Mittelpunkt wie man erwarten könnte. Es handelt sich vor allem um eine Geschichte über verpasste Chancen in der es darum geht, dass es nie zu spät ist um noch einmal einen Neuanfang zu wagen. Man sollte sich nicht davon abhalten lassen für seine Träume und für ein glücklicheres Leben zu kämpfen bloß, weil man Veränderungen scheut und Angst davor hat, Gewohntes hinter sich zu lassen.

Zum Ende hin kommt nochmal richtig Spannung auf, denn das Buch hält ein sehr dramatisches Ereignis bereit, das man nicht kommen sieht. Man will unbedingt wissen will wie es ausgeht und wird mit einem sehr emotionalen, rührenden und schönen Ende belohnt.

Fazit:

Es handelt sich um eine sehr berührende, mitunter dramatische Liebesgeschichte, die einem wegen der Zeitsprünge und der sich daraus ergebenden Komplikationen und der besonderen Handlung in Erinnerung bleibt.

Zum Schluss noch drei besonders schöne und nachdenklich stimmende Zitate aus dem Buch:

„Es gibt nichts Schlimmeres, als am Ende des Lebens zurückzublicken und festzustellen, dass man etwas nicht getan hat, das den kleinen, aber feinen Unterschied zwischen einem normalen Leben und einem glücklichen Leben markiert hätte.“ (S. 155)
Es gibt Momente im Leben, die wir als einschneidend bezeichnen, als Wendepunkte oder Meilensteine, als Brücken, die nach dem Überqueren einstürzen – Momente, die alles, was zuvor geschehen ist, unbedeutend machen. (S. 106)
„Du hast viel zu viel Zeit allein an der Seite eines Mannes verbracht, der dich nicht glücklich gemacht hat. Und die schlimmste Art von Einsamkeit ist die des einsamen Zusammenlebens.“ (S. 241)

Cover des Buches Wir, die Familie Caserta (ISBN: 9783423283601)
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Rezension zu "Wir, die Familie Caserta" von Aurora Venturini

admit
Ein Familienmitglied resümiert

Das Leben in dieser Familie nervt - das wäre noch liebenswert ausgedrückt. Die kleine Chela wächst lieblos in einem 'Reich der Bitterkeit' auf. Die Mutter schenkt ihr kaum Beachtung, der Vater nennt sie Teufelchen. Daher werden die Haustiere ihre Gefährten, als da wären eine Eule und eine Schildkröte. Hochbegabt und autistisch wendet sie sich der Literatur zu. Die argentinische Autorin lässt in den Roman viel eigne Erfahrung einfließen, wie es ist, in einer schwierigen Familie aufzuwachsen. Die Heldin des Romans jedenfalls endet in ihrem Versteck auf dem Dachboden, wo sie sich mit LSD auf innere Reisen begibt und erkennt, dass sie vom Leben zerrissen worden ist. Keine leichte Lektüre.

Cover des Buches Die Cousinen (ISBN: 9783423290319)
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Rezension zu "Die Cousinen" von Aurora Venturini

deidree
Unerbittlich erzählt, faszinierend zu lesen

Im argentinischen La Plata der 1940er-Jahre verlebt Yuna ihre Jugendzeit. Sie erzählt hier von prägenden Frauen, wie ihre Mutter, ihre Cousine, ihre behinderte Schwester und einigen mehr, die in der männerdominierten Welt versuchen zu leben ohne zu zerbrechen. 

Die anfangs relativ naive Yuna erzählt auch in ihrer eigenen Art. Sie spricht in einfachen Sätzen ohne wirklich Satzzeichen zu verwenden. Das fand ich sehr gewöhnungsbedürftig. Nichtsdestotrotz passt dieser Stil zu Yuna. 

Yuna erlebt viel negatives, ihr Männerbild wird gezeichnet von brutalen und gierigen Männern. Doch sie schafft es durch ihre Kunst ein eigenständiges Leben zu führen. „Die Cousinen“ habe ich fasziniert gelesen, auch wenn Aurora Venturini die Lebensgeschichte unerbittlich erzählt.

Mit dem Cover bin ich nicht sehr glücklich. Ich kann irgendwie zu wenig Bezug zur Geschichte herstellen. 

Mein Fazit ist, dass dies kein Buch für zwischendurch ist. Ich musste mir schon Zeit dafür nehmen. Aber gerade das macht die Geschichte anziehend.

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