Rezension zu "Incognito: Die Hüter der Gläsernen Tore" von Johanna Stöckl
Die siebzehnjährigen Schülerinnen Isabella und Victoria aus Wien haben eine etwas merkwürdige Freundin namens Antonella. Diese scheint aus einer äußerst traditionsbewussten Familie zu stammen, weshalb sie gezwungen wird, die Schule zu verlassen und zurück zu ihrer Familie nach Venedig zu gehen, um dort einen ihr im Grunde fremden jungen Mann aus guter Familie zu heiraten. Isabella und Victoria bedauern den Weggang ihrer Freundin. Deshalb nehmen sie die Einladung nur zu gerne an, die Brautjungfern bei der Hochzeit zu spielen, um noch ein paar Tage mit Antonella verbringen zu können, bevor sie sich wahrscheinlich nie mehr wiedersehen.
Und schon sind die Weichen gestellt, die Isabella und Victoria in eine Parallelwelt befördern, die alles, was sie bisher über das Leben zu wissen geglaubt haben, beiseite wischt und sie um das nackte Überleben kämpfen lässt. Ein Kampf, den sie kaum gewinnen können, denn ihre Gegner sind übermächtig und spinnen an den Fäden einer seit Jahrhunderten währenden Intrige, in deren Netz die Menschen nur hilflose Fliegen sind, ohne Hoffnung, sich jemals daraus zu befreien.
Wer sind ihre Gegner, wer ist auf ihrer Seite? Eine Frage, die sich die beiden Schülerinnen niemals sicher beantworten können, ebensowenig wie ihre Gegenspieler. Denn auch sie sind letztlich nur Fliegen in einem Spinnennetz.
Johanna Stöckl legt hier einen spannenden Fantasythriller vor, bei dem man sich nicht durch das Alter der Protagonistinnen täuschen lassen sollte. Wer ein romantisches Fantasymärchen vor den Kulissen des historischen Venedig erwartet, sollte die Finger von diesem Buch lassen. Romantisch und märchenhaft sind sicher die mit der Liebe zu Details und Stimmungen beschriebenen Kulissen. Doch das ist nur die Verpackung für ein düsteres und manchmal auch brutales Abenteuer, das die Protagonistinnen durch eine Hölle aus menschlichen Abgründen gehen lässt.