Rezension zu "Das Beste daran" von Johanna Straub
Der Klappentext hätte mich warnen müssen. "Das Portrait einer Generation, die sich orientierungslos durchs Leben tastet" - hallo, ist das wirklich etwas, worüber man lesen will? Wenn es einem nicht so geht, kann man dafür vielleicht nur beschränkt Verständnis aufbringen. Und wenn man selbst in dieser Situation ist, mag man das sicher auch nicht auch noch in Buchform miterleben müssen. Oder?
Ich weiß gar nicht mehr, wie das schmale Büchlein zu mir fand, aber im Zuge der Dezimierung meines viel zu hohen Buchbestandes fiel es mir mehrfach in die Hände. Also gut, es soll seine Chance bekommen. Die hat es aber leider gnadenlos vertan. Während ich das Paar, das auf eine Insel fährt, um wieder zu einander zu finden, noch einigermaßen nachvollziehen konnte, fehlte mir beim Betrug der hochschwangeren Ehefrau, weil man sonst nicht weiß, wohin mit sich und seinen Gefühlen, jegliches Verständnis. Menschen Anfang Dreißig, die all das haben, was sie sich wünschen, aber ständig nach Möglichkeiten suchen, es kaputt zu machen - davon lese ich so oft in Büchern, kenne aber niemanden, der sich das in echt leistet oder leisten kann.
Ich lese gerne über Personen, die in irgendeiner Form eine Entwicklung durchmachen oder den Ansatz davon erkennen lassen, aber gerade dieses Treibenlassen, dieses Stehenbleiben hat für mich nichts zu tun mit "Zweifeln und latenter Angst", wie es ebenfalls der Klappentext auslobt, es ist in meinen Augen nur feige. Mich langweilt es, über solche Menschen zu lesen, die nicht erwachsen werden wollen, die sich damit beschäftigen, den Weg erst mal theoretisch zu suchen, anstatt wirklich zu versuchen, ihn zu finden.
Die Rückblenden in die Vergangenheit lassen mich ebenso ratlos zurück, weil sie für mich nicht klar herausarbeiten, was genau diese Episoden damit zu tun haben, dass die Menschen im Hier und Jetzt so handeln oder denken. Es sind weder besonders prägende Erlebnisse noch sonst von irgendwelcher Wichtigkeit. So lassen mich all diese Versatzstücke ratlos zurück. Lesezeit, die man sich eigentlich sparen hätte können, auch wenn die Autorin wirklich schreiben kann. 220 Seiten über völlige Belanglosigkeit zu schreiben, muss man auch erst mal schaffen. Ich bin jedenfalls froh, dass ich dieses Buch jetzt aussortieren kann.