Rezension zu "Lissabon MM-City Reiseführer Michael Müller Verlag" von Johannes Beck
Die Reiseführer vom Michael Müller Verlag gefallen mir durch ihre Persönlichkeit. Die Autor*innen kennen sich jeweils in den zu beschreibenden Örtlichkeiten gut aus, bzw. wohnen dort. So auch Johannes Beck, der seit seinem Zivildienst mit Lissabon verbunden ist, früher ortsansässig heute als regelmäßiger Besucher der ältesten Stadt Westeuropas und der zweitältesten Stadt Gesamteuropas, die von den Phöniziern gegründet wurde. Die Texte geben dem Reiseführer einen persönlichen Anstrich, wenn der Autor Hintergründe erläutert, etwas zur Stadtentwicklung erklärt, von Erfahrungen berichtet, Tipps zu Cafés, Restaurants, Hotels, Hostels und Bed and Breakfast gibt, zu Nachtleben und zum Shopping, Ziele neben dem touristischen Mainstream empfiehlt.
In zwölf Touren schlendert man durch die verschiedenen Bezirke durch Portugals hüglige Hauptstadt – oder man benutzt die bekannte elektrische Straßenbahn mit den gelben Holzwagen. Es gibt die Sightseeing-Klassiker, wie das Zentrum von Lissabon, die Hügel von Elevador de Santa Justa, das Castelo de São Jorge, Almada auf die andere Flussseite des Tejo, das Seebad Cascais, sowie das romantische Sintra mit seinen Königsschlössern, oder den Torre Belém. Hier gibt er den Tipp, sich zu Fuß auf den Weg zu machen, anstatt sich elendig lange zum Fahrstuhl anzustellen. Und es werden alternative Touren vorgeschlagen: Mit dem Fahrrad durch Lissabon, alternative Museen, diverse Fliesenkunst, Fußballstadion, der Jadim de Torel, ein versteckter Garten, der Zoo oder ein Aquädukt. Wir erfahren, die 17 Kilometer lange Ponte Vasco da Gama ist die längste Brücke Europas, hier hat das bisher größte Abendessen der Welt stattgefunden: 15.000 Menschen haben zur Eröffnung 1998 dort gespeist.
Zu allen Citytouren gibt es die Angaben zu Sehenswürdigkeiten mit Öffnungszeiten, Preisen, und in farblich hinterlegten Vignetten Hintergrundwissen. Eine Menge kulinarischer Tipps mit Öffnungszeiten, Preisniveau und Spezialitäten, runden das Profil ab. 46 Detailkarten erleichtern die Orientierung, ein Stadtplan steckt hinten im Buch, natürlich herausnehmbar. In der zweiten Hälfte des Reiseführers findet man allgemeines Wissen zu Stadtgeschichte, Küche, Kultur, Nachtleben, Tipps für den Besuch mit Kindern. Eine besondere Rubrik nennt sich «Lissabon (fast) umsonst». Wie spart man beim Sightseeing, öffentlichem Nahverkehr, wo gibt es Konzerte und Museen zum Nulltarif und wie kann man preisgünstig essen. Hotels, praktische Reisetipps und ein paar Vokabeln Portugiesisch folgen. Unter dem Kapitel portugiesische Küche erklärt der Autor Grundsätzliches: Wo und was isst man? Was sind sie Spezialitäten? Der Autor selbst liebt die Lissabonner Cremetörtchen, die pastéis de nata oder pastéis de Belém. Und leider – so erklärt er, werden es Vegetarier schwer haben in Portugal. Doch in Lissabon hat sich diesbezüglich einiges in den letzten Jahren getan, es gibt vegetarische Restaurants, auch hierzu findet man Tipps.
Dieser Cityguide ist über einen Code (im Buch enthalten) auch über «Lissabon MMCity» als eBook ladbar über die App mmtravel. Durch die interaktive GPS-Karte ist man immer über seinen Standort im Bilde. Die digitale Version besitzt auch offline Suchfunktionen, Verlinkungen für Text und Karten, Filterfunktionen sind nützlich bei der Planung. Z.B. kann man bei der Suchfunktion Restaurants nach «hip», «am Wasser» oder «vegetarisch» auswählen, oder nach Gratis-Angeboten für Museen usw. suchen. Das Buch ist ein Rundumpaket, nutzbar als Papierversion und elektronische App. Es enthält alles, was ein Reiseführer beinhalten muss – und noch vieles mehr.
Johannes Beck, Jahrgang 1972, geboren in Meersburg und aufgewachsen in Illmensee unweit des Bodensees. Zwischen 1991 und 1993 Zivildienst in Lissabon. Danach Studium der Regionalwissenschaften Lateinamerika an der Universität Köln. Von 1995 bis 1996 Auslandsstudium der Volkswirtschaftslehre am Instituto Superior de Economia e Gestão (ISEG) in Lissabon. Seit 1999 als Redakteur bei der Deutschen Welle, seit 2006 leitet er die Redaktion »Portugiesisch für Afrika« des deutschen Auslandssenders. Nebenbei ist er als freier Journalist in Köln tätig. Regelmäßig besucht er seine »zweite Heimat« Lissabon.