Selten habe ich bisher Bücher gelesen, die sich mit der französischen Revolution beschäftigen - daher war ich sehr neugierig auf diese Geschichte.
Es gibt verschiedene Perspektiven in diesem Roman – zum einen die des Bauernjungen Jean, der einen harten Überlebenskampf im Paris des späten 18. Jahrhunderts führt, denn trotz harter Arbeit kann er den Hunger seiner Familie kaum stillen. Die andere Perspektive ist die von Louis Philippe de Blois – er steht auf der anderen Seite, muss keinen Hunger leiden, kämpft aber mit seinen inneren Feinden. Beim Sturm auf die Bastille im Jahr 1789 stehen die beiden ungleichen Männer sich im Kampf gegenüber.
Der Autor hat geschickt seine fiktiven Charaktere in die bekannten Fakten der wahren Geschichte eingewebt – tatsächlich hätte Jean einer der Kämpfer aus den niederen Schichten sein können. Erzählt wird alles immer aus verschiedenen Sichten, so dass ich mich gut in beide Seiten hineinversetzen konnte. Gefallen hat mir vor allem, wie Johannes Beurle die Verbindung von persönlichem Schicksal und politischem Geschehen dargestellt hat, wie sehr politische Entscheidungen das Leben eines Einzelnen beeinflussen und prägen.
Jean ist ein sympathischer junger Mann, den ich gerne begleitet habe – durch ihn habe ich Einblicke in das damalige Leben bekommen, ein Leben, geprägt von Arbeit, Hunger und Not. Es war fast schon rührend, wie sehr sich Jean für seine Familie einsetzt, insbesondere, da sein Bruder Pierre ihn nicht gerade unterstützt, sondern den hart verdienten Lohn verprasst und ständig Ärger macht. Obwohl Louis Philippe der Gegensacher von Jean ist und er damit ja eigentlich auch unsympathisch sein sollte, fand ich auch seine Perspektive spannend und realistisch – er ist ein sensibler Mann, dem das Schicksal anderer nicht egal ist, der sich so aber oft zwischen den Fronten sieht. Mit den Hauptcharakteren läuft man nun langsam auf das große Finale zu, erlebt mit, wie sich die Fronten entwickeln, die Atmosphäre immer mehr brodelt, bis sich dann alle Wut im Sturm auf die Bastille entlädt. Gerade das letzte Drittel des Buches ist wirklich spannend, da konnte ich es kaum aus der Hand legen.
Der Schreibstil ist leicht zu lesen, und an mancher Stelle war er mir ein wenig zu modern, so dass ich ein bisschen gebraucht habe, um mich in die Zeit der französischen Revolution einzufühlen. Die Kapitel sind sehr kurz und wechseln in ihren Erzählperspektiven – nicht gefallen hat mir, dass fast jedes Kapitel mit einem Cliffhanger endet oder mit einem Satz, der auf das zukünftige Geschehen anspielt. Das soll sicher die Spannung erhöhen, ich fand dieses Stilmittel aber viel zu häufig eingesetzt – denn es war gar nicht notwendig, weil sich die Spannung allein aus der Handlung entwickelt, bei der man mit den Figuren auf den unvermeidlichen Höhepunkt zuläuft.
Angehangen ist ein Personenregister, durch das man sich gut orientieren kann, in seinem Nachwort erklärt Johannes Beuerle, warum er sein Buch in der Zeit er französischen Revolution angesiedelt hat.
Mich hat die Geschichte gut unterhalten und mir die verschiedenen Perspektiven dieser umbrüchigen Zeit sehr nahe gebracht.
Johannes Beurle
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
Neue Bücher
Sturz des Königs
Alle Bücher von Johannes Beurle
Sturm zur Freiheit
Sturz des Königs
Neue Rezensionen zu Johannes Beurle
In „Sturm zur Freiheit“ wird die Zeit der französischen Revolution aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Ich finde diese Idee extrem gut, da man so viel mehr Einblicke bekommt und die Ereignisse besser verstehen und nachvollziehen kann. Es wurde ein personaler Erzählstil gewählt und die Perspektiven wechseln. Dadurch bekommt man tiefe Einblicke auch in die Motive und Gefühle der jeweiligen Figuren, was ich sehr spannend und informativ fand. Mir gefällt sehr gut, dass man sich nicht nur auf die Perspektive eines Helden beschränkt hat. Durch mehrere Figuren kann man als historisch interessierter Leser viel mehr aus der Geschichte mitnehmen.
Besonders gut hat mir auch der Schreibstil gefallen. Oft kennt man von historischen Romanen eine gewisse Langatmigkeit und Schachtelsätze, aber hier war es ganz anders. Das Geschriebene lässt sich schnell und zügig lesen, insbesondere da auf kurze Sätze Wert gelegt wurde. Gleichzeitig wird mit der Sprache gespielt. Man merkt das Schreibtalent des Autoren. So ein Schreibstil macht Freude! Außerdem finde ich, dass der Stil auch sehr gut zur Thematik passt.
Es fiel mir sehr leicht in die Geschichte einzusteigen, welche direkt mit der Handlung beginnt und ohne langes Vorstellen auskommt. Die Figuren konnte man schnell gut kennen lernen und voneinander abgrenzen.
Ein sehr intelligenter Roman mit tollem Schreibstil und einer Geschichte aus der man viel mitnehmen kann!
Johannes Beurle beschreibt aus vier verschiedenen Blickwinkeln die Entwicklung ab dem Jahr 1775 bis zum Sturm der Bastille am 14. Juli 1789. Für die Leser/innen werden diese unterschiedlichen Perspektiven leicht ersichtlich durch den einzelnen Kapiteln vorangestellte Symbole verdeutlicht. Dabei handelt es sich um das einfache Volk, die Bauern (Symbol: Ähren), den Adel (Symbol: Krone), die Kaufleute (Symbol: Münzen) und das einfache Volk, die Handwerker (Symbol: Werkzeug).
Bereits 1775 fühlen sich die Bauern Frankreichs von ihren Verwaltern und Herzögen um ihren gerechten Lohn betrogen. Das Volk hungert und es kommt zu ersten Aufständen. Während eines dieser Aufstände kommt es zwischen einem Bauernsohn und dem Sohn des Herzogs zu einem Blickkontakt und beide Söhne müssen mit ansehen, wie der Vater des Bauernsohnes von den Männern des Herzogs erschossen wird. Während der Herzogssohn eine Offizierslaufbahn einschlägt, verschlägt es die beiden Bauernsöhne Jean und Pierre in die Waffenfabrik des Kaufmannes Pinot. Zwischen den Jahren 1788 und 1789 wird die Kluft zwischen dem Adel und dem einfachen Volk immer größer, so daß der Ausbruch der Revolution nicht mehr aufzuhalten ist.
Wenngleich der Sturm der Bastille den meisten durch den Geschichtsunterricht ein Begriff ist, gelingt es Johannes Beurle durch das geschickte Einweben seiner Fiktion in diese historische Geschichte, einen enormen Spannungsbogen von Beginn des Romanes bis zu dessen Ende aufzubauen. Dabei verwendet er die steten Perspektivwechsel auch als gekonnte Cliffhanger, um somit die Spannung immer noch mehr zu steigern. Sehr schön werden die zahlreichen, aber für die Leser/innen schnell bekannten und wiederzuerkennenden Schicksale der einzelnen Protagonisten in dem Verlauf der Geschichte miteinander verknüpft. Dadurch können wir im Laufe des Romanes auch alle Sichtweisen der unterschiedlichen Gesellschaftsstände nachvollziehen, wenngleich wir sie natürlich nicht in Gänze jeder für sich akzeptieren müssen.
Das Lesevergnügen wird durch ein erläuterndes Nachwort und einem übersichtlich gestaltenden Personenregister vervollständigt.
Allen Liebhaber/innen von historischen Romanen, die neben einer lebendig erzählten bekannten Historie auch noch sehr spannende Einzelschicksale zu bieten haben, kann ich "Sturm zur Freiheit" nur unbedingt empfehlen und freue mich schon auf die Fortsetzung in Band 2.
Gespräche aus der Community
Frankreich 1775. Drei Familien, drei aufkeimende Ideale - Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit - und nichts wird mehr sein, wie es war. Es ist die Geschichte vom Ringen des Menschen um das Gute. Es ist eine Geschichte von Liebe, Rache, Schuld und Sühne. Es ist die Geschichte einer Revolution.
Du möchtest dieses Buch lesen? Ich verlose 5 Rezensionsexemplare und erwarte 5 Rezensionen.
Vielen Dank für das Exemplar, ich habe mich sehr gefreut!
Hier meine Rezension:
Auch zu finden bei Weltbild, Thalia, Bücher.de und bookstore.
Besten Dank und liebe Grüße!
Zusätzliche Informationen
Johannes Beurle wurde am 26. September 1979 in Deutschland geboren.
Johannes Beurle im Netz:
Community-Statistik
in 8 Bibliotheken
auf 1 Merkzettel
von 1 Leser*innen aktuell gelesen