Rezension zu "Südafrika" von Johannes Dieterich
Johannes Dieterich ist Journalist und lebt am Kap der Guten Hoffnung. Er stellt uns (s)ein Südafrika vor, das viele Ecken und Kanten hat.
Knapp, aber anschaulich, erklärt er die Verhältnisse zwischen Briten und Buren, die sich mehrmals bekriegt haben und den „Bleichgesichtern“ und den Schwarzen andererseits. Den Begriff „Bleichgesichter“, den man ja sonst eher nur im Dunstkreis der Indianer Nordamerikas hört, verwendet der Autor häufig und manchmal mit einem Anflug von Spott. Die Gräueltaten der Europäer, die Jahrhunderte lange Politik der Rassentrennung sowie die ungleiche Verteilung des Vermögens, sind die Ursachen, dass Südafrika so schlecht dasteht.
Der Autor räumt ein wenig mit der Legendenbildung um Nelson Mandela, der nach 27 Jahren Haft endlich freigelassen wurde und ersten farbiger Präsident Südafrikas geworden ist, auf.
25 Jahre danach, ist von der Euphorie wenig übriggeblieben. Auch die ANC-Regierung(en) haben durch Misswirtschaft, Korruption und Inkompetenz dazu beigetragen, dass statt Aufbruch und Traum vom „Regenbogenstaat“ teilweise nur Frust, Mord und Todschlag und die Genugtuung für manche
Bleichgesichter „es eh schon immer gewusst zu haben, dass die Schwarzen das Land nur in den Ruin treiben.“
Mit den Politikern geht Dieterich hart ins Gericht. Sie sind dafür verantwortlich, dass der Staat als solches versagt. Vermögende Weiße übernehmen immer mehr Aufgaben des Staates und errichten Schulen, Straßen, Krankenhäuser und Telekom-Infrastruktur. Sie müssen für alles selbst aufkommen und zahlen dennoch recht hohe Steuern und Abgaben.
Ein schönes Beispiel, das Hoffnung für ein Südafrika, das vielleicht Zukunft hat, ist die Eigeninitiative Einzelner wie Matome Ramoretli, der den ersten Erholungspark für Geburtstagspartys und Hochzeiten in den verrufenen Diepsloots gründet, um seinen Landsleuten das Gefühl der Minderwertigkeit langsam zu nehmen.
Doch solange die Regierung ausschließlich in die eigene (privat) Tasche wirtschaftet, bleibt Südafrika das, was es derzeit ist: Ein toller Urlaubsort, dessen Lodges und Reservate der Tourist möglichst nicht verlassen sollte. Sonst sieht er hinter die Kulissen und dieses Landes.
Für die Einwohner, egal ob schwarz oder weiß sind Großstädte wie Kapstadt und Johannesburg nach wie vor Hotspots der Gewalt.
Meine Meinung:
Ein gelungenes Porträt eines Landes, das sich, wenn alle an einem Strang und in dieselbe Richtung ziehen, vielleicht doch noch Zukunftschancen hat.