Johannes Fried

 3,7 Sterne bei 34 Bewertungen
Autor*in von Karl der Große, Das Mittelalter und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Johannes Fried ist Professor em. für Mittelalterliche Geschichte an der Universität Frankfurt und wurde vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Deutschen Historikerpreis (1995) und dem Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa (2006).

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Johannes Fried

Cover des Buches Karl der Große (ISBN: 9783406725432)

Karl der Große

 (10)
Erschienen am 18.09.2018
Cover des Buches Das Mittelalter (ISBN: 9783406644320)

Das Mittelalter

 (8)
Erschienen am 01.12.2012
Cover des Buches Jesus oder Paulus (ISBN: 9783406764066)

Jesus oder Paulus

 (3)
Erschienen am 27.01.2021
Cover des Buches Kein Tod auf Golgatha (ISBN: 9783406731419)

Kein Tod auf Golgatha

 (4)
Erschienen am 07.08.2019
Cover des Buches Die Welt des Mittelalters (ISBN: 9783406622144)

Die Welt des Mittelalters

 (2)
Erschienen am 28.10.2011
Cover des Buches Der Schleier der Erinnerung (ISBN: 9783406631757)

Der Schleier der Erinnerung

 (2)
Erschienen am 09.02.2012
Cover des Buches Die Formierung Europas 840-1046 (ISBN: 9783486497038)

Die Formierung Europas 840-1046

 (1)
Erschienen am 07.07.2008
Cover des Buches Kein Tod auf Golgatha (ISBN: 9783423349925)

Kein Tod auf Golgatha

 (1)
Erschienen am 19.02.2021

Neue Rezensionen zu Johannes Fried

Cover des Buches Jesus oder Paulus (ISBN: 9783406764066)
Wedmas avatar

Rezension zu "Jesus oder Paulus" von Johannes Fried

Eine sehr lohnende Lektüre!
Wedmavor 3 Jahren

Mit großem Interesse habe ich „Jesus oder Paulus“ von Johannes Fried gelesen und empfehle das Buch sehr gern weiter.

Klappentext beschreibt den Inhalt treffend: „Was wir über das frühe Christentum zu wissen meinen, ist bis heute stark von Glaubenstraditionen geprägt. Der preisgekrönte Historiker Johannes Fried befragt die biblischen und außerbiblischen Quellen neu und setzt sie zu einem neuen, kohärenten Bild zusammen: Demnach gab es im entstehenden Christentum einen Grundkonflikt zwischen Anhängern Jesu, die die Worte ihres Meisters und Rabbis im frühesten Kern des Thomas-Evangeliums festhielten, und dem Apostel Paulus, der die Botschaft vom Kreuzestod des Gottessohnes in der heidnischen Welt verkündete. Die Lehre des Paulus setzte sich durch, während die Überlieferung der Jesus-Anhänger verketzert und vergessen wurde. Johannes Fried folgt ihren Spuren und zeigt, dass alles ganz anders gewesen sein könnte, als wir glauben…“

Was tatsächlich mit Jesus nach der Kreuzigung geschah, wurde hier ganz anders interpretiert, weit von der offiziellen Version entfernt. Anhand von den vorhandenen historischen Texten konnte Johannes Fried eine andere Version des Geschehens rekonstruieren, die ihm plausibler vorkommt als die bis heute geltende. Wie der em. Professor für Mittelalterliche Geschichte die damaligen Ereignisse darlegt, erscheint seine Sicht der Dinge durchaus überzeugend. Seine Argumentation ist klar und sehr gut nachvollziehbar. So könnte das gewesen sein. Bloß eine andere Erzählung hat sich durchgesetzt. Damals wie heute gilt eine schöne Lüge, die oft genug wiederholt wurde, als die Wahrheit, unabhängig davon, wie die Wahrheit tatsächlich ausschaut.

Natürlich gehört vieles in den Bereich der Spekulationen, worauf auch an mehreren Stellen hingewiesen wurde; ebenso darauf, dass die offiziell geltende Version des Geschehens nach der Kreuzigung auch an zuverlässigen Quellen mangeln lässt.

Insg. war es eine sehr spannende, aufschlussreiche Lektüre, die ich kaum aus der Hand legen konnte, die auch einige neuen Informationen gelieferte und viel Raum zum Nachdenken und Diskussionen im Freundes-/Bekanntenkreis gab.

Paar Stoffweiderholungen weniger, insb. in der ersten Hälfte, hätte gern sein können, aber die mindern diese grandiose Leistung wohl kaum.

Es gab viele bemerkenswerte Stellen, die ich für gewöhnlich mit Zetteln markiere, s. Foto.

Ein altes Sprichwort sagt: „Wer die Wahrheit sagt, braucht ein schnelles Pferd.“ Es ist sehr mutig, so eine Version zu erarbeiten, die deutlich gegen die kanonische Erzählung spricht, und damit and die Öffentlichkeit zu treten.

Hochwertige Buchgestaltung passt wunderbar zum Inhalt: Festeinband in Petrolgrün, perfekt justiert zum Jesusgewand auf dem Umschlagblatt. Das Buch hat ein handliches Format, angenehme Schriftgröße. Hinten findet man Anmerkungen und weiterführende Literatur.

Fazit: Eine sehr lohnende Lektüre, die die Geschichte der Auferstehung uvm. ganz anders erzählt. Man sollte heute auf die alten Märchen einen kritischen Blick werfen und das Geschehen um Jesus mit gesundem Menschenverstand erfassen können. Dieses Buch ist ein sehr großer Schritt in diese Richtung.

Cover des Buches Jesus oder Paulus (ISBN: 9783406764066)
S

Rezension zu "Jesus oder Paulus" von Johannes Fried

Back to the roots
StefanSchweizervor 3 Jahren

Der renommierte Professor für Mittelalterliche Geschichte, Johannes Fried, legt mit "Jesus oder Paulus" ein theologisches Meisterwerk vor, dass die Ursprünge des Christentums beleuchtet.

Dabei hält er eindrücklich vor Augen, dass das, was wir über das frühe Christentum zu wissen meinen, bis heute sehr stark von Glaubenstraditionen geprägt ist. Fried befragt deshalb die biblischen und außerbiblischen Quellen unter neuem Fokus und setzt sie zu einem neuen, für mich sehr gelungenen  Bild zusammen: Demnach gab es im entstehenden Christentum einen Grundkonflikt zwischen Anhängern Jesu, die die Worte ihres Meisters und Rabbis im frühesten Kern des Thomas-Evangeliums festhielten, und dem Apostel Paulus, der die Botschaft vom Kreuzestod des Gottessohnes in der heidnischen Welt verkündete. Die Lehre des Paulus setzte sich schließlich durch, während die Überlieferung der Jesus-Anhänger verketzert und vergessen wurde. 

"Jesus oder Paulus" ist ein Muss für alle Menschen, die sich für das Christentum und seine Ursprünge interessieren. Johannes Fried folgt in seinem neuen Buch den einschlägigen Spuren und zeigt, dass alles ganz anders gewesen sein könnte, als wir glauben. Sehr spannend, erleuchtend und informativ. Leseempfehlung!

Cover des Buches Das Mittelalter (ISBN: 9783406644320)
A

Rezension zu "Das Mittelalter" von Johannes Fried

Ein großartiges Buch, aber nur für Leser mit solidem Vorwissen
Andreas_Oberendervor 3 Jahren

Was war das europäische Mittelalter, und welche Bedeutung hat es für uns heute? Verbindet uns überhaupt etwas mit dieser fernen und scheinbar so fremden Epoche? Hat sie irgendeinen "Wert", verdient sie unsere Anerkennung oder zumindest eine vorurteilsfreie Betrachtung? War das Mittelalter wirklich eine finstere Zeit der Barbarei, der Unvernunft und des Kulturverfalls, wie es ein weitverbreitetes Klischee behauptet? War es tatsächlich ein viel zu langes und unfruchtbares Interludium zwischen Antike und Neuzeit, ein Kapitel der Geschichte, das die Völker Europas besser vergessen als aufmerksam studieren sollten? Das sind die Fragen, die Johannes Fried in seinem Buch aufwirft.

Staunend und bewundernd nimmt man als Leser zur Kenntnis, daß es Fried gelungen ist, tausend Jahre europäischer Geschichte auf nur 550 Seiten zu behandeln, in einer gelungenen Kombination von Erzählung, Analyse und Reflexion. Ein solches Buch kann nur auf dem Höhepunkt eines Forscherlebens geschrieben werden, denn der souveräne Überblick über die Materie, die ein solches Unternehmen erfordert und voraussetzt, steht dem wissenschaftlichen Nachwuchs erfahrungsgemäß nicht zu Gebote. Hier zieht ein Gelehrter die Bilanz seiner langen Beschäftigung mit dem europäischen Mittelalter, und diese Bilanz lautet: Weder abwertende Diffamierung noch romantische Verklärung werden dem Mittelalter gerecht. Ein realistisches Urteil über diese Epoche sollte sich einer einseitig positiven oder negativen Verzerrung enthalten.

Warum? Weil das Mittelalter kein Fremdkörper in der Geschichte Europas ist, kein Um- oder gar Irrweg, keine Sackgasse, sondern eine dynamische Entwicklungsetappe mit eigenem schöpferischem Potential. Das Mittelalter leistete zweierlei: Erhalt und Weitergabe des kulturellen, wissenschaftlichen und philosophischen Erbes der Antike einerseits; andererseits Herausbildung der modernen europäischen Staatenwelt, die wir vorschnell als Produkt der Neuzeit ansehen, deren Ursprünge aber doch tief ins Mittelalter zurückreichen. Für Fried hat das Mittelalter eine Art Scharnierfunktion: In der Antike verwurzelt, von der es keineswegs durch eine saubere Zäsur getrennt war, bildete es in der Auseinandersetzung mit dem antiken Erbe und neuartigen Herausforderungen zukunftsweisende Triebe und Sprossen aus, deren volle Entfaltung wir als exklusive Leistung der Neuzeit reklamieren, ohne uns hinreichend bewußt zu sein, wieviel die Neuzeit dem Mittelalter zu verdanken hat. Deshalb ist es Fried zufolge irreführend, das Mittelalter als Hiatus anzusehen, als tausendjährige Unterbrechung des europäischen Geschichtsverlaufs, als Aberration, die einen bruchlosen Übergang von der Antike zur Neuzeit tragischerweise verhindert habe.

Wie bereits erwähnt, kombiniert Fried Erzählung und Vermittlung eines Grundgerüsts an historischen Fakten mit Analyse und Reflexion. Leser sollten sich auf diese enge Verschränkung von "untersuchender" und "erzählender" Darstellungsweise (frei nach Droysen) einstellen. Die in knappen Strichen erfolgende Nachzeichnung des Geschichtsverlaufs dient Fried dazu, wichtige Leitmotive der tausendjährigen mittelalterlichen Geschichte herauszuarbeiten und immer wieder aufs Neue zu untersuchen: Umgang mit dem antiken Erbe (Erhalt, Wiederauffindung, Aneignung, Weiterentwicklung); Wandlungen von Herrschaft, Staatlichkeit und politischen Ideen; Ausdifferenzierung der Staatenwelt und Ursprünge der heutigen Nationalstaaten; Aufstieg und Niedergang des Kaisertums; das spannungsträchtige Verhältnis zwischen geistlicher (Kirche und Papsttum) und weltlicher Macht (Kaisertum, Monarchien); Erwerb neuen Wissens in Begegnung mit außereuropäischen Kulturen; die Entwicklung von Bildungsinstitutionen (von Klosterschulen über Universitäten zu humanistischen Zirkeln); technologischer und wirtschaftlicher Fortschritt; Wiedergeburt und Aufblühen der Städte; das Verhältnis zwischen Glaube/Religion hier und Vernunft/Wissenschaft dort.

Diese Motive untersucht Fried vor einem geographischen Hintergrund, der Mittel-, West-, Südwest- und Südeuropa umfasst, während Skandinavien und Byzanz nur gelegentlich gestreift werden und die ostslawische Welt gänzlich ausgeblendet bleibt. Im Mittelpunkt der Darstellung stehen hauptsächlich die Erben der merowingischen und karolingischen Reichsbildungen, also das Heilige Römische Reich und Frankreich, sowie das Papsttum als einzige "europäische", d.h. den ganzen Kontinent umspannende Institution. England, die Iberische Halbinsel und Italien erfahren weniger Aufmerksamkeit, werden aber immer wieder in den Gang der Erzählung einbezogen.

Es würde den Rahmen dieser Rezension sprengen, auf einzelne Kapitel des Buches oder bestimmte Themen einzugehen. Das würde wie Rosinenpickerei wirken und dem Reichtum und der Perspektivenvielfalt des Buches nicht gerecht werden. Der Katalog der behandelten Themen deckt alles ab, was am Mittelalter wichtig und relevant ist, von der Karolingischen Renaissance über die Kreuzzüge und den Investiturstreit bis hin zum Humanismus des 15. Jahrhunderts. Was Fried für das Verständnis des Mittelalters leistet - und dies kann gar nicht hoch genug geschätzt werden! -, wurde oben bereits dargelegt und gewürdigt. Es soll abschließend um die Frage gehen, auf welche Rezeptionsprobleme das Buch beim Lesepublikum stoßen dürfte. Fried hat das Buch für historisch interessierte Laien geschrieben, nicht für Fachleute. Das verdient unbedingt Anerkennung. Aber ist das Buch wirklich für eine nichtakademische Leserschaft geeignet?

Sprachlich bereitet die Lektüre keine Probleme. Problematisch ist der Inhalt. Historiker, die aus der immensen Fülle ihres (Fach-)Wissens schöpfen, vergessen allzu oft, daß zwischen ihnen und den sogenannten historisch interessierten Laien eine breite Kluft besteht, ein steiles Wissensgefälle. Was für den Historiker selbstverständlich ist, weil es den Gegenstand seiner täglichen Arbeit bildet, ist für den Laien allzu oft fremd, exotisch, rätselhaft, schwer verständlich. Sollte Fried das Ziel verfolgt haben, Neulinge für das Mittelalter zu begeistern, so ruft die Frage, ob das Buch diesem Ziel gerecht wird, ob Mittel und Zweck zusammenpassen, Skepsis und Bedenken hervor. Um es auf den Punkt zu bringen: Dies ist im Grunde wieder "nur" ein Buch für Historiker und pensionierte Studienräte mit bildungsbürgerlichem Hintergrund, aber nicht für Gelegenheitsleser, nicht für Anfänger. Wer kein solides Vorwissen mitbringt, wird mit dem Buch seine liebe Not haben und bald ein Gefühl der Überforderung verspüren. Ist schon die Ereignis- und politische Geschichte des Mittelalters schwer zu überschauen, so errichtet Fried mit der starken Akzentuierung von Kirchen-, Religions- und Rechts-, Bildungs-, Philosophie- und Wissenschaftsgeschichte hohe Hürden, an denen nichtakademische Leser zu scheitern drohen.

Die antiken und mittelalterlichen Autoren und Denker, die Fried so wichtig sind, gehören längst nicht mehr zum gängigen Bildungsgut. Man kann über sie nicht mehr so schreiben, als wüsste jeder Leser sofort, wer gemeint ist und welche Bedeutung diesem oder jenem Werk zukommt. Es werden Autoren, Werke und Denkschulen behandelt, mit denen selbst mancher Mediävist wenig anzufangen weiß, denn in Zeiten unvermeidlicher Spezialisierung geht irgendwann auch dem Fachmann der Überblick verloren. Die notwendigerweise gedrängte, knappe Darstellung trägt ein Übriges dazu bei, daß Leser ohne breites Vorwissen verwirrt und überfordert werden dürften. Manche Kapitel und Passagen konfrontieren den Leser mit einer dichten Faktenfülle, die gerade von Laien schwer durchschaut, verstanden und verarbeitet werden kann. Das gilt besonders für Stellen, an denen im Schnelldurchlauf die politische Geschichte der europäischen Monarchien und die verwandtschaftlichen Beziehungen der Dynastien und Herrscherhäuser behandelt werden. Mehr als einmal stiftet Fried dabei mehr Unklarheit als Klarheit. Der Rotstift des Lektors hätte hier manche Besserung bewirken können - und müssen.

Fazit: Man kann Frieds Buch mit großem Genuss und Gewinn lesen - wenn man hinreichend vorgebildet ist. Fried, motiviert von spürbarer persönlicher Leidenschaft, räumt mit Klischees und Vorurteilen auf und öffnet dem Leser die Augen für die Faszination, die das Mittelalter auszuüben vermag. Es ist gut, daß dieses Buch geschrieben wurde. Es ist schade, daß seiner Rezeption enge Grenzen gesetzt sind. Und zu guter letzt: Nach der Lektüre fragt man sich, wie wohl eine Darstellung der Geschichte Europas im Mittelalter aus der Feder eines britischen, französischen oder italienischen Historikers/Autors aussehen mag. Der Vergleich wäre bestimmt reizvoll! 

(Hinweis: Diese Rezension habe ich zuerst im Mai 2013 bei Amazon gepostet)

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