Vor 20-30 Jahren kaufte man sich verstohlen eine „Praline“ am Bahnhofskiosk oder durchsuchte bei Abwesenheit der Eltern sämtliche Schränke nach Papas privater Video-Sammlung. Heute sind die härtesten Darstellungen sexueller Handlungen nur ein paar Klicks von jedem Jugendlichen, der sich mit dem Internet nur annähernd auskennt, entfernt.
Es wächst also nicht erst seit gestern eine neue Generation heran, die nahezu grenzenlose Möglichkeiten hat, sich mit den Ausbuchtungen der menschlichen Sexualität zu beschäftigen. Die Frage, die nun aber zu stellen wäre: Ist das für die Entwicklung zu einer reifen Persönlichkeit förderlich, schädlich oder unerheblich? Gernert geht in seinem Buch dieser Frage nach und lässt dabei Eltern, Lehrer, Fachleute und die „Betroffenen“ selbst zu Wort kommen. Klarer wird, dass es sich dabei um eine schichtübergreifende Entwicklung handelt, mit der aber auch schichtabhängig unterschiedlich umgegangen wird. Dabei ist mit „Porno“ nicht ausschließlich die bildliche Darstellung gemeint, sondern z.B. auch die heftigen Texte von entsprechenden Rappern. Insgesamt ist festzustellen, dass es ein schwer abzugrenzender Begriff ist, Porno in unserer Gesellschaft einen gewissen Gewohnheitseffekt erhalten hat und Frauen insgesamt nicht gut dabei weg kommen. Klar wird auch, dass in der Regel Jungen anders mit Pornos umgehen als gleichaltrige Mädchen. Nun, die ersteren zählen auch zu den Hauptkonsumenten.
Mir scheint es, als ob Gernert einfach mal drauf los schreibt. Mir ist die Strukturierung des Buches bis zum Ende ziemlich unklar geblieben. Das hat natürlich zur Folge, dass es zu scheinbaren oder offensichtlichen Wiederholungen kommt.
Das Buch wirkt wie eine Zusammensetzung von einzelnen Fachartikeln, die jedoch nicht uninteressant geschrieben sind. Als unbedarfter Leser erhält man umfassende neue Informationen und einen guten Einblick in das diesbezügliche Konsumverhalten der jungen Generation.
Gernert propagiert nun kein Verbot, sondern er appelliert an den diesbezüglichen Erziehungsauftrag von Eltern, Lehrern und sonstigen relevanten erwachsenen Personen, die den Jugendlichen einen angemessenen Umgang mit den unbegrenzten Möglichkeiten nahe bringen sollen. Entsprechend schließt er mit einem Ratgeberteil „Wie Sie mit Ihrem Kind über Sexualität und das Internet reden können“ ab.