Rezension zu "Liliths Schergen erzählen: Kleine Schauergeschichten aus der Anderswelt" von Johannes Gunsenheimer
Der_BuchdracheNun, tatsächlich hat diese Sammlung keinen schlechten Ansatz. Mir gefällt es, dass der Autor verschiedene Stoffe aus verschiedenen Mythologien rund um die Welt eingeflochten hat und das ganze in eine Rahmengeschichte bettete. Selbige hat jedoch etliche Schwächen, darunter vor allem die, dass Lilith ihren Gefangenen Horst (HORST!) foltert, indem sie ihm beispielsweise die Füße mit Salz bestreicht und diese dann von Ziegen ablecken lässt. Nur wenige Sätze später sitzt Horst wieder gemütlich am Feuer und lässt sich von ebenjener Lilith und ihren Schergen munter Geschichten erzählen. Eigentlich sollte hier eine Stimmung der Bedrohung aufkommen, der Horst nur durch das Geschichtenerzählen entkommen kann. Stattdessen ist es nicht mehr als das: eine gemütliche Lagerfeuerrunde mit skurril wirkenden Folterrunden. Auch die Qualität der Geschichten schwankt und hat mitunter ähnliche Kapriolen wie diese. Da der Autor viel Mythologie mit einfließen ließ, fällt es dann umso mehr auf, wenn er von Hochdeutsch statt Standard spricht. Das ist ein ziemlich peinlicher Fauxpas. Genauso wie ein Dialekt, der irgendwo zwischen Fränkisch und Schwedisch liegen soll. Kleine Info: Dazwischen liegen für den Dialektologen halbe Welten. Am Ende wurden hier gute Ansätze ziemlich derb gegen die Wand gefahren.