Rezension zu "Hybris" von Johannes Krause
Johannes Krause und Thomas Trappe zeigen in ihrem Buch „Hybris - Die Reise der Menschheit zwischen Aufbruch und Scheitern“, wie die Spezies Mensch sich auf den Weg machte, die Welt zu erobern und dabei unblaublich erfolgreich war, aber dennoch beinahe vom ersten Tag ihrer Existenz an immer die gleichen Fehler beging.
Die Autoren nehmen ihre Leser*innen mit zurück zu den menschlichen Wurzeln. Es ist unglaublich interessant zu lesen / zu hören, welche Schlüsse die Paläogenetik über die Entwicklung und Verbreitung des heutigen Menschen ans Licht gebracht hat und immer noch bringt. Aus unserer Entstehungsgeschichte liegt kaum noch ein Aspekt im Dunkeln. Unser Aufstieg ist beeindruckend, ein einziger Siegeszug, könnte man meinen. Doch auch viele Rückschläge pflastern den menschlichen Weg. Genauso interessant wie dieser "Lebenslauf" und vor allem sehr nachdenklich stimmendend ist für mich auch eine Erkenntnis, die ich aus diesem Buch ziehe. Nämlich, dass es der Fluch des Menschseins zu sein scheint, immer bis zum Äußersten zu gehen. Während unserer menschlichen Anfänge waren wir den Widrigkeiten unserer Umwelt ausgeliefert, heute ist es anders herum. Ressourcenverbrauch, die Ausrottung ganzer Arten, Umweltzerstörung, Pandemien, Ausbeutung und Krieg. Alles wiederholt sich in unserer Geschichte immer und immer wieder. Doch anders als vor Jahrtausenden oder auch noch vor Jahrhunderten, als der Planet Erde aufgrund der verhältnismäßig kleinen Populationsgröße des Menschen die Auswirkungen des Handels unserer Vorfahren gut kompensieren konnte, ist die Bilanz unserer heutigen Maßlosigkeit weltweit spürbar. Wir Menschen schrecken trotz besseren Wissens für den maximalen Profit, den maximalen Komfort oder den maximalen Genuss nicht davor zurück, unsere eigene Lebensgrundlage zu zerstören. Gerade in der heutigen Zeit, in der Hiobsbotschaften über Wetterextreme, Klimawandel und nicht zuletzt die Corona-Pandemie, sowie aktuelle Kriegsmeldungen (auch, wenn die Autoren von der derzeitigen Lage in der Ukraine noch nichts wussten, aber vor den Auswirkungen eines solchen, möglicherweise weltweiten und gar atomaren Konflikts warnten) sich überschlagen, tritt dies deutlich zu Tage.
Hat der Mensch aus seiner Geschichte also gar nichts gelernt? Diese Frage können auch die Autoren nicht eindeutig beantworten. Sie zeigen aber auf, dass alles Wissen, das wir brauchen, um mit den heutigen Herausforderungen fertig zu werden, aus der Vergangenheit gezogen werden kann und nur angewendet werden muss. Die Chance haben wir. Es gilt, sie zu nutzen. Eine ganz klare Lese-/Hörempfehlung und 5 Sterne.