Johannes Krause

 4,7 Sterne bei 23 Bewertungen
Autor*in von Die Reise unserer Gene, Hybris und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Prof. Dr. Johannes Krause, geboren 1980, ist Experte für die Entschlüsselung der DNA aus alten Knochen. Er war Gründungsdirektor des Max-Planck-Instituts für Menschheitsgeschichte in Jena und ist seit 2020 Direktor am Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig. Er arbeitete zusammen mit Svante Pääbo an der Sequenzierung des Neandertalergenoms, 2010 entdeckte er auf Grundlage der DNA eines Fingerknochens den Denisovaner, eine neue Urmenschenform. Heute ist Krause fokussiert auf DNA-Analyse zur Erklärung historischer Epidemien und menschlicher Wanderungsbewegungen.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Johannes Krause

Cover des Buches Die Reise unserer Gene (ISBN: 9783548062341)

Die Reise unserer Gene

 (15)
Erschienen am 31.08.2020
Cover des Buches Hybris (ISBN: 9783548067070)

Hybris

 (7)
Erschienen am 26.01.2023

Neue Rezensionen zu Johannes Krause

Cover des Buches Hybris (ISBN: 9783549100318)
lenihs avatar

Rezension zu "Hybris" von Johannes Krause

Hybris - Die Reise der Menschheit zwischen Aufbruch und Scheitern (Hörbuch)
lenihvor 3 Jahren

Johannes Krause und Thomas Trappe zeigen in ihrem Buch „Hybris - Die Reise der Menschheit zwischen Aufbruch und Scheitern“, wie die Spezies Mensch sich auf den Weg machte, die Welt zu erobern und dabei unblaublich erfolgreich war, aber dennoch beinahe vom ersten Tag ihrer Existenz an immer die gleichen Fehler beging.

Die Autoren nehmen ihre Leser*innen mit zurück zu den menschlichen Wurzeln. Es ist unglaublich interessant zu lesen / zu hören, welche Schlüsse die Paläogenetik über die Entwicklung und Verbreitung des heutigen Menschen ans Licht gebracht hat und immer noch bringt. Aus unserer Entstehungsgeschichte liegt kaum noch ein Aspekt im Dunkeln. Unser Aufstieg ist beeindruckend, ein einziger Siegeszug, könnte man meinen. Doch auch viele Rückschläge pflastern den menschlichen Weg. Genauso interessant wie dieser "Lebenslauf" und vor allem sehr nachdenklich stimmendend ist für mich auch eine Erkenntnis, die ich aus diesem Buch ziehe. Nämlich, dass es der Fluch des Menschseins zu sein scheint, immer bis zum Äußersten zu gehen. Während unserer menschlichen Anfänge waren wir den Widrigkeiten unserer Umwelt ausgeliefert, heute ist es anders herum. Ressourcenverbrauch, die Ausrottung ganzer Arten, Umweltzerstörung, Pandemien, Ausbeutung und Krieg. Alles wiederholt sich in unserer Geschichte immer und immer wieder. Doch anders als vor Jahrtausenden oder auch noch vor Jahrhunderten, als der Planet Erde aufgrund der verhältnismäßig kleinen Populationsgröße des Menschen die Auswirkungen des Handels unserer Vorfahren gut kompensieren konnte, ist die Bilanz unserer heutigen Maßlosigkeit weltweit spürbar. Wir Menschen schrecken trotz besseren Wissens für den maximalen Profit, den maximalen Komfort oder den maximalen Genuss nicht davor zurück, unsere eigene Lebensgrundlage zu zerstören. Gerade in der heutigen Zeit, in der Hiobsbotschaften über Wetterextreme, Klimawandel und nicht zuletzt die Corona-Pandemie, sowie aktuelle Kriegsmeldungen (auch, wenn die Autoren von der derzeitigen Lage in der Ukraine noch nichts wussten, aber vor den Auswirkungen eines solchen, möglicherweise weltweiten und gar atomaren Konflikts warnten) sich überschlagen, tritt dies deutlich zu Tage.

Hat der Mensch aus seiner Geschichte also gar nichts gelernt? Diese Frage können auch die Autoren nicht eindeutig beantworten. Sie zeigen aber auf, dass alles Wissen, das wir brauchen, um mit den heutigen Herausforderungen fertig zu werden, aus der Vergangenheit gezogen werden kann und nur angewendet werden muss. Die Chance haben wir. Es gilt, sie zu nutzen. Eine ganz klare Lese-/Hörempfehlung und 5 Sterne.

Cover des Buches Die Reise unserer Gene (ISBN: 9783548062341)
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Rezension zu "Die Reise unserer Gene" von Johannes Krause

Genetik als Element der Geschichtsschreibung
Aischavor 3 Jahren

Die Paläogenetik befasst sich mit der Analyse genetischer Proben fossiler und prähistorischer Überreste von Organismen. Was zunächst etwas sperrig klingt und nur für Fachleute interessant erscheinen mag, erweist sich durch dieses Sachbuch schon nach wenigen Kapiteln als spannender, überraschender Streifzug durch die Vergangenheit der menschlichen Spezies. Dies war für mich wirklich neu: Die Forschungsergebnisse aus einem Teilgebiet der Biologie führen zu neuen Erkenntnissen in der Geschichtsschreibung! Selbst studierte Naturwissenschaftlerin dachte ich eigentlich, über aktuelle Debatten in Humangenetik und Anthropologie einigermaßen auf dem laufenden zu sein. Weit gefehlt - selten habe ich in einem Buch so schnell so viel dazu gelernt.

Das Sachbuch ist durchaus anspruchsvoll und fordert die Leser*innen. Doch bleibt die Unterhaltung dabei nicht auf der Strecke. Das Autorenduo, der Biochemiker, Genetiker und Anthropologe Prof. Johannes Krause und Wissenschaftsjournalist Thomas Trappe haben sich hier offensichtlich bestens ergänzt.

Auch die Ausstattung des Hardcovers ist hervorragend. Eine Vielzahl an Abbildungen und Grafiken veranschaulicht den Text, auf Vor- und Nachsatz illustrieren farbige Karten historische Besiedlung der Welt und frühere Kulturkreise.

Das letzte Kapitel wird politisch und unterscheidet sich vom Rest, indem es subjektive Meinungen zum Ausdruck bringt. Diese muss man nicht teilen, aber sie eingen sich gut als Ausgang für eine Diskussion über aktuelle Migrationsbewegungen.

Cover des Buches Hybris (ISBN: 9783549100318)
S

Rezension zu "Hybris" von Johannes Krause

Hochmut kommt vor dem Fall
Sternenstaeubchenvor 3 Jahren

Noch vor 2 Jahren dachte ich: eigentlich alles überschaubar, das Leben wird mehr oder minder „weiterplätschern“, na gut, Klimawandel … doch nun stehen wir vor ungeahnten neuen Problemen und die Lösungen, die uns dazu einfallen, scheinen immer sinnfreier. Da kam ein Buch wie „Hybris“ wie gerufen, das folgendes Thema behandelt: Die Menschheit am Scheideweg: Hat unsere Spezies eine Zukunft?

 

Frei nach der Bibel hat unsere Spezies sich die Welt untertan gemacht, dabei aber die eine oder andere auch für den Menschen weitreichende Folge offenbar „übersehen“ oder ignoriert. Dass der Planet vor dem Kollaps steht? Geschenkt! Gut, das klingt zu plakativ, umreißt aber ganz gut, was die Autoren Johannes Krause und Thomas Trappe mit ihrem Werk tun: Beschreiben, welche Lehren wir aus der Vergangenheit ziehen können, um zukünftig vielleicht „vernünftiger“ vorzugehen. Damit führen sie dem Leser vor Augen, wie wichtig unsere vermeintlich so wichtigen „Bedürfnisse“ (oder die, von denen irgendwer uns erzählt, dass dem so sei) tatsächlich sind. Deutlich wird durch den Parforceritt durch die Menschheitsgeschichte von Afrika über die gesamte Welt, weshalb der Mensch so „erfolgreich“ war und die Chance hat, ebenso „erfolgreich“ zu scheitern, indem er sich selbst seiner Lebensgrundlage beraubt. Man erfährt, dass es für den Menschen zwar immer mal „Problemchen“ in Form von Pandemien und Klimaextremen (Eiszeit usw.) gab, die wir zwar bislang immer umschiffen konnten, aber so langsam sollten wir uns in puncto Ausbeutung des Planeten selbst an die Kandare nehmen, denn wir Menschen sind die einzigen, die das beim Menschen hinbekommen können.


 Manches, für manchen Leser auch vieles in diesem Buch dürfte nicht neu sein. Doch selbst wenn dem so ist, kann die Lektüre immer noch lohnen, denn „Hybris“ bzw. seine Autoren gehen recht sachlich – nicht appellierend, philosophisch o. Ä. an das Thema heran: Wenn wir unsere noch kurz vorhandenen Chancen nicht nutzen, haben wir eine reelle Chance uns selbst auszurotten, da würden auch keine Mutationen an unserer DNA mehr helfen. Und genau diese sachliche Herangehensweise, die das Buch nicht immer zwingend leicht zu lesen macht (ganz abgesehen davon, dass der Inhalt wirklich „ungemütlich“ ist), kann dem Leser umso nachdrücklicher den Spiegel vorhalten. Hoffentlich findet das Buch zahlreiche Leser.

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