Rezension zu "Der Weg aus dem Grübelkarussell" von Petra Meibert
„Negativschleifen“ bearbeiten durch Achtsamkeit
Im Rahmen des inzwischen weit verbreiteten und mit überaus reichlicher Literatur versehenen „Achtsamkeitstrainings“ arbeitet Petra Meibert die grundlegenden Erkenntnisse des ACT ein in die konkrete Arbeit mit „schwierigen“, drückenden, depressiven Gedanken, mit „Negativschleifen“, im Volksmund „(stündiges) Grübeln“ genannt.
Im Rahmen der von ihr zu Grunde gelegten „Mindful Based Cognitive Therapy“ (MBCT) bietet Meibert hierzu im Buch nicht nur eine (komprimierte) theoretische Grundlegung und damit Vorstellung des ACT und MBCT, sondern ein durchaus ausformuliertes und differenziertes Programm, dass sich über acht Wochen.
Hier sei positiv bemerkt, dass Meibert dabei den Leser nicht „sich selber“ zu überlassen gedenkt (auch wenn sie vielfache „Eigenübungen“ vorstellt), sondern das Programm sich als begleitete Arbeit darstellt und nicht als einsames „Selbsttraining“ gedacht ist. Die Begleitung, die Hinweise, auch die Korrektur eines erfahrenen Beraters bedarf es durchaus, gerade wenn man sich auf den Weg in die schmerzhaften Bereiche der eigenen Innenwelt aufmacht.
Vor allem, wenn es darum geht, aufzuarbeiten, dass „viele Strategien, die wir anwenden, um uns gut zu fühlen, zur kurzfristig zum Erfolg führen“. Dass „die Straße des geringsten Widerstandes nur am Anfang asphaltiert ist“, dann aber sehr fordernd sein wird.
Wie man selbst mit seinen Abwehrmechanismen (Meibert nennt hier unter anderem „Aversionen“) überhaupt „bekannt wird“ und im Folgenden einen konstruktiven Umgang mit hinter „Aversionen“ liegenden „Abwehrmechanismen“ findet, das ist zum einen sehr überzeugend und klar im Buch dargestellt und verweist ebenso klar auf die Notwendigkeit einer beziehungsorientierten Arbeit des MCBT. Nur auf sich gestellt würde man sich nur verrennen.
Es geht eben für ein „bewusstes und befriedetes Leben“ nicht darum, „vom Leid wegzukommen“, sondern das Leid zu erforschen, um die Ursachen zu fassen. Und dieses „Leiden“ vollzieht sich in wesentlichem Umfang in und durch die „innere Haltung“, nicht durch „die Welt“ und „die äußeren Umstände“.
Die dem Menschen automatisch inne liegenden Mechanismen der „Abneigung gegen alles Unangenehme“ und der „Gier nach Angenehmen“ sind eben nur in den jeweiligen Anfangsmomenten von Erleichterung und Annehmlichkeit geprägt, auf Dauer führt das Ausweichen dem Schweren, dem Leid, den Schmerzen gegenüber (da, wo dieses real vorliegt) eher in innere Unsicherheit, Depressionen, Ängste und Vermeidungstaktikten, denn in ein innerlich befriedetes Leben.
In ruhiger Sprache erfährt der Leser vom „Modell der Seele“ der ACT, von den grundlegenden Haltungen und Zielen des Trainings, lernt die konkrete Ausformung des MBCT im Buch kennen und die konkreten Schritte des Trainings, unterschieden in „Eigenübungen“ und Methoden in einem konkreten Beratungsprozess.
In sich stimmig und überzeugend, sachlich und verständlich dargelegt, motiviert dieses Buch durchaus, sich seinen „Grübeleien“ und „negativen Gedanken“ von dieser Seite her zu nähern.