Rezension zu "Professionalisierung der Lehre" von DGHD - Geschäftsstelle c-o Zentrum für Hochschul- und Weiterbildung (ZHW), Uni
Über Jahrzehnte hinweg war die didaktische Kompetenz von Dozenten an Hochschulen ein eher am Rande beachtetes Feld. Als Kernauftrag für Dozenten und Professoren wurde und wird die Forschung verstanden. Vorlesungen, Übungen und Seminare „gehörten dazu“, wurden aber in ihrer didaktischen Qualität kaum überprüft.
Und doch stimmte damals wie heute im Blick auf die Studenten: „Lehrkompetenz ist Dreh und Angelpunkt für die Qualität von Lehre und Studium“. Das ist die eine Grundsetzung dieser Untersuchung der Deutschen Gesellschaft für Hochschuldidaktik (dghd). Dem eine zweite Grundsetzung an die Seite tritt: „dass Lehren zumindest in nennenswertem Umfang erlernbar ist“.
Beide Grundsetzungen bilden den Anlass und den Rahmen, die Frage nach der Entwicklung der Lehrkompetenz einer empirischen Untersuchung zuzuführen und aus dieser notwendige Schritte für die Zukunft zu erarbeiten.
Um es vorweg zu nehmen, die sachliche und gründliche Betrachtung und Auswertung der Untersuchungsergebnisse belegen ein Entwicklungspotential vor allem im Blick auf die Entwicklung von Lehrkompetenz „in der individuellen, selbstverantworteten, sowie in diversen fachlich kommunizierten Perspektiven“. Hier setzen Interventionsmöglichkeiten, aber auch Auforderungen zu Interventionen im Buch an, um die didaktische Kommunikation individuell, professionell und organisatorisch zu steigern und zu strukturieren.
Postulate, denen die Untersuchung mit der Vorlage von konkreten und umsetzbaren Konzepten und Instrumenten (Tuning und Weiterbildung) im letzten Teil des Buches konstruktiv nachgeht und eben nicht nur bei der Analyse stehen bleibt.
Konzepte und Instrumente, deren Notwendigkeit anhand von Fallstudien offen gelegt wird.
Der „Selbstbericht“ eines Dozenten und Doktoranden, der komprimiert über eine Weile hinweg Anspruch, Möglichkeiten und, daneben, Wirklichkeiten vor Augen führt, zeigt einerseits die hohe Bereitschaft auf, sich fachdidaktisch Neuem (wiki, e-learning) aufzuschließen, andererseits aber wird ebenso deutlich spürbar, wie engmaschig die alltägliche Vorbereitung und Lehrtätigkeit dafür auch hinderlich im Raume steht. Coaching, Beratung, Fortbildung, Vernetzung sind die Begriffe, die hier fallen und im Weiteren auch für den Gesamtausblick der Studie eine wichtige Rolle spielen werden.
Ein Eindruck, der durch ein weiteres Fallbeispiel erhärtet wird, in dem der „Wandel von einer lehr- zu einer lernzentrierten Lehre“ unter Abgabe auch von Kontrolle in den Erschwernissen der Umsetzung vor Augen gelegt wird.
Das „Intuition“ sicherlich im Lauf der Jahre sich herausbildet, aber auch ein Hindernis der Reflektion und der Aneignung neuer didaktischer Methoden und Haltungen sein kann, das zeigt ein weiteres Fallbeispiel im Buch knapp auf.
„Wie ich gelernt habe, zu lehren? Schlechte Vorbilder“.
Eine Basis, die für eine reflektierte didaktische Haltung nicht ganz ausreicht.
Engpässe und Probleme werden genannt, der Kontext der Hochschuldidaktik abgesteckt, die Befunde in Richtung einer postulierten Professionalisierung der Lehrkompetenz sorgfältig ausgewertet und wichtige, nächste Schritte und Konzepte benannt.
Ein wichtiger Beitrag auf dem Weg der Wandlung von einer lehr- zu einer lernzentrierten Hochschuldidaktik.