In seinem epochalen und fulminanten Werk über die Geschichte der Französischen Revolution, die häufig nur mit dem 14. Juli 1789 in Zusammenhang gebracht wird, widmet sich Historiker Johannes Willms (1948-2022) in fünf Abschnitten, die jeweils in fünf Kapitel unterteilt sind, den Ursachen und den Auswirkungen der Ereignisse.
- Prolog
- Die Krise
- Die Revolution
- Der Machtkampf
- Die Schreckenszeit
- Die Schreckenszeit
- Epilog
Mit seiner beeindruckenden analytischen Darstellung der Vorgeschichte, der eigentlichen Revolution sowie der Jahre der Machtkämpfe, die letztlich 1799 zum Staatsstreich durch einen korsischen Clan, an dessen Spitze mit Napoloen Bonaparte, ein General steht, endet, legt Johannes Willms ein detailliertes Kompendium der Ereignisse vor.
Allerdings ist dieses Buch nicht für Zwischendurch. Langsames Lesen ist hier gefragt, zumal der Autor zahlreiche Bezeichnungen und Zitate in der französischen Originalsprache belässt, was häufig die Zuhilfenahme einer Übersetzungshilfe notwendig macht.
Nicht ausgespart wird, dass es in dieser Zeit keine Parteien, wie wir sie heute kennen, gegeben hat, sondern lediglich Klubs, wie Girondisten, Jakobiner, Montagnards, Hébertisten, Royalisten, Cordeliers usw. die sich heftige Machtkämpfe geliefert haben. Man ist versucht, sich die Protagonisten fast aufzuzeichnen, um sie auseinanderhalten zu können. Vor allem auch deswegen, weil manche Personen, die der einen oder anderen Gruppe zuzurechnen sind, trotz mehrmaligen Seitenwechsels ihren Kopf behalten - wie Joseph Fouché, Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord, Paul Barras oder Stanislas Fréron. Sie alle werden später noch Einfluss auf Frankreich nehmen.
Obwohl es zum besseren Verstehen der Ereignisse notwendig ist, die Institutionen der Revolutionsregierung(en) und deren Intentionen zu kennen, ist die Fülle der Details doch für manchen Leser vermutlich erschreckend. So wird detailreich der lange Weg, der durch blutige Massaker gekennzeichnet ist, dargestellt. Im Namen des Volkes werden unsägliche Verbrechen begangen, die letztlich in der Hinrichtung von Maximilien Robespierre (28.7.1794) und seinen Anhängern einen schrecklichen Höhepunkt wird.
"Wenn die Tugend in Friedenszeiten allein die Kraft der demokratischen Regierung ausmacht, so gilt für eine Revolution, dass sich diese Kraft gleichermaßen aus der Tugend und dem Terror speist: OHne die Tugend ist der Terror verderblich und ohne Terror ist die Tugend ohnmächtig. der Terror ist nicht anders als die rasche, strenge und unbeirrbare Justiz. Der Terror ist somit ein Ausfluss der Tugend." (Robespierre, 5. Februar 1794)
Ebenso detailliert wie auf die Innenpolitik geht Johannes Willms auch auf die außenpolitische Situation Frankreichs ein. Jener Mann, mit dem es gelingt, einen der innenpolitischen Aufstände (Toulon 1793) niederzuschlagen, wird in Zukunft eine große außenpolitische Rolle spielen: Napoleon Bonaparte.
Worauf Johannes Willms überhaupt nicht eingeht, ist die Rolle der Frauen. Die einzige Frau die erwähnt wird, ist Marie Antoinette. Kein Wort zu Olympe de Gouges, Madame Roland, Charlotte Corday, Madame de Staël, Élélonore Duplay oder Lucille Desmoulins - sie alle haben ihren Anteil der Revolution. Bis auf Madame de Staël und Éléonore Duplay sind die zuvor Genannten hingerichtet worden.
Was mir auch noch aufgefallen ist: Johannes Willms stimmt in den Chor jener ein, die Robespierre als Usupator des großen Blutvergießens sehen. Neuere Forschungen scheinen hier ein etwas anderes Bild zeichnen zu wollen.
Die Revolutionäre haben dem Volk „Tugend“ versprochen, bekommen hat es „Terror“. Die großen Verlierer sind alle jene, die ihren Kopf sowie ihre Besitzungen verloren haben, diejenigen, die sich eine Verbesserung des Lebensunterhalts erhofft, aber nicht erhalten haben und vor allem die Frauen, für die Gleichheit in der Revolutionsparole „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“ nur für den Gang zur Guillotine gegolten hat.
Fazit:
Eine detaillierte Darstellung der blutigen Jahre der Französischen Revolution, der ich gerne 5 Sterne gegeben hätte. Wegen der fehlenden Sicht auf die beteiligten und betroffenen Frauen ziehe ich einen wieder ab, daher 4 Sterne.