Rezension zu "Unwesen" von John Ajvide Lindqvist
Wird ein Buch beworben damit, dass der Autor die schwedische Antwort auf Stephen King sei, entstehen Erwartungshaltungen. Ob diese zu halten sind?
John Ajvide Lindqvist siedelt seine Geschichte in Norrtälje an, einem schwedischen Küstenstädtchen, in dessen Hafen ein Container auftaucht. Zunächst wird er ignoriert, nur eine Person, Siw, spürt eine von ihm ausgehende Dunkelheit, die sich auch prompt über der Stadt ausbreitet, als man ihn schließlich doch öffnet. Von nun an wird keiner mehr dem anderen helfen und nur Siw und ihre wenigen Freunde versuchen dem Bösen auf die Spur zu kommen.
Zugegeben, der Plot klingt ein wenig nach King – auch dass die Geschichte nach einem kurzen „Peng“ zu Beginn (Siw rettet ein Kind) langsam erst Fahrt aufnimmt, könnte zu King passen; ebenso wie langsam und öfter eingestreute „Visionen“, die die Handlung unheimlich wirken lassen. Die erzählte Zeit erstreckt sich über geraume Weile (von der Kindheit bzw. Jugend der Protagonisten bis in ihr Erwachsenenalter), wenn auch mit Sprüngen bzw. Rückblenden bzw. verschiedenen Strängen. Die Hauptfiguren fallen allesamt aus der Reihe: Siw, als Erwachsene eine alleinerziehende Mutter, jedoch etwas „anders“; Johan, der seinen Kampf mit seinen Dämonen mit Wut und Hass zu kämpfen scheint und schließlich Marko, das Kind von Kriegsflüchtlingen. Fertig ist die Gruppe schräger Teenager, die fast schon ein „Horror-Garant“ abgeben. Doch so einfach ist es nicht … ja, was da in Norrtälje passiert, ist mysteriös und die Grundidee ist gut („etwas macht Menschen einander feindlich gesinnt)“. Aber … ich kam mit seinem Schreibstil einfach nicht klar, sodass die Geschichte dann doch erhebliche Längen (für mich) hatte; das war mir einfach zu simpel geschrieben. Und auch wenn Lindqvist das Grauen weitgehen über das Kopfkino seiner Leserschaft anfacht, gab es auch ein paar sehr derbe Schilderungen, derer es in dieser Zahl und in diesem Detailgrad nicht bedurft hätte. Definitiv kein schlechtes Buch, aber mit noch deutlich Luft nach oben.