Cover des Buches Bentos Skizzenbuch (ISBN: 9783446239715)
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Rezension zu Bentos Skizzenbuch von John Berger

Betrachtungen, Zeichnungen, Gedanken

von ToRecordOnlyWater vor 8 Jahren

Rezension

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ToRecordOnlyWatervor 8 Jahren
Da ich sowohl John Bergers Betrachtungen über die Kunst und das Leben, als auch die Philosophie des Baruch de Spinoza sehr zu schätzen weiß, freute ich mich auf diese Mischung aus beidem - und wurde nicht enttäuscht.

Das liebevoll gestaltete Buch setzt sich aus persönlichen Alltagsbeobachtungen, (kunst)geschichtlichen Ausflügen, Skizzen und Zeichnungen John Bergers, und Zitaten Spinozas zusammen, die sich ergänzen oder nebeneinander stehen, und zusammen ein dichtes, gewebtes Muster an Eindrücken und Gedanken entstehen lassen.
Mal geht es um das genaue Betrachten der Zwetschgen am Baum, mal um die Grausamkeit der Gleichgültigkeit politischer Systeme, mal um das Entstehen einer Zeichnung durch Abtragen des Raums, um Lucas Fahrrad, um die Zufälligkeit von Begegnungen, um das Zeichnen im Motarradfahren, um die Gaukler-Portraits von Velázquez, um die Bedeutung des Daseins, und um das Lernen des Sehens.
Dabei folgt alles der Interpretation John Bergers, ob es nun um die Deutung Spinozas Aussagen oder um künstlerische und politische Bemerkungen geht. Man sollte auf keinen Fall eine wissenschaftliche, durchstrukturierte Abhandlung erwarten, wenn man das Buch genießen und von ihm lernen möchte. Es ist das Portrait eines eigenwilligen, nicht unumstrittenen Denkers und Zeichners, der gemeinsam mit den Theorien Spinozas Hoffnung geben möchte, und aus einem Gefühl der Dringlichkeit heraus schreibt.

Für mich war es eine inspirierende Entdeckungsreise, jede neue Beobachtung und Zeichnung war eine Überraschung, und es hat mir Spaß gemacht, den ebenso interessanten wie persönlichen Gedankengängen John Bergers zu folgen. Es ist ein Buch über die Vielfalt von Schönheit, über den Zustand der Welt und über das Zeichnen.

"Wenn ich zeichne, fühle ich mich ein wenig der Art und Weise näher, wie Vögel sich im Flug orientieren, Hasen auf der Flucht Deckung suchen, Fische wissen, wo sie laichen, Bäume den Weg zum Licht finden oder Bienen ihre Waben bauen.
Ich spüre eine ferne, stille Gemeinschaft. Fast so fern wie die Sterne. Und doch ist da eine Gemeinschaft. Nicht, weil wir uns im gleichen Universum befinden, sondern weil wir - jeder auf seine Art - auf einer vergleichbaren Suche sind."

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