Cover des Buches Der Junge auf dem Berg (ISBN: 9783737340625)
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Rezension zu Der Junge auf dem Berg von John Boyne

Eindrucksvoll - bedrückend

von kullerkeks95 vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Das Buch ist sehr eindrucksvoll aber auch sehr bedrückend. Es fesselte mich sofort, dennoch musste ich es zeitweise kurz zur Seite legen.

Rezension

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kullerkeks95vor 7 Jahren

Der kleine Pierrot lebt mit seinen Eltern in Paris um 1936. Die Mutter ist eine liebenswürdige Frau, die alles für ihren Sohn tun würde und der Vater, ein ehemaliger Soldat - vom Krieg traumatisiert-, ist ein unberechenbarer Trinker. Trotzdem liebt Pierrot seine Eltern und seinen Freund Anshel. Dieser ist taub, jedoch entwickelten die beiden Jungen über Jahre ihre eigene Gebärdensprache und sind unzertrennlich.

Als Pierrots Vater stirbt, ist seine Mutter mit dem kleinen Jungen alleine und versucht das Beste aus ihrem Leben zu machen. Jedoch stirbt sie wenig später an einer Krankheit und daraufhin muss der kleine Pierrot in ein Waisenhaus. Seinen geliebten Hund D'Artagnan muss er bei Anshel zurücklassen, welcher verspricht gut auf ihn aufzupassen.

Pierrot hat Glück und bleibt nicht lange im Waisenhaus und darf zu seiner Tante ziehen. Diese ist Haushälterin in der Sommerresidenz von Adolf Hitler und für den französischen Jungen beginnt ein neues Leben.

Mehr möchte ich an dieser Stelle zu dem Inhalt nicht sagen, denn es würde zu viel vorweg nehmen. (ab hier Spoilergefahr)

Der Leser begleitet den kleinen Pierrot auf dem Wege des Erwachsenwerdens. Wir begegnen dem siebenjährigen kleinen französischen Jungen, welcher von jetzt auf gleich alles verliert und Vollwaise ist. Jedoch merkt man schnell, dass die Erziehung der Mutter Früchte getragen hat. Pierrot ist liebenswürdig, hilfsbereit und hat eine positive Auffassung der Welt. Mit diesen Wertvorstellungen gelangt er in die Ferienresidenz Hitlers, da seine Tante ihn bei sich aufnehmen möchte. Von Anfang an wird dem kleinen Jungen gezeigt wie er sich zu verhalten hat und was er darf und was nicht. Er wird umbenannt in Peter und darf seinen engsten Freund Anshel gegenüber dem "Herrn" nicht erwähnen. Der kleine Junge ist eingeschüchtert aber er versucht, den Anforderungen seiner Tante gerecht zu werden.

Eines Tages trifft er auf Hitler und das Schicksal nimmt seinen Lauf. Wider Erwarten ist Hitler begeistert von dem Jungen und versucht ihn von seinen Werten und Vorstellungen zu überzeugen. Der kleine Pierrot findet Gefallen daran, vor allem, da der Führer ihn so sehr an seinen Vater erinnert. Hitler nimmt sich dem Jungen an und wir können die schreckliche Entwicklung von dem kleinen Pierrot zu dem selbstherrlichen Peter verfolgen.

Fazit:

Das Buch hat mich sehr gefesselt. John Boyne bringt den Leser sofort dazu, Pierrot zu mögen und ihm nur das Beste zu wünschen. Die Entwicklung des Jungen ist so schockierend, dass ich teilweise das Buch für einen Moment weglegen musste um durchzuatmen. Man leidet als Leser ziemlich, vor allem, da man den historischen Kontext der Zeit kennt. Der Autor zeigt erschreckend realistisch wie schnell die Radikalisierung eines Menschen vonstatten gehen kann. Hitler war dafür bekannt, Menschen mit Wörtern umgarnen zu können, sodass sie später alles glauben was er sagte. Pierrot ist kein Ausnahmekind, dass nur aufgrund seiner Schicksalsschläge sehr empfänglich für solche Ideologien ist. Das Buch zeigt deutlich, dass so etwas jeden Menschen treffen kann und niemand vor solcher Propaganda geschützt ist. Aufgrund der politischen Lage, gerade jetzt in Deutschland, kann man gut erkennen, dass Menschen aus der Geschichte nicht lernen aber solche Bücher wie der Roman von John Boyne sind ein guter Anfang.

Dennoch muss ich sagen, dass dieses Buch in meinen Augen kein geeignetes Jugendbuch ist. Es wird empfohlen für Kinder ab 12 Jahren, was ich so nicht unterstützen kann. Kinder in dem Alter kennen den geschichtlichen Kontext meist noch nicht ausführlich und verstehen vieles nicht. Des Weiteren ist die Entwicklung des Jungen so schockierend und manche Szenen so heftig, dass sie meiner Meinung nach noch nichts in Kinderköpfen zu suchen hat. Meine Empfehlung daher, ist die Altersgrenze hochzusetzen auf 16 Jahre.

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