Cover des Buches The Heart's Invisible Furies (ISBN: 9780857523488)
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Rezension zu The Heart's Invisible Furies von John Boyne

Viele verflixte siebte Jahre

von R_Marie vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Ein Buch zum Lachen und Weinen, das sich mit wichtigen Themen und großen Gefühlen beschäftigt. Stellenweise etwas zu makaber.

Rezension

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R_Marievor 7 Jahren
So stürmisch wie der Titel vermuten lässt ist der Roman des Autors von „Der Junge im gestreiften Pyjama“ auch. Ich habe sehr oft gelacht und definitiv an zu vielen Stellen geweint, weil John Boyne nicht nur einen herausragenden Humor hat, sondern Gefühle vermitteln kann, und das ohne viele Worte oder dramatische Beschreibungen.

Worum geht es im Buch?

Um Homosexualität, das ist wichtig. Die Hauptperson Cyril ist schwul zu Zeiten, in denen das nicht nur geächtet, sondern verboten war, und noch dazu in Irland, dem (laut ungefähr allen Figuren) konservativsten und rückständigsten Land überhaupt. Es geht um Hass, Sex in dunklen Ecken, Gewalt, Sex auf dem Klo, Strafverfolgung, Masturbation, Beleidigungen, Gedanken an Sex, Vorurteile, die scheinheilige Kirche und Sex. Wirklich viel Sex, hauptsächlich am Anfang. Was die Homophobie angeht, ist nichts beschönigt. Trotz allem Erst ist eine Prise Humor dabei, die den Leser über die Nebenfiguren, die angeblich nichts gegen „gay homosexuals“ haben, lachen lässt.
Kritik: Cyril begegnet in allen Lebenslagen unheimlich vielen homosexuellen Männern, das war nicht mehr realistisch. Und der Fokus lag in Cyrils Zwanzigern zu sehr auf Sex.



Die Handlung:

Im Siebenjahresrhythmus begleiten wir Cyril Avery durch sein Leben. Die 16-jährige Catherine wurde im Jahr 1945 wegen der Schwangerschaft von ihrer Familie verstoßen und gibt ihren Sohn zur Adoption frei. Leider sind der Steuerhinterzieher Charles und seine kettenrauchende Frau Maude nicht die liebendsten Eltern und Cyril benimmt sich schon im Alter von sieben Jahren fast wie ein Erwachsener. Da lernt er auch Julian kennen und verliebt sich sofort in ihn, eine Liebe, die über die Jahre nicht aufhört, allerdings einseitig bleibt. Cyrils Homosexualität ist das, was ihm über die Jahre seines Erwachsenseins durch das streng katholische und konservative Irland immer Probleme und Gefahren bescheren wird. Das und die Frage nach seiner Identität, denn ein „real Avery“, wie es sein Adoptivvater immer wieder betont, ist er nicht.



Wie es mir gefallen hat:

So ein Sympathieträger ist der Protagonist aber gar nicht. Er leidet viel und ist ein netter Kerl, aber er ist oft zu zurückhaltend und egoistisch. Er ist so auf sich selbst fixiert, dass ihm kaum die Idee kommt, andere Menschen könnten auch Probleme haben. Ich mochte ihn insgesamt aber ganz gern, denn immerhin ist er ein „runder“ Charakter mit guten und schlechten Seiten.

Nicht nur er, sondern auch die Nebencharaktere haben Ecken und Kanten und lassen sich gut differenzieren. Es gibt viele tolle und lebhafte Figuren, mal gut, mal böse, mal zwischendrin.


Gut ausgearbeitet ist außerdem der jeweilige Zeitgeist. Die Zeitsprünge zeigen nicht nur Cyrils Entwicklung, sondern auch die der Gesellschaft, Wissenschaft und Politik. Besonders natürlich die Einstellung gegenüber Homosexualität.



John Boyne ist nicht zimperlich, was das Ermorden von Charakteren angeht. Das war mir manchmal einfach zu viel, als dass es noch realistisch sein könnte. Außerdem waren viele der Tode zu makaber geschildert, ähnlich einem Monty-Python-Film, und sowas mag ich gar nicht.

Es gab zu viele Zufälle, die dafür sorgten, dass ich kaum mehr von Plot-Twists überrascht wurde. Alle Personen sind irgendwie vernetzt und laufen sich dauernd über den Weg.

Leider finden sich in diesem Buch einige Fehler, sowohl formal als auch inhaltlich. Das ist sehr schade. Durch die vielen Zeitsprünge ist der Autor wohl etwas durcheinander gekommen.


Ansonsten hat mir der Roman sehr gut gefallen. Er behandelt wichtige Themen, lebt von gut ausgearbeiteten Charakteren und deren komplizierten Beziehungen zueinander und ist sehr gut geschrieben. Und für jede tragische Szenen gibt es drei, die einen mindestens zum Lächeln bringen. Dabei wirkt er nie gezwungen; allein die Absurdität mancher Situationen (die auch in Echt passieren könnten) und Personen (die es auch in Echt geben könnte) und die Schlagfertigkeit und der Humor der Figuren sorgen dafür.
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