Dieses Buch versammelt weit über 150 Meinungen von Wissenschaftlern aus einer Vielzahl von Disziplinen - Physik, Psychologie, Neurowissenschaften etc. - zu einem spannenden Thema unserer Zeit: Künstliche Intelligenz.
Da es sich um ein brandaktuelles Thema handelt, in dem in den letzten Jahren große Fortschritte erzielt wurden und das unsere Gesellschaft grundlegend verändern kann, das aber sowohl in den Medien als auch in der Politik meiner Meinung nach nicht die nötige Aufmerksamkeit erfährt, finde ich dieses Buch über alle Maßen wichtig. Denn, wie der Sänger und Songschreiber D. A. Wallach schreibt: "Der Weg, den wir einschlagen, hängt mehr von uns als von den Maschinen ab" (S. 292) und noch haben wir es in der Hand, wie wir die Künstliche Intelligenz gestalten - eine Frage, die uns alle und nicht nur die KI-Forscher angeht ...
Die Bandbreite der in dem Buch wiedergegebenen Meinungen ist allerdings erheblich und letztendlich bleibt nur die Erkenntnis, dass die Bedeutung, die die Künstliche Intelligenz für das Schicksal der Menschheit haben wird, noch nicht feststeht. Vielleicht auch deshalb, weil wir vieles von dem, was die Künstliche Intelligenz nachbilden soll oder könnte (Bewusstsein etc.) noch nicht richtig verstehen. Neben den gebotenen Chancen, beispielsweise für gelähmte Menschen die Möglichkeit, über eine Hirn-Computer-Schnittstelle wieder sprechen zu können, sehen einige Wissenschaftler auch mögliche Gefahren von Systempannen mit katastrophalen Folgen über das Posterwerbszeitalter bis hin zum Ende der Menschheit (Stephen Hawking).
Mich hat die Vielzahl der Meinungen erschlagen, sodass ich das Buch mit Unterbrechungen über mehrere Wochen hinweg gelesen habe, und ich hätte mir daher eine kleinere Auswahl gewünscht. Abgesehen davon war es aber für mich eine sehr bereichernde Lektüre, die zeigt, wie spannend die Zeit ist, in der wir leben ...
John Brockman
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von John Brockman
Das Wissen von morgen
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Worüber müssen wir nachdenken?
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Neue Rezensionen zu John Brockman
"Die neuen Humanisten" hat mir insgesamt ziemlich gut gefallen. Das Buch ist in drei Teile gegliedert: "Homo Sapiens", "Machina Sapiens?" und "Entstehende Universen". Zu Wort kommen Wissenschaftler, vor allem jene, die an den Grenzen ihrer jeweiligen Wissensgebiete forschen und oft an der Entstehung völlig neuer, bahnbrechender Ideen beteiligt waren und sind. Die einzelnen Aufsätze (die auf Interviews mit den Wissenschaftlern basieren) lesen sich sehr flüssig und regen durchaus zum Nachdenken an. Der Schwerpunkt des Buches liegt allerdings eindeutig auf Technik und Physik - für Laien wie mich ist es daher nicht immer möglich, die einzelnen Ideen und Annahmen der Wissenschaftler hundertprozentig zu verstehen. Da bräuchte man schon ein fundiertes Basiswissen über Themen wie die Relativitätstheorie, Quantentheorie, Theoretische Physik etc. Dies bedeutet natürlich nicht, dass das Buch nicht interessant ist, im Gegenteil: Es macht Spaß, sich ein wenig in diese Themen hineinzulesen, auch wenn man auf dem Gebiet totaler Laie ist. Immerhin erfährt man so etwas mehr über die momentan aktuellen Fragen innerhalb der Naturwissenschaft und lernt auch ein paar neue Dinge. Dennoch war mir zunächst nicht bewusst, dass Brockman, der Herausgeber des Buches, die Naturwissenschaftler als die "neuen Humanisten" sieht und den traditionellen Geisteswissenschaften in diesem Buch daher kein Platz eingeräumt wird. Ich halte nichts davon, Naturwissenschaften und Geisteswissenschaften gegeneinander auszuspielen oder gar zu behaupten, die Geisteswissenschaften hätten "versagt" - das kann man so allgemein sicherlich nicht behaupten. Der Vergleich zwischen Naturwissenschaften und Geisteswissenschaften erscheint mir auch etwas unfair - in etwa so, als würde man Äpfeln mit Birnen vergleichen. Außerdem sind viele Geisteswissenschaftler durchaus offen für die Ideen und Erkenntnisse der Naturwissenschaften. So gibt es etliche Philosophen, die sich auch mit Bereichen wie der Neurowissenschaft oder der Physik auseinandersetzen und die Erkenntnisse und Lehren dieser Gebiete nicht außer Acht lassen, sondern in ihre eigene Arbeit integrieren. Kurzum: Mir hätte es besser gefallen, wenn in dem Buch sowohl moderne Natur- als auch Geisteswissenschaftler zu Wort gekommen wären.
Von den Aufsätzen im zweiten Teil war ich ziemlich überrascht, da sie bis auf eine einzige Ausnahme alle extrem optimistisch waren, was die Zukunft in Bezug auf die Technik betrifft. Einige dieser Aussagen wirken nicht nur fast naiv in ihrer Zuversichtlichkeit, Mensch und Maschine würden schon bald "verschmelzen" und Menschsein würde schon bald etwas vollkommen anderes und Neues bedeuten, das wir uns vielleicht gar nicht richtig vorstellen können, sondern fast schon ein wenig Science-Fiction-mäßig. Sehr dankbar war ich deshalb für Jaron Laniers Text "Ein halbes Manifest", in der er die optimistischen Aussagen einiger seiner Kollegen auf den Prüfstand stellt und ihre Schwächen auf äußerst unterhaltsame Weise entblößt.
Sehr gut fand ich auch den Schluss des Buches, welcher aus Reaktionen auf "Die neuen Humanisten" von verschiedenen Wissenschaftlern besteht, von denen einige auch recht skeptische Gedanken äußern.
Das Buch an sich bietet natürlich einige fantastische Denkanstöße und ich finde es durchaus lesenswert, solange man skeptisch bleibt und im Hinterkopf behält, dass einige der Wissenschaftler in dem Buch bloße Theorien vorstellen, von denen noch lange nicht bewiesen ist, ob sie wirklich zutreffen - ein gutes Beispiel hierfür wäre die Stringtheorie vs. der Loop-Quantengravitation.
Nicht schlecht. Man kommt auf gute Ideen
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