Rezension zu "Don't worry, weglaufen geht nicht" von John Callahan
John Callahan, geboren 1951 in Portland/Oregon, ist in Amerika ein bekannter Cartoonist, der seinen Behindertenalltag mit schwarzem, makabrem Humor illustrierte. Er selbst sagte dazu: „Ich als Behinderter nehme mir das Recht, behindertenfeindliche Witze zu machen. Und alle lachen, verschämt oder offen. Am besten gefällt mir, wenn Leute Protestbriefe an die jeweilige Zeitung schicken, weil sie nicht wissen, dass die Cartoons von jemanden kommen, der keinen Zeh rühren kann.“
John Callahan sass seit seinem 21. Lebensjahr, nach einem Verkehrsunfall, im Rollstuhl, vom 6. Halswirbel an abwärts gelähmt. Lange Zeit lag er in der Klinik, noch länger in der Reha-Klinik, bis er sein Alltagsleben mit Hilfe eines Pflegers selber bewältigen musste. Was ihn nicht daran hinderte, übermässig Alkohol zu konsumieren, die meiste Zeit war er betrunken. Eines Tages erkennt er, dass nicht seine Behinderung sein grösstes Problem war, sondern der Alkohol. Er beschloss, von ihm wegzukommen, und er suchte die Hilfe bei den Anonymen Alkoholiker. Er schaffte es vom Alkohol loszukommen, und von nun zeichnete er intensiv Cartoons, in denen er seinen Alltag verarbeiten konnte. Hartnäckig verschickte er seine Zeichnungen an diversen Zeitungen und Zeitschriften und bald einmal kann er mit seinen Cartoons Geld verdienen. So richtig freuen kann er sich aber darüber nicht, denn ständig sitzt ihm das Sozialamt im Nacken.
Callahan erzählt seine Leidensgeschichte sehr direkt, voller Selbstironie und Sarkasmus. Mir war es manchmal zu direkt, und bei manchen Episoden fragte ich mich, ob das wirklich der Wahrheit entspricht, oder ob der Erzähler nicht ein wenig übertrieb. Aber Callahan lebte sein Leben in einer mir fremden Welt, einer Welt voller Extreme, und ich weiss mittlerweile, dass es nichts gibt, was es nicht gibt. Alles in allem war das Buch aber sehr eindrücklich, wie zum Beispiel die Episode, als er in der Klinik eines Nachts aufwachte, nichts von mehr von seinem Unfall wusste und wo er war. Er wollte sich bewegen, merkte dann aber, dass er sich nicht rühren konnte und in Panik ausbrach.
Am 24. Juli 2012 starb John Callahan nach langem Kampf an den Folgeschäden einer Operation, im Alter von 59 Jahren.