Cover des Buches Highly Illogical Behaviour (ISBN: 9780571330454)
Rezension zu Highly Illogical Behaviour von John Corey Whaley

Gut, aber mit verschenktem Potenzial!

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 7 Jahren

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 7 Jahren
Die Story: Vor drei Jahren hat eine Panikattacke Solomon Reed mitten in der Schule derart übermannt, dass er seitdem nicht mehr das Haus verlässt. Solomon hat alles was er braucht, denkt er, bis er auf Lisa Praytor trifft, ein Mädchen, das sich noch genau an ihn erinnern kann – und mit ihm befreundet sein will.

Auf den Punkt gebracht: Teilweise wundervolle Charaktere und ein schnörkelloser, schöner Schreibstil. Ein gutes Buch, das noch mehr Seiten hätte vertragen können.

In mehr Worten:

Solomon never needed to leave the house anyway.

Highly Illogical Behaviour
wird abwechselnd aus der Sicht von Solomon und Lisa erzählt.

Der 16-jährige Solomon hat seit drei Jahren das Haus nicht mehr verlassen, da er unter Panikattacken und Agoraphobie leidet. Seine Eltern und Großmutter sind besorgt, dass er nie wieder einen Schritt nach draußen wagen wird, und auch Solomon selbst ist sich nicht sicher, ob sie damit nicht recht behalten werden. Trotz seiner Isolation ist Solomon ein guter Schüler, ein Filmfan und liebenswerter junger Mann, der im Verlauf der Story eine schöne Entwicklung durchmacht. Durch seinen Humor, die Beziehung zu seinen – megacoolen – Eltern und sein freundliches Wesen, konnte Solomon mich sofort überzeugen. Als jemand, der die Auswirkungen von Agoraphobie auf das Leben eines Menschen nur rational erahnen kann, fand ich die Darstellung seiner Krankheit meist glaubwürdig, wenn auch etwas vereinfacht.

Lisa Praytor ist ein richtiger Overachiver. Die Art von Mädchen, das in der ersten Reihe sitzt und bei JEDER Frage den Arm hebt, um drangenommen zu werden. Ein solcher Charakter kann schnell anstrengend für den Leser werden, aber Lisas Strebertum fand ich sympathisch und teilweise unterhaltsam dargestellt. Lisa hat beschlossen, etwas aus sich zu machen und alles dafür zu tun, um das zu erreichen. Leider ist die Art, wie sie ihr Ziel – einen Studienplatz für Psychologie zu erhalten – erreichen will, nicht gerade ein Glanzstück menschlichen Verhaltens. Denn diese 17-jährige maßt es sich doch tatsächlich an, Solomon „zu heilen“ und darüber ihren Essay für die College-Bewerbung zu schreiben. Ich war gelinde gesagt, wenig begeistert von diesem Plan, hatte aber die Hoffnung, dass das Blatt sich noch wendet. Meiner Meinung lernt Lisa durch die ganze Geschichte allerdings kein bisschen dazu. Alles dreht sich weiterhin um sie – und nach ein paar Tränchen – bekommt sie was sie will. Lisa ist ein Charakter, den ich von vorne bis hinten daneben fand.
Ein Buch steht und fällt für mich schnell mit den Charakteren und zum Glück ist nicht nur Solomon, im Gegensatz zu Lisa, unglaublich gelungen, sondern auch die Nebencharaktere wie Solomons Eltern, seine Großmutter sowie Lisas Freund Clarke hinterlassen einen positiven Eindruck.
Dennoch hätte man nicht nur aus ihnen, sondern generell aus der ganzen Geschichte mehr herausholen können. Mit seinen knapp 260 Seiten ist Highly Illogical Behaviour nämlich wahrlich kein dicker Wälzer. Einige Passagen wirken dadurch arg gestrafft. Lisa entschließt sich mit Solomon anzufreunden und zehn Seiten später gibt es schon das erste Treffen, Clarke sowie Lisas bester Freundin fehlt es eindeutig an Charaktertiefe, und auch Lisa selbst hätte mehr Tiefgang wahrscheinlich gutgetan, um ihr Verhalten besser zu rechtfertigen. Auch Solomons Krankheit hätte so noch besser dargestellt werden können, denn Freundschaft kann nicht alles in wenigen Wochen und Monaten überwinden, ohne, dass es größere Rückschläge gibt.
Aber immerhin stellt der Autor das Thema Freundschaft und Familie neben Solomons Krankheit in den Vordergrund, ohne zu melodramatisch zu werden. John Corey Whaley weiß, trotz kleiner Schwächen - etwas aus der Story zu machen, auch wenn dieser letzte Schliff mir persönlich gefehlt hat, um aus einem netten Buch ein großartiges Buch zu machen.

Fazit:
Highly Illogical Behaviour ist eine Geschichte über die Kraft der Freundschaft und einen wunderwollen jungen Mann, der an Agoraphobie leidet und versucht seinen Alltag zu gestalten, die es sich hier und da etwas zu einfach mit dem Krankheitsbild macht und einen unglaublich unsympathischen, weiblichen Hauptcharakter hat.
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