Cover des Buches Manhattan Transfer (ISBN: 9783499141331)
Rezension zu Manhattan Transfer von John Dos Passos

The big apple.

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 9 Jahren

Kurzmeinung: If I can make it there I'll make it anywhere It's up to you New York, New York (nach Frank Sinatra).

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 9 Jahren
Die Stadt, die niemals schläft; die Stadt, in der es jeder schaffen kann; die Stadt, die einen kurzzeitig auf die Spitze bringt, die ihn auch ausspuckt und in den Abgrund zieht. Alle diese Schlagworte und Begriffe sind im Buch von John Dos Passos vereint.
Die Stadt, mal als Hauptfigur, mal als Begleiterscheinung, die Stadt, welche die Menschen formt und sie dabei verformt. New York, der Schmelztiegel, die Verheißung. Die Stadt, in die die Menschen strömen, die ihr persönliches Glück suchen oder an und ihr scheitern. Nichts steht so sehr im Mittelpunkt des erzählerischen Interesses wie dieses Gebilde aus Steinen und Menschen. Dos Passos schildert das Gefühl des Großstadtdschungels und der dort lebenden Menschen, er knüpft schnell Handlungsabläufe, läßt sie ruhen, nimmt sie an anderer Stelle wieder auf oder er läßt sie abrupt enden. Er will dem Leser das gleiche Gefühl vermitteln, wie seine unterschiedlichen Charaktere fühlen, die Stadt der Verheißung von Freiheit mit der „Statue of Liberty“ im Hafen auf der einen Seite und dem Kapitalismus, verkörpert mit der New York Stock Exchange in der Wall Street auf der anderen. Dos Passos nimmt sich des Stakkatos der Stadt an, er sucht sie mit neuen erzählerischen Mitteln einzufangen. Nicht das erzählende Epos wird hier ausgebreitet, sondern das Auf und Ab der Figuren, die Jagd nach Geld und Glück, die eigene Verlorenheit inmitten einer Stadt voller Menschen. Gedankenfetzen und –schnipsel werden ausgebreitet, die Form des vom Leser gewohnten klassischen Dialogs im Roman tritt davor fast ganz in den Hintergrund. Der Leser sieht gleichsam mit einer Kameralinse analog filmischer Gegenschnitte, Überblendungen und Großaufnahmen den Handlungssträngen in Echtzeit zu, auch wenn sie sich über eine Dauer von rund 25 Jahren erstrecken und eine Zeitspanne vor dem 1. Weltkrieg bis kurz nach dessen Ende umfassen.
„Manhattan Transfer“ (benannt nach einer New Yorker Fährverbindung), erschien im Jahr 1925 und ist ein Klassiker der Moderne, der seine kongenialen Partner beispielsweise im „Ulysses“ von James Joyce oder aber in „Berlin Alexanderplatz“ von Alfred Döblin findet.

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