Rezension zu "The Killer Across the Table: Inside the Minds of Psychopaths and Predators" von John E. Douglas
Zugegebenermaßen habe ich jetzt drei Bücher von John E. Douglas und Mark Olshaker kurz hintereinander gelesen und das war vielleicht ein bisschen viel auf einmal. Hier fallen mir schon öfter mal die Makel auf, die mir bei den beiden anderen Büchern nicht so prägnant ins Auge gesprungen sind. Trotzdem ließ sich das Buch sehr gut lesen und ich habe wieder viel über Mordfälle gelesen, die mir gar nicht bekannt waren (vermutlich, weil sie in Amerika stattfanden und nicht so sehr in unseren europäischen Breiten Bekanntheit erlangt haben).
Was ich ganz gut fand ist, dass Douglas und Olshaker das Buch in vier Teile aufgegliedert haben. Und zwar in Bezug auf vier Gespräche mit Mördern, die gefasst wurden. Douglas hat, auch nach seiner FBI-Karriere, weiter für Reportagen etc. analysiert und sich mit Morden befasst. Dazu kann er außerdem auf Jahrzehnte beim FBI zurückgreifen und kannte einige der Fälle schon aus seiner aktiven Zeit beim FBI. Man merkt, dass er sich ausführlich damit befasst hat und zumindest versucht den Mördern relativ neutral gegenüber zu treten, auch wenn es in ihm selbst oft kocht vor Wut. Aber er erklärt auch, dass die Neutralität oder gespielte Empathie mit Mördern viel eher zu einer ehrlichen Aussage derselben führt, als wenn man sie anschreit oder sie beschuldigt.
Das muss man aber auch als Leser aushalten können. Denn selbst wenn Douglas das öfter erklärt, muss man sich doch immer wieder daran erinnern, dass er sich nicht auf die Seite des Mörders schlägt, sondern versucht möglichst viel ehrliche Aussagen aus ihnen herauszubekommen. Denn auch hier im Buch erkennt man immer wieder, dass Douglas definitiv auf Seiten der Opfer steht und ihnen viel Raum gibt, was ja in der breiten Öffentlichkeit in manchen Tageszeitungen, die eher einer Klatschspalte ähneln als einer Tageszeitung (ich bin sicher jeder weiß was hier gemeint ist...), nicht unbedingt der Fall ist. Denn dort werden die Opfer entweder so in Szene gesetzt, dass man auf die Tränendrüse drückt, oder aber der Mörder oder der Mord so dermaßen bis ins Detail ausgereizt, dass die Opfer dabei ganz vergessen gehen.
Auch hier beschreiben Douglas und Olshaker teilweise sehr genau Dinge, die man nur sehr ungern liest, in dem Wissen, dass sie tatsächlich passiert sind. Auf der anderen Seite wird einem dadurch aber auch bewusst wie schlimm diese Mörder eigentlich tatsächlich sind. Aber die Autoren gehen eben auch sehr oft detailliert auf die Opfer und die Opfer-Familien ein, ohne dabei reißerisch zu wirken. Und durch die Beschreibungen was diese Familien alles durchmachen müssen, ist mir einmal mehr klar geworden wie unterschiedlich das Rechtssystem in Amerika ist. Da hat man nicht übel Lust sich anzuschauen wie das im Vergleich bei uns ist und ob bei uns Opfer und Opfer-Familien teilweise ebenso im Stich gelassen werden. Man möchte direkt auf die Barrikaden gehen, wenn man das liest. Und obwohl ich bisher grundsätzlich gegen die Todesstrafe war (insbesondere, wenn sie von einem Regime missbraucht werden kann um ungeliebte Politiker u.ä. zur Strecke zu bringen), muss ich zugeben, dass ich durchaus nachvollziehen kann, dass es in bestimmten Situationen eher eine Erleichterung ist zu wissen, dass eine Person, die niemals aufhören würde Menschen (insbesondere Kinder) zu quälen und zu morden, ein für alle Mal aus dem Verkehr gezogen wurde.
Was mir allerdings auch aufgefallen ist, nachdem ich jetzt das dritte Buch von Douglas und Olshaker bewerte, ist, dass ich eigentlich beim Lesen grundsätzlich gedacht habe, dass lediglich Douglas dieses Buch geschrieben hat. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was Olshaker dazu beigetragen hat (Recherche?), aber grundsätzlich lesen sich die Bücher alle so, als ob nur Douglas sie geschrieben hat. Daher merkt man aber auch ab und zu die Repetition von Fällen und die Tatsache, dass Douglas doch schon ziemlich von sich selbst eingenommen ist. Das finde ich aber verzeihlich, wobei ich vorm nächsten Buch, das ich von den beiden in die Hand nehmen werde, sicherlich erstmal einige Zeit verstreichen lasse.