Josie Gamble hat kein leichtes Leben. Früh schwanger geworden, Mutter zwei mittlerweile Jugendlicher hangelt sie sich von Job zu Job und versucht ihre kleine Familie über Wasser zu halten. Auf der Suche nach Liebe und Halt ist sie die Freundin von Stuart Kofer geworden, einem Polizisten. Allerdings ist der privat alles andere als ein gesetzestreuer, gutmütiger Mann. Regelmäßig besäuft er sich fast bis zur Besinnungslosigkeit, prügelt Josie windelweich und lässt sich auch an den Kindern aus. Eines Abends kommt es dann zum Äußersten. Als er wieder einmal im Vollsuff seine Wut an Josie auslässt, ihre Kinder daraufhin denken, er habe sie nun endgültig umgebracht, greift der Sohn zur Waffe und erschießt Stuart im Schlaf. Ein Polizistenmord, ein schweres Verbrechen auf das die Todesstrafe in Mississippi steht auch wenn er nicht im Dienst gewesen ist. Anwalt Jake Brigance wird der Fall zugeteilt. Dieser ist so gar nicht begeistert davon die Aufgabe zu übernehmen, denn einen Polizistenmörder zu verteidigen könnte die gesamte Kleinstadt gegen ihn aufbringen. Jedoch wird ihm schnell klar, für wen er kämpft. Einen 16 jährigen, in der Entwicklung verzögerter Jugendlicher, der in der Tatnacht dachte seine Mutter verloren zu haben und das Richtige zu tun um sich und seine Schwester davor zu bewahren die nächsten zu sein, die Stuart Kofer umbringen könnte. Jake Brigance arbeitet hart um Drew Gamble davor zu bewahren im Todestrakt zu enden und begibt sich dafür sogar selbst in Gefahr und in finanzielle Nöte. Doch reicht das? Ist es möglich, dass eine Jury in den tiefgläubigen Südstaaten einen Mörder freispricht?📖
Mein erster Grisham. Oft und gerne schon hab ich die Verfilmungen seiner Bücher wie z.B. ,,Die Jury", ,,Die Firma" oder ,,Das Urteil" gesehen. Nun wollte ich auch endlich mal einen seiner, doch meist umfangreicheren, Justizromanen lesen. Ein weitere Fall mit Jake Brigance aus ,,Die Jury" schien für mich da am verlockensten. Und ich wurde nicht enttäuscht. Nachdem die Geschichte mit dem schrecklichen Geschehnis in einer dunklen Frühlingsnacht begann fühlte man sich auf den nächsten Seiten sofort versetzt ins kleine Clanton in Mississippi und tauchte ein in Mr. Brigance Anwaltlsleben und seine täglichen Sorgen. Noch immer hat Brigance einen Namen durch den sensationellen Freispruch, den er für Carl Lee Hailey nach dessen Mord an den Peinigern seiner Tochter damals erwirkt hat. Das ist jedoch bereits fünf Jahre her und seine Auftragslage hat sich seither wieder verschlechtert. Er hat nur einen großen Fall an der Angel, ein Bahnunglück, bei dem eine ganze Familie umkam. Er hat Hoffnung, dass dieser Fall ihm wieder etwas mehr Geld in die Kasse spült. Just in dieser Vorbereitungsphase zu dem Fall wird ihm die Mordsache mit Drew Gamble zugeteilt, was ihm so gar nicht gefällt. Er hofft den Fall schnell wieder loszuwerden denn einen Polizistenmörder zu verteidigen könnte ihm so einige Unannehmlichkeiten einbringen. Doch es kommt anders. Brigance verrichtet nicht nur seinen Job, er begibt sich sogar in Gefahr und verschuldet sich dafür. Er geht in seiner Aufgabe wieder voll auf und kämpft mit seinem Team für die Gerechtigkeit. Es war interessant über seine Strategien zu lesen und auch so einige Informationen über die Rechtslage und Vorgehensweisen in den USA in den 90ern vermittelt zu bekommen. Es gab ein paar unvorhergesehene Wendungen, was ich sehr spannend fand und mich immer wieder erneut am Ball blieben ließ. Ein wenig hatte ich etwas mehr Tiefgang erwartet, aber bei der Menge an Personen, die eine Rolle spielten, war das wohl nicht wirklich möglich. Und es war ja auch ein Justizthriller und kein Milieudrama. Ich fühlte mich sehr gut unterhalten und fieberte mit. Jedoch gab es durchaus zwei Dinge, die mich etwas gestört haben. Ich weiß, dass man die Geschichte im Kontext zur damaligen Zeit und der Tatsache, dass sie im tiefgäubigen Süden der USA spielte, sehen muss. Aber es war dennoch schwer zu lesen wie Brigance die Schwangerschaft einer Zeugin als Spielball nutzen wollte, damit sie vor der Jury noch glaubwürdiger erschien. Er wollte, dass sie es bekam obwohl sie minderjährig und ein Opfer war. Eine Abtreibung hätte die Jury seiner Ansicht nach nicht verstanden und hätte sie gar gegen sie aufgebracht. Das Mädchen stand von vielen Seiten stark unter Druck, aber dennoch hat mich das doch etwas aufgeregt. Solch eine tiefgreifende Entscheidung obliegt immer der schwangeren Frau und nur ihr. Ein Kind ist kein ,,Beweisstück", das man als Mittel zum Zweck austrägt und benutzt.
Desweiteren zog sich die Geschichte doch so ziemlich in die Länge. Sie wurde zwar nie langweilig, jedoch dachte ich nach 300 Seiten etwa, vielleicht sollte der Prozess mal so langsam beginnen. Vorbereitung und Einleitung sind zwar wichtig, dass die Hauptverhandlung dann aber erst auf Seite 518 von 672 stattfand, fand ich doch ein wenig sehr weit nach hinten geschoben.
Nichtsdestotrotz, im Gesamten hat mich mein erstes Buch von Grisham gut gefesselt und unterhalten und es war bestimmt nicht das letzte von ihm, was ich gelesen hab. Gefallen hat mir auch, dass ich es ohne jegliches Vorwissen, also die ersten zwei Brigance Thriller, lesen konnte.
Es soll offenbar sogar demnächst eine Verfilmung geben und zwar wieder mit Matthew McConaughey als Jake Brigance. Eine Sache, auf die man sich sicher auch freuen kann. (4/5)⭐️🙂