Cover des Buches Redemption Road - Straße der Vergeltung (ISBN: 9783570103104)
Buecherspiegels avatar
Rezension zu Redemption Road - Straße der Vergeltung von John Hart

Vergeltung, Wut, Rache, Zorn, Folter, Macht versus Liebe, Vergebung, Mitleid, Schutz, Würde

von Buecherspiegel vor 7 Jahren

Kurzmeinung: rasanter, packender, bildgewaltiger und leider realitätsnaher Thriller, der einem den Atem zu rauben vermag

Rezension

Buecherspiegels avatar
Buecherspiegelvor 7 Jahren

Wenn nicht die Waffengewalt in Amerika so allgegenwärtig wäre, der Zugang zu Pistolen selbst für Kinder sehr leicht, dann könnten Autoren wie John Hart weniger realitätsnah schreiben wie er in seinem neuen Buch „Redemption Road – Straße der Vergeltung“.

Der bereits vielfach ausgezeichnete Hart schreibt temporeich, spannend und in einer starken Bildersprache in diesem Buch über die Versuchung der Vergeltung. Dabei hat auch die sehr an einer Sekte erinnernde Kirche einer der Protagonisten eine große Rolle. Die Polizistin Elizabeth ist Tochter eines Predigers, der Strenge und Abhängigkeit an das gesprochene Wort, nämlich seines, als unabänderlich ansieht. Dabei übersieht er, dass er Liebe, Güte und Vergebung mit Unbarmherzigkeit, Härte und falschen Ritualen verwechselt. Dieser Vater-/Tochter-Konflikt ist eines der Erzählstränge im Buch.

Eine weitere Geschichte darin ist die des wegen Mordes verurteilten Polizisten Adrian, der nun nach dreizehn Jahren Haft endlich aus der Hölle entlassen werden soll. Empfangen wird er vom Sohn des Opfers, einem Kind noch, Gideon, der seine Waffe gegen Adrian erhebt. Adrian ist der Grund, warum Elizabeth überhaupt zur Polizei ging, sie hat nie geglaubt, dass er die Mutter von Gideon ermordet hat und das ausgerechnet in der Kirche von ihrem Vater. Vor dreizehn Jahren war Gideon noch ein Baby, sie hat sich als Frau und Polizistin für ihn verantwortlich gefühlt, sich um ihn all die Jahre gekümmert, sein eigener Vater war in seiner Trauer nie dazu in der Lage. Adrian wiederum wurde im Gefängnis schrecklich gefoltert, soll er doch das Geheimnis eines alten Mitgefangenen vor dessen Tod erfahren haben. Nun ist also nicht nur Gideon hinter ihm her, auch der Gefängnisdirektor lässt ihn nicht aus den Augen. Das also eine weitere Geschichte in der Geschichte.

Aber das ist noch nicht alles. Hart hat noch eine weitere brisante Verstrickung für die Leserschaft parat: Elizabeth soll bei der Befreiung eines Entführungsopfers die beiden Täter mit unverhältnismäßig vielen Kugeln zur Strecke gebracht haben. Sie ist vom Dienst suspendiert und muss nun die Untersuchung abwarten. Wie bei Gideon handelt es sich auch hier um einen jungen Menschen, Channing. Sie wuchs in einem behüteten Elternhaus auf, an Geld mangelt es nicht. Der Autor legt noch eine Schippe drauf und behandelt das Thema der gut situierten Frau mit einem Suchtproblem gleich mit dazu. Dass sich die Erzählstränge nicht verheddern, es immer spannend bleibt und das Tempo immer höher wird, das ist Schreibkunst.

Jeder ist mit jedem irgendwie im Konflikt, Vertrauen ist selten da. Ob es nun Elizabeth mit ihren beiden Schützlingen ist, die Adrian helfen möchte ihn vom Verdacht ein Mörder zu sein zu befreien. Oder der Gefängnisdirektor mit seinen Wärtern, der gewisse Drähte zur Polizei hat und unbedingt alle Beteiligten mit Gewalt zum Sprechen oder zum Schweigen zu bringen. Der Prediger, der liebend gerne seine verloren geglaubte Tochter wieder in seiner Kirche empfangen würde, sie alle ringen miteinander um die Wahrheit. Mittendrin aber passieren weitere Morde an Frauen, die wie Gideons Mutter in der alten Kirche aufgebahrt werden. Und alle nach der Freilassung von Adrian. Ist er doch der Täter?

Hart verbindet Machtspiele, Korruption, falsch verstandenen Glauben, den Wunsch nach Rache und das ewig gleiche Bindemittel: Geld, gekonnt miteinander. Dass die Gewalt, ausgeübt mit einem Gegenstand, der in der westlichen Welt nirgends so leicht offiziell und legal zu bekommen ist wie in Amerika, am Ende für alle Beteiligten doch auch erschreckend ist, ist ein geringer Ausgleich für alle positiv besetzten Gefühlslagen der Protagonisten.

Weiter Informationen über den Autor zum Beispiel unter: https://de.wikipedia.org/wiki/John_Hart_(Schriftsteller)

Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks