Cover des Buches Last Night in Twisted River (ISBN: 9781408802144)
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Rezension zu Last Night in Twisted River von John Irving

Rezension zu "Last Night in Twisted River" von John Irving

von Rock-n-Roll vor 14 Jahren

Rezension

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Rock-n-Rollvor 14 Jahren
In dem neuesten Meisterwerk von John Irving, geht es um den Koch, Dominic, der in einem Holzfällerkamp arbeitet. Sein 12 Jahre alter Sohn Daniel, tötet die Geliebte des Vaters; er hält sie für einen Bären, der in der Nacht ins Haus eingedrungen ist. Fortan sind Vater und Sohn auf der Flucht vor dem Gesetz, in Form von Sheriff Carl, dessen Freundin die Tote war. Für den jungen Daniel ist die Flucht - zunächst nach Boston - auch ein Glücksfall, denn sein Talent fürs Schreiben wird entdeckt und er darf eine renommierte Schule besuchen und wird ein sehr bekannter Schriftsteller. Ketchum, der beste Freund des Vaters, ein Holzfäller, lebt weiterhin im Kamp und hat regen Briefkontakt mit Dominic und Daniel. So kommt der Sheriff den beiden immer wieder sehr nahe, bis sie letztendlich aufgespürt werden. Dieser Roman ist, wie viele andere von Irving, zu einem kleinen Teil autobiographisch. Die Themen sind auch hier wieder Neuengland, das Ringen, Schriftstellerei, Bären, die Angst ein Kind zu verlieren, das Fehlen eines Elternteils und tödliche Unfälle. Irving ist auch hier sehr detailversessen, somit wirkt der Roman teilweise viel länger als er sein müsste; zum anderen wird aber oft Bezug auf Dinge genommen, die der Leser bereits aus einem früheren Kapitel kennt und die in sich geschlossen und stimmig sind. Neu bei Irving ist, dass dieses Buch recht politisch ist - Ketchum kritisiert an Daniel, dass dieser sich in seinen Büchern zu selten politisch äußert . Die Ereignisse des 11. September werden nüchtern behandelt und von Ketchum, meines Erachtens der eigentliche Star des Buches, rüde kommentiert. Manche Kommentare wirken etwas aufgesetzt, somit stellt man sich die Frage, wieso Irving nun politisch wird. Vielleicht um ernster genommen zu werden? Ein weiterer kleiner Kritikpunkt ist die fehlende Schuldfrage nach dem versehentlichen Tod der Geliebten. Daniel wächst auf ohne sich darüber Gedanken zu machen, welche Schuld er trägt und auch ohne erkennbare Wiedergutmachung, sei sie auch nur gedanklich - es wird der Eindruck erweckt, einen Menschen aus Versehen zu töten und sich der eigenen Schuld nicht zu stellen, ist schon irgendwie in Ordnung, solange man so sympathisch ist, dass sämtliche Mitwisser einen decken und sogar töten würden um einen zu beschützen. Die Sprache ist recht einfach, somit sollte man das Buch unbedingt auf englisch lesen, die deutsche Fassung kann im direkten Satzvergleich überhaupt nicht mithalten, es gehen viele Informationen sogar verloren. Wie immer sind die Beschreibungen und Orten sehr gelungen und auch die kulinarischen Highlight aus der italienischen und asiatischen Küche für jeden lesenswert, der selbst gerne kocht. Der Roman bleibt lange im Gedächtnis und hinterlässt ein sentimentales Gefühl, nicht zuletzt, weil er einen so langen Zeitraum umspannt und die Vergänglichkeit und Bedeutung des eigenen Lebens beim Lesen immer wieder deutlich macht. Alleine Ketchum als Figur ist so interessant, dass sich das Lesen sehr lohnt. Ein tolles Buch.
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