Von der Notwendigkeit nicht aufzugeben, auch wenn es deine Feinde ebenfalls nicht tun
von The iron butterfly
Rezension
Dominic Baciagalupo sorgt mit seinen Kochkünsten in den Wäldern von New Hampshire für das leibliche Wohl der Männer und Frauen im Flößer- und Holzfällercamp. Im beengten Kochhaus lebt er mit seinem 12-jährigen Sohn Danny, den er mit gutem Essen und väterlicher Fürsorge im rauhen Gefüge zwischen Mensch und Natur erzieht. Als der kleine Danny eines Nachts im Dunkeln die Geliebte seines Vaters mit einem Bären verwechselt, ist der Tod nicht das erste Mal zu Besuch bei ihnen, aber dieses Mal müssen Dominic und Danny um ihr Leben fürchten, denn der brutale Dorfpolizist wird die Schmach des Gehörnten nicht auf sich sitzen lassen.
Auf ihrer Flucht begleitet Dominic und Danny jedoch nicht nur die stetige Angst vor Constable Carls Rache, sie lernen auch viele neue Küchen und Restaurants, schmackhafte Rezepturen und besondere Menschen kennen. Und immer bleibt da der Kontakt zum bärbeißigen Holzfäller Ketchum, der die Stellung in Twisted River hält, weil das Leben in der Stadt ihm sowieso nicht gefällt und er Constable Carl so besser unter Beobachtung halten kann.
Eine Geschichte um alleinerziehende Väter und ihre Söhne, um mächtig große Frauen und ihre Stärken und Schwächen. Es wird ein wenig im Wettkampf und viel mit dem Leben gerungen, es wird gekocht, gegessen, geliebt, gehasst, es wird geflüchtet und getötet. Irving erzählt von wichtigen Vorbildern, echten Freunden, vielen Engeln und den tiefverwurzelten Ängsten geliebte Menschen zu verlieren, und es geht um die Schriftstellerei und um John Irving selbst. Letzte Nacht in Twisted River erscheint mir ein sehr persönlicher Roman zu sein, ein Rückblick auf ein Werk, aber auch auf ein Leben. Aber jedes Ende ist der Beginn von etwas Neuem und so darf nicht nur Danny Baciagalupo am Ende die Hoffnung auf das große Abenteuer seines Lebens äußern, auch die Irving Gemeinde darf sich auf alles Weitere freuen.